Aktien/Anleihen: Der richtige Portfolio-Mix

Die Rückkehr der Zinsen wirft die Frage auf, wie Anleger ihr Portfolio am besten ausgewogen gestalten können.

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Mit den Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) erstrahlen Anleihen bei der Portoflio-Allokation in neuem Glanz.

Die Renditen von 10-jährigen Bundesanleihen sind Anfang des Jahres auf fast 2,7 Prozent gestiegen. Obwohl dies auf den ersten Blick nicht besonders beeindruckend erscheint, müssen wir weit in die Vergangenheit blicken, um vergleichbare Zinsniveaus zu finden. Tatsächlich liegt der letzte vergleichbare Zinssatz zwölf Jahre zurück.

Es ist auch wichtig zu beachten, dass es vor nur 15 Monaten noch negative Zinssätze für diese Anleihen gab. Angesichts dieser Entwicklungen sind dies positive Nachrichten. Schließlich können Rententitel in Krisenzeiten eine beruhigende Wirkung auf die Volatilität im Portfolio haben und somit zur Stabilisierung von Depots beitragen.

Die richtige Mischung ist individuell

Die Rückkehr der Zinsen wirft die Frage auf, wie Anleger ihr Portfolio am besten ausgewogen gestalten können. Sicherheitsorientierte Investoren schwören oft auf eine 30/70-Aufteilung, also 30 Prozent Aktien und 70 Prozent Anleihen. Offensive Anleger machen oft von dem umgekehrten Verhältnis Gebrauch. Andere Empfehlungen halten eine Aktienquote von 60 Prozent bei chancenorientierten Depots für ideal.

Aber sind solche Faustregeln wirklich praktikabel? Ja, sie bieten eine wichtige Orientierung. So hätte ein aktienbetonter 60/40-Mix auf Sicht der letzten 120 Jahre durchschnittlich rund 0,6 Prozent mehr Rendite pro Jahr erzielt als eine anleihenlastige 40/60-Kombination. Die Frage nach dem richtigen Verhältnis ist auch deshalb so wichtig, weil selbst kleine Renditeunterschiede auf lange Sicht eine enorme Wirkung auf die Gesamtperformance des Portfolios entfalten können.

Gleichwohl gibt es keine in Stein gemeißelte Formel für den richtigen Mix, da die Anlageziele, Anlagehorizonte und individuellen Chance-Risiko-Profile zu unterschiedlich sind. Es macht einen erheblichen Unterschied, ob das Geld beispielsweise für wenige Jahre investiert werden soll oder ob es dem langfristigen Vermögensaufbau dient. Es macht auch einen Unterschied, ob der Anleger ein junger Mensch am Anfang seiner Berufskarriere oder ein Senior ist, der auf seine private Altersvorsorge angewiesen ist.

Tipps für die richtige Balance im Portfolio

Eine pauschale Formel für den idealen Mix aus Aktien und Anleihen gibt es nicht. Doch es gibt einige Hinweise, die bei der individuellen Zusammenstellung des Portfolios helfen können. Der erste Tipp lautet: Analysieren Sie gründlich Ihre eigene Lebenssituation. Nur wer seine finanzielle Situation und Anlageziele kennt, kann die passende Balance finden. Hierbei spielen Fragen wie die eigene Risikobereitschaft oder das Vorhandensein von Vermögenswerten eine wichtige Rolle. Ebenfalls von Bedeutung ist, was mit dem Angesparten geschehen soll und wann es voraussichtlich gebraucht wird.

Der zweite Tipp lautet: Überprüfen Sie regelmäßig Ihr Portfolio! Denn ein einmal gewählter Mix ist nicht zwingend für alle Zeiten perfekt. Mit der Zeit können sich die eigenen Lebensumstände oder Anlageziele ändern, so dass ein sogenanntes Rebalancing der Allokation sinnvoll sein kann. Es geht dabei um eine Umschichtung von Aktien in Anleihen oder umgekehrt. Warum kann das notwendig sein?

Zum Beispiel, weil eine Erbschaft gemacht wurde und die Vermögenssituation sich grundlegend geändert hat. Oder weil man kurz vor dem Renteneintritt steht und nach mehr Sicherheit strebt oder aber auch weil man mehr Erfahrungen mit Aktien gesammelt und mögliche Vorbehalte abgelegt hat. Rebalancing ist vor diesem Hintergrund eine Anpassung der Gewichtungen an eine veränderte Risikoneigung.

Zuletzt sollten Anleger unbedingt auch immer ein Auge auf die Kosten haben. So fallen beispielsweise bei einer nötigen Umschichtung auch immer Transaktionskosten an, die es einzukalkulieren gilt. Schließlich können sie sich schnell zu einem hohen Betrag summieren. Hier kann ein Blick auf digitale Vermögensverwalter lohnen, die mit günstigen Preismodellen aufwarten.

Ein Beitrag von Jesper Wahrendorf

(Bildquelle: Vanguard)

Er ist Head of Vanguard Invest, der digitalen Anlageplattform von Vanguard
www: de.vanguard

 

 

 

 

 

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