BMW, Daimler und VW: Ein echtes Kartell oder doch nur heiße Luft?

Bildquelle: markteinblicke.de

Die deutsche Automobilindustrie ist das Herzstück der heimischen Wirtschaft. Umso erstaunlicher mit welcher Mühe Teile in diesem Land versuchen, die Automobilindustrie zu schädigen. Neuestes Beispiel ist der Kartellvorwurf, den der SPIEGEL in seiner neuesten Ausgabe erhebt.

Kein Kurssturz. Die Aktienkurse der drei im DAX-notierte Autobauer BMW (WKN: 519000 / ISIN: DE0005190003), Daimler (WKN: 710000 / ISIN: DE0007100000) und Volkswagen (WKN: 766403 / ISIN: DE0007664039) zählten an den letzten beiden Handelstagen zu den größten Verlierern. Kein Wunder: Nach dem großen Dieselgate-Skandel bei VW ist die Sorge groß, dass etwas ähnliches wieder passieren könnte.

Doch betrachtet man die Kursverluste realistisch, handelt es sich beim aktuellen Fall und dem Dieselgate-Skandel um zwei paar verschiedene Schuhe. Würde der Kapitalmarkt ein ähnliches Kaliber erwarten, wäre der Kursrückgang ein Kurssturz und nicht bloß eine Korrektur.

Erlaubte Zusammenarbeit? Dieselgate war ein in den USA nachgewiesener Verstoß gegen US-Grenzwerte und eigene Angaben. Was derzeit im Raum steht – nun, so ganz genau weiß das niemand. Es ist die Rede von Absprachen über die Größe von AdBlue-Tanks (AdBlue ist ein Harnstoff-Produkt zur Abgasreinigung) sowie weitere Geheimtreffen, wo es um Technik, Kosten, Zulieferer gegangen sein soll.

Die Treffen sind insofern schlüssig, weil die deutsche Automobilindustrie seit 1996 das mit baden-württembergischer Förderung entstandene “Abgaszentrum der Automobilindustrie GbR” betreibt. In der Beschreibung dazu heißt es:

Wir sind ein Gemeinschaftsunternehmen der Automobilhersteller AUDI AG, BMW AG, Daimler AG, Porsche AG und Volkswagen AG. Unser Sitz ist in 71287 Weissach im Entwicklungszentrum der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG. Im Auftrag unserer Gesellschafter betreiben wir Vorentwicklung auf dem Gebiet der Abgasnachbehandlung an Otto- und Dieselmotoren in Personenkraftwagen.

Über dieses Gemeinschaftsunternehmen wird aber erstaunlicherweise in der Presse kaum berichtet. Gestoßen sind wir auf das Unternehmen durch diesen Artikel: “Ein geheimes Autokartell mit Website und Steuernummer?”. Ebenfalls erwähnenswert findet es nur Auto, Motor und Sport. Doch das nur am Rande.

Die Organisationsstruktur macht jedenfalls deutlich, dass Arbeitstreffen regelmäßig stattfanden. Von der Existenz des Abgaszentrums weiß man übrigens wohl auch beim SPIEGEL, der 1996 bemängelte: “Der Aufbruch in die gemeinsame Abgasforschung kommt allerdings mit reichlicher Verspätung.” Zudem:

Das gemeinsame Abgaszentrum wurde übrigens 1996 bereits vom Bundeskartellamt (Seite 112) untersucht und toleriert. Da dort ergebnisoffene geforscht wird jeder Autobauer anschließend machen kann, was will, hatte man offenbar keine Bedenken bei dieser Form der Zusammenarbeit.

Zurück zu AdBlue. Die Harnstofflösung ist eine seit über zehn Jahren eingetragene Marke des Verbands der Automobilwirtschaft und daher auch überall unter diesem Label im Einsatz. AdBlue wird in den Abgasstrom eingespritzt und führt dort zu einer selektiven katalytischen Reduktion. Dabei reagieren Stickoxide und Ammoniak zu Wasser und Stickstoff (mehr Details bei wikipedia).

Ob und inwiefern das Ganze sich tatsächlich als Skandal oder gar Kartell herausstellt, werden die Untersuchungen zeigen. BMW ging am Montag in die Offensive: “Den Vorwurf, dass aufgrund zu kleiner AdBlue-Behälter eine nicht ausreichende Abgasreinigung in Euro 6 Diesel-Fahrzeugen der BMW Group erfolgt, weist das Unternehmen entschieden zurück.”

Am Ende ist der Skandal wohl deutlich kleiner, als vom SPIEGEL dargestellt. Allerdings darf man davon ausgehen, dass bis zur Bundestagswahl die Thematik in schöner Regelmäßigkeit durch das mediale Dorf getrieben wird.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre markteinblicke.de-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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