Auf die Bretter

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Heute möchte ich Sie ein wenig teilhaben lassen, einen exklusiven Einblick gewähren, eine Homestory gewissermaßen, nur ohne Fotos, aber das kommt mir zupass, ich bin nicht sonderlich fotogen, da hilft auch Photoshop nur bedingt. Außerdem geht es auch „nur“ an meinen Schreibtisch, denn was ich Ihnen heute enthüllen will, ist quasi die Entstehungsgeschichte dieses Editorials. Falls Sie sich also jemals die Frage gestellt haben: „wie macht der das, wie fällt dem bloß jede Woche eine neue krude Geschichte ein?“, dann kommt hier die Antwort. Denn das war diese Woche so: Am Dienstagabend schoss mir der erste „hab-ich-eigentlich-schon-eine-Idee-für-den-MM?“-Gedanke durch den Kopf, den ich prompt verneinen musste. Am frühen Mittwochmorgen hoffte ich darauf, dass der Donald, wie wir den US-Präsidenten in der Redaktion liebevoll nennen, doch bitte noch einen raushauen möge, vor Freitag. Das mit der unbotmäßigen Kritik an der Notenbank Fed hatten wir ja schon mal, das war jetzt nicht wirklich spektakulär, und auch die Tweets gegen seinen ehemaligen Anwalt und best bud Cohen waren kaum geeignet, daraus für Sie eine unterhaltsame Geschichte zu stricken. Da wäre aus der möglichen Begnadigung seines früheren Wahlkampfmanagers Manafort – gerade wegen Betrugs schuldig gesprochen, Strafmaß max. 80 Jahre – oder dem Infight mit Justizminister Sessions thematisch schon mehr zu machen, aber hey – der Knaller der Woche kam aus den eigenen Reihen! Aus mehr oder weniger heiterem Himmel schickte Continental (WKN: 543900 / ISIN: DE0005439004) am Mittwoch um 11.10 Uhr eine Gewinnwarnung raus (weshalb um 11.11 Uhr unser Call ausgeknockt wurde, aber dazu kommen wir weiter unten noch), und traten damit eine Lawine los, die 1. den Kurs der Aktie mit dem größten Tagesverlust seit dem 26. Januar 2009 zweistellig in den Keller (= auf den niedrigsten Stand seit November 2014) schickte. Und 2. die gesamte Automobilbranche unter Druck setzte: Denn neben den deutschen Autobauern, die zwischen 0,8% (BMW) und 1,4% (Volkswagen) verloren, sackten in der darauffolgenden Nacht auch die japanischen Konkurrenten deutlich ins Minus: Bridgestone, Nissan, Toyota – zwischen rot und tiefrot. Suzuki schmierte gar um rund 5% ab. Was das bedeuten könnte?

Die guten Zeiten sind vorüber

Nun – dass die guten Zeiten in der Branche vorüber sind, beispielsweise. Von nix kommt nix, die Gewinnwarnung von Continental könnte möglicherweise die Spitze eines Eisbergs sein, dessen Ausmaß zum derzeitigen Zeitpunkt noch gar nicht absehbar ist. Für den DAXsector Automobile (WKN: 966008), in dem die deutschen Automobilhersteller und -zulieferer gelistet sind, ging es jedenfalls auf ein neues Jahrestief – und gleichzeitig auf das Kursniveau vom vergangenen August. Um das richtig einordnen zu können, muss man wissen, dass der Index zwischenzeitlich (= Mitte Januar) bei 1.865 Zählern stand, seither also rund 24,2% verloren hat. Knapp ein Viertel, das ist nicht wenig. Den Blick auf den EURO STOXX Automobiles & Parts schenken wir uns an dieser Stelle, denn 1. haben wir genug gesehen, und 2. sieht der ohnehin genauso aus. In etwa jedenfalls. Oh, und wer unter Ihnen sich schon die ganze Zeit über fragt, wann denn endlich der Schwenk hin zum Gesamtmarkt kommt – der kommt heute gar nicht mehr. Warum? Weil es schlichtweg nichts weiter darüber zu berichten gibt. Der DAX trat in den zurückliegenden Sitzungen dergestalt auf der Stelle, dass der Montag mit seinem Tagesgewinn von genau einem Prozent tatsächlich das einzige Highlight blieb. Der Sprung über den doppelten Widerstand aus 12.300er-Marke und März-Aufwärtstrendgerade war dabei offensichtlich so kräftezehrend, dass seitdem – quasi nichts mehr passiert ist. Außer bei den Einzelwerten, aber das hatten wir ja schon. Ach so, Sie vermissen noch die Gegenspieler, die den DAX in der Balance hielten? Das war vor allem Bayer, die auf Wochensicht zwischenzeitlich über 7% aufsatteln konnten – was nach dem zweistelligen Kursverlust der Vorwoche allerdings eher unter der dem Hashtag #Gegenbewegung lief. Und Deutsche Börse, +5,1%. Oder Henkel, aktuell +3,7%, Tendenz nach dem Donnerstag leider wieder fallend.

PrimequantsEin Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

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