Elterngeld – wo bleibt die Parität?

Der Väteranteil bei den Elterngeldbezieher steigt leicht, ist aber immer noch gering im Vergleich zu dem Mütteranteil.

(Bildquelle: pixabay / MabelAmber )

Der Anteil der Väter, die Elterngeld bezogen, stieg im letzten Jahr zwar leicht an, die Bezugsdauer ging jedoch zurück und ist nach wie vor deutlich geringer als bei den Müttern. Außerdem gibt es, je nach Bundesland, große Unterschiede bei der Inanspruchnahme des Elterngeldes, wie das Statistische Bundesamt mitteilt.

Weniger Menschen beziehen Elterngeld

Der Anteil der Mütter, die Elterngeld beziehen, liegt bei knapp 75 Prozent. (Bildquelle: pixabay / ParentiPacek)

Insgesamt bezogen im Jahr 2022 knapp 1,8 Millionen Menschen Elterngeld, der Anteil der Bezieher sank damit um rund 22.700 Personen oder 1,2 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021. Der Frauenanteil lag bei knapp 1,4 Millionen und der Männeranteil bei 482.000.

Damit hat sich die Zahl der Männer mit Elterngeldbezug im Vorjahresvergleich um 10.000 oder 2,1 Prozent erhöht. Die Zahl der leistungsbeziehenden Frauen ging dagegen um 32.800 oder 2,3 Prozent zurück.

Dadurch stieg der Väteranteil an allen Elterngeldbezügen im Jahr 2022 auf 26,1 Prozent (2021: 25,3 Prozent). Der kontinuierliche – wenn auch langsame – Anstieg des Väteranteils hat sich damit fortgesetzt. Im Jahr 2015 hatte er noch bei 20,9 Prozent gelegen.

Große Unterschiede im Bundesländervergleich beim Väteranteil

Im Vergleich der einzelnen Bundesländer gibt es große Unterschiede, bei den Bezügen des Väteranteils. An der Spitze steht 2022 – wie im letzten Jahr – Sachsen mit einem Verhältnis von 30,2 Prozent. Auf den Plätzen 2-4 folgen Thüringen mit 28,4 Prozent, Bayern mit 28,3 Prozent und Baden-Württemberg mit 28,3 Prozent. Im Saarland war der Väteranteil mit 20,3 Prozent – wie im Vorjahr auch – am niedrigsten.

Bezugsdauer bei Männern sinkt leicht

Die durchschnittliche Dauer des geplanten Elterngeldbezugs lag bei den Frauen im Jahr 2022 – wie schon im Vorjahr – bei 14,6 Monaten. Im Vergleich zu den Vorjahren stieg die geplante Bezugsdauer damit leicht. Im Jahr 2020 lag diese noch bei 14,5 Monaten und im Jahr 2019 bei 14,3 Monaten.

Der Anteil an Vätern die Elterngeld beziehen steigt zwar, aber die Dauer verringert sich leicht. (Bildquelle: pixabay / StockSnap )

Die von Männern angestrebte Bezugsdauer war mit durchschnittlich 3,6 Monaten dagegen deutlich kürzer und hat sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren sogar leicht verringert (2019 bis 2021: 3,7 Monate).

Politik sieht noch eine Menge Arbeit

Nina Stahr, Sprecherin für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung der Grünen-Fraktion, sagte in Berlin, „die Daten zeigten, dass wir gesellschaftlich noch weit von einer gleichberechtigten Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit entfernt sind“. Zwar gebe es einen positiven Trend, wonach mit 26,1 Prozent immer mehr Väter Elternzeit nehmen, „doch vom Wunsch vieler junger Familien nach paritätischer Aufteilung sind wir noch weit entfernt. Auch die Bezugsdauer unterscheidet sich nach wie vor erheblich zwischen Frauen und Männern.“

Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, erklärte, auch wenn es grundsätzlich erfreulich sei, dass sich der Anteil der Väter minimal erhöht habe, „ist die Quote der Väter, die Elterngeld beziehen, doch nach wie vor erschreckend gering“.

Problematisch sei zudem, dass die Bezugsdauer der Väter weiter leicht sinkt, obwohl diese mit rund 3,6 Monaten schon deutlich geringer ist, als bei den Müttern.