Investieren ohne „Greenwashing“

Nachhaltigkeit zieht Anleger und gleichzeitig wächst die Gefahr von Greenwashing für Investoren. Einer anderen Form der Nachhaltigkeit hat sich derweil ein neuer Fonds verschrieben.

(Bildquelle: Pixabay / scholty1970)

Die Fondsbranche ist in den vergangenen Jahren grün(er) geworden. Nachhaltigkeit zieht Anleger und gleichzeitig wächst die Gefahr von Greenwashing für Investoren. Einer anderen Form der Nachhaltigkeit hat sich derweil ein neuer Fonds verschrieben.

ESG, Nachhaltigkeit oder Social Impact Investing – wer diese drei Begriffe einmal unabhängig voneinander googelt, wird schnell erkennen: Sie sind eng miteinander verbunden und gefühlt ist mittlerweile jede Vermögensverwaltung, Fondsgesellschaft, Asset-Manager und andere Finanzdienstleister der absolute ESG-Player und kann überragende nachhaltige Produkte vorweisen. Dass dies nicht die Realität ist und es wirklich nur ganz wenige Produkte im großen Fonds-Dschungel gibt, die wirklich „grün“ sind – aber hingegen eine große Zahl von Finanzprodukten einfach nur „Greenwashing“ betreiben – haben wir bereits in der Ausgabe 03-23 von mE-Fonds berichtet. Tatsache ist:

Jede Fondsgesellschaft möchte mit diesem großen grünen Nachhaltigkeits-Trend viel Geld bei Anlegern einsammeln und Geld verdienen. Alle? Nein. Nicht alle. Es ist fast ein bisschen wie bei Asterix: Ein von unbeugsamen Fondsmanagern gemanagter neuer Value-Fonds hört nicht auf, dem Versuch mit „Greenwashing“ behaftete Fonds an den Privatanleger zu bringen, Widerstand zu leisten. So ähnlich könnte man es schon schreiben. Aber lesen Sie einfach weiter.

Die finanzielle Nachhaltigkeit im Fokus

Seit Anfang des Jahres können Anleger so richtig konsequent sein und bewusst in einen Fonds investieren, dem man eines gewiss nicht nachsagen kann: Greenwashing. Das funktioniert mit „van Grunsteyn“. Die neue Fonds-Boutique ist eine Marke der traditionsreichen Frankfurter Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank. Walter Ludwig blickt selbst auf eine über 40-jährige Erfolgsgeschichte zurück und ist eine der der wenigen verbliebenen, traditionellen und familiengeführten Wertpapierhandelsbanken. Nun hat man mit „van Grunsteyn“ eine Marke erschaffen, die mit dem neuen „Hard Value Fund“ dem Anleger nur eine Nachhaltigkeit verspricht – die finanzielle.

Rüstungsaktien sind umstrittene Investments. (Bildquelle: Pressefoto Rheinmetall)

Es mag viele Anleger erzürnen, wenn sie das Factsheet des Fonds anschauen. Denn in Rüstung ist der Fonds derzeit mit mehr als 21 Prozent investiert. In den Bereich Tabak (inklusive Cannabis) sind es 11 Prozent und der Bereich Atomkraft und Fossile Energie kommt gar auf mehr als 21 Prozent. Bei vielen Anlegern mag dies Kopfschütteln verursachen. Das sieht Fondsmanager Patrick Grewe anders. „Solange es Menschen gibt, die Güter wie Tabak, Cannabis oder Waffen nachfragen, oder solange Atomstrom und fossile Energien für eine entwickelte Wirtschaft nicht weggedacht werden können, solange haben Investoren auch eine Berechtigung, an den Gewinnen dieser Unternehmen zu partizipieren. Wenn wir es nicht tun, macht es jemand anderes.“

Die Message ist klar. Die Maxime des Hard Value Fund ist die finanzielle Nachhaltigkeit. Konzentriert wird sich dabei auf Titel, die aus fundamentaler Sicht unterbewertet sind und ein entsprechendes Kurspotenzial haben. Dividendentitel gewichtet man besonders stark. Eine weitere Kernaussage ist diese: Man will „wertfrei“ investieren, „um kontinuierlich gute Erträge zu erzielen und die Vermögenssubstanz unserer Investoren zu schützen“, so heißt es im Fact-Sheet. Wertfrei bedeutet für das Management, dass typische ESG-Titel genauso wichtige Bestandteile des Portfolios darstellen können (es aber nicht müssen) wie die erwähnten Sektoren Tabak, Atom oder Rüstung.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Der Hard Value Fund ist konsequent ein nicht “grüner Fonds“. Man versucht es erst gar nicht. Stattdessen haben Anleger die Chance, in einen ehrlichen transparenten Fonds – ohne den kleinsten Verdacht auf Greenwashing – zu investieren, der einen Vorteil vielen anderen Fonds gegenüber hat: Ein großes Anlageuniversum, da es eben keinen Ausschluss bestimmter Sektoren gibt. Am Ende punktet der Fonds auch damit, dass Anleger keine grüne Marketing-Kampagne ertragen müssen. Der Fonds eignet sich dagegen nicht für Anleger, die unter anderem mit ihrer Investition ökologische oder soziale Ziele verfolgen möchten und über einen kurzfristigem Anlagehorizont verfügen.