Ist die Inflation unter Kontrolle?

Die amerikanischen März-Verbraucherpreise haben gezeigt, dass die Fed zumindest vordergründig ihren Job macht. Die Frage bleibt aber, ob es das nun mit den Zinserhöhungen bereits war oder nicht.

(Bildquelle: pixabay / Alexas_Fotos)

Die amerikanischen März-Verbraucherpreise haben gezeigt, dass die Fed zumindest vordergründig ihren Job macht. Die Frage bleibt aber, ob es das nun mit den Zinserhöhungen bereits war oder nicht.

Die US-Inflationsrate lag im März bei 5 Prozent, und damit unter den Erwartungen von 5,2 Prozent. Im Februar hatte die Teuerung noch bei 6 Prozent gelegen. Die Kernrate – die Teuerung ohne Nahrungsmittel und Energie – lag mit 5,6 Prozent exakt im Rahmen der Erwartungen und leicht über dem Februar-Wert von 5,5 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat lagen die Teuerungsraten wie erwartet bei +0,1 Prozent bzw. +0,4 Prozent für die Kernrate.

Wie ernst ist das Problem Kernrate?

Ähnlich wie in Europa, verläuft auch in den USA die Kernrate und die Gesamtinflationsrate gegensätzlich. Das muss nicht so bleiben, dennoch zeigt die ausgebliebene Euphorie am Markt, dass man das Problem sieht. Schließlich bedeutet eine steigende Kerninflation, dass die Unternehmen ihre Preise stärker angehoben haben, als es die höheren Rohstoffpreise nötig gemacht hätten.

Ein erster Indikator hierfür wir die Berichtssaison zum ersten Quartal sein, die in dieser Woche mit der Bilanzvorlage der Banken beginnt. So richtig spannend wird es aber erst, wenn das Gros der S&P 500-Unternehmen am Zug ist.

Beim Mittelstand sieht es düster aus

Blickt man dagegen auf die kleineren US-Unternehmen, kehrt etwas Ernüchterung ein. Laut National Federation of Independent Business fiel der entsprechende Stimmungsindikator für US-Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern fiel im März um 0,8 auf 90,1 Punkte – und lag damit den 15. Monat in Folge unter dem Schnitt der vergangenen 49 Jahre von 98 Punkten. Die Unternehmen blicken weiterhin pessimistisch in die Zukunft. Per Saldo erwarten 47 Prozent, dass sich ihre Geschäftsbedingungen in den kommenden sechs Monaten verschlechtern werden.

Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank, findet es bemerkenswert, dass mehr Unternehmen eine geringere Verfügbarkeit von Krediten beklagen. Ihr Anteil stieg mit vier Prozentpunkten so schnell wie seit 20 Jahren nicht. Dies deutet an, dass die Banken bei der Kreditvergabe zurückhaltender werden. Setzt sich diese Entwicklung fort, wären eine Abkühlung der Wirtschaft und ein Rückgang der Inflation zu erwarten, so Stephan. Dies würde der Fed in die Karten spielen. Allerdings besteht das Risiko, dass die Konjunktur zügiger und stärker abnimmt als von den Notenbankern beabsichtigt.

Wie reagiert die Fed?

Bis zur nächsten Fed-Sitzung sind es noch einige Wochen, bis dahin bleibt es spannend. Aktuell wird eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte noch durchaus als möglich eingeschätzt. Gleichzeitig wird ab dem Sommer schon wieder mit rückläufigen Zinsen gerechnet, wie etwa die Helaba in einem aktuellen Kommentar erklärt.

Dies sei deswegen bemerkenswert, da es im Widerspruch zu den im März abgegebenen Leitzinsprojektionen der FOMC-Mitglieder (Was bedeudet der Fed Dot Plot?) und den Äußerungen diverser Fed-Vertreter seither steh, die insbesondere wegen der hartnäckig hohen Kerninflation unzufrieden sind.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Es scheint keineswegs ausgemacht, dass wir schon die Spitze der Zinserhöhungen gesehen haben. Die Bullen an den Börsen sollten sich also nicht zu sicher sein, dass eine erneute Zinswende bevorsteht …

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt