Biontech muss sich umorientieren

mRNA-Impfstoffspezialist sucht Betätigungsfelder abseits von COVID-19

(Bildquelle: Pixabay / spencerbdavis1)

Der Mainzer Biotechkonzern Biontech (WKN: A2PSR2 / ISIN: US09075V1026) hat sich im Kampf gegen die Corona-Pandemie in besonderer Weise hervorgetan. Nun muss das zeigen, was es abseits von COVID-19-Impfstoffen draufhat.

Abschied von COVID-19

Zum 2. Februar wurde die Maskenpflicht in Zügen und Bussen des Fernverkehrs ausgesetzt. In der Folge fielen weitere Corona-Schutzmaßnahmen. Die letzten sollen bis 7. April 2023 gelten. Dazu gehört beispielsweise die FFP2-Maskenpflicht beim Besuch von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.

In Arztpraxen, Dialyseeinrichtungen und weiteren Einrichtungen des Gesundheitswesens ist das Tragen einer FFP2-Maske auch für Patienten noch verpflichtend. Das Auslaufen der verschiedenen Schutzmaßnahmen ist ein Ausdruck davon, dass Deutschland die Pandemie hinter sich lässt. Dies bedeutet für Biontech wiederum, dass das Unternehmen in einer Nach-COVID-19-Welt seinen Platz finden muss.

Im Showgeschäft heißt es, dass Ruhm vergänglich ist. So haben Anleger im Fall von Biontech bereits die Milliardengewinne vergessen, die das Mainzer Biotechnologieunternehmen mit seinem mRNA-basierten COVID-19-Impfstoff generieren konnte. Es stellt sich die Frage, was als nächstes kommt.

Interessante Kandidaten

In diesem Fall hilf es, wenn sich Biontech und sein Partner Pfizer neuen Projekten widmen. Eines davon ist die Suche nach Impfstoffen gegen Gürtelrose. Dazu hatte Biotech Anfang Februar den Beginn einer Phase-1/2-Studie bekannt gegeben. Diese soll bis zu 900 gesunde Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von 50 bis 69 Jahren in den Vereinigten Staaten umfassen.

Genauso wie der COVID-19-Impfstoff soll auch das getestete Gürtelrose-Vakzin mithilfe der mRNA-Technologie entwickelt werden. Im ersten teil der Studie geht es um die Auswahl des optimalen mRNA-Impfstoffkandidaten sowie der Dosisstufe, des Dosierungsschemas und der Formulierung für die weitere Untersuchung im Phase-2-Teil.

Dort werden Studienteilnehmer über einen längeren Zeitraum beobachtet, um zu überprüfen, wie lange der Impfschutz anhalten wird. Anders als im Fall von COVID-19 gibt es bereits Impfstoffe gegen Gürtelrose. Biontech und Pfizer geht es unter anderem um eine hohe Wirksamkeit und gute Verträglichkeit. Ob jedoch ähnliche Erfolge wie im Fall von COVID-19 herausspringen, bleibt abzuwarten.

Einträgliches Geschäft

Auch im Geschäftsjahr 2022 waren die Geschäftsergebnisse Biontechs sehr stark von den Verkäufen des COVID-19-Impfstoffes beherrscht. Allerdings waren die Umsatzerlöse sowohl im vierten Quartal als auch im Gesamtjahr 2022 im Vorjahresvergleich rückläufig.

Dies zeigt, dass sich die Welt von COVID-19 verabschiedet und es auch genügend Alternativen gibt. Konzernweit lagen die Erlöse bei 17,3 Mrd. Euro, nach 19,0 Mrd. Euro im Vorjahr. Im Schlussquartal waren die Erlöse um knapp 23 Prozent auf 4,3 Mrd. Euro rückläufig. Im Gesamtjahr lag der Nettogewinn bei 9,4 Mrd. Euro, nach 10,3 Mrd. Euro im Vorjahr.

Auch wenn dies immer noch beeindruckende Zahlen für Unternehmen sind, das 2019 Umsatzerlöse von etwas über 100 Mio. Euro erzielt hatte, wird an den Börsen nun einmal die Zukunft gehandelt. Marktteilnehmer erwarten entsprechend das “next bix thing”.

Neuer Fokus

Da an das bei Biontech natürlich auch weiß, ging es gleich zu Beginn der Quartalsmitteilung um Themen abseits von COVID-19. Dazu gehörte beispielsweise der Verweis auf den Ausbau und die Weiterentwicklung der Onkologie-Pipeline mit insgesamt 20 Produktkandidaten in 24 laufenden klinischen Studien, einschließlich fünf randomisierter Phase-2-Studien.

Außerdem sei der Start mehrerer Studien mit Zulassungspotenzial für 2023 und 2024 geplant. Verweisen wurde auch die angekündigte Lizenzvereinbarung mit OncoC4 zur Ergänzung des Onkologie-Portfolios des Unternehmens mit einem sogenannten Checkpoint-Immunmodulator der nächsten Generation im klinischen Stadium.

Mein Fazit

Die ersten Marktreaktionen auf die jüngsten Biontech-Zahlen fielen negativ aus. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Einnahmen aus dem Verkauf des COVID-19-Impfstoffs immer weniger werden. Allerdings bieten sich Biontech in vielen anderen Bereichen Chancen, mit seinen Impfstoffkandidaten aufzutrumpfen, während die Aktie für interessierte Anleger zuletzt deutlich günstiger geworden ist.

Wer von den Impfstoff-Entwicklern überzeugt ist, allerdings das Einzelaktien-Risiko vermeiden und stattdessen auf die positive Kursentwicklung eines ganzen Aktienkorbs von Unternehmen setzen möchte, kann sich das Indexzertifikat (WKN: DA0AB4 / ISIN: DE000DA0AB48) auf den Pharma Impfstoff-Aktien Index anschauen. In diesem sind neben Biontech weitere Player aus diesem Bereich wie Moderna, Novavax und Curevac vertreten.