Baugeldzinsen erholen sich leicht

Baugeld-Experten erwarten weiter schwankende Zinsen – im März fiel wieder die 4-Prozent-Marke bei den 10- jährigen Zinsbindungen.

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Gute Nachrichten für potenzielle Häuslebauer: Die durchschnittlichen Bestzinsen für Baufinanzierungen gingen im Zeitraum von Mitte März bis Anfang April zurück. Die 10-jährigen Zinsbindungen von 3,54 auf 3,39 Prozent, die 15-jährigen von 3,70 auf 3,50 Prozent. Kurz nach den Ostertagen zogen die Zinsen in sehr geringem Maß an, so die Daten vom Dienstleister Qualitypool.

„Es wird angesichts der Datenlage transparenter, dass die Zentralbanken, insbesondere die Federal Reserve, die Leitzinsen nicht unendlich weit anheben können“, meint Jörg Haffner, Geschäftsführer von Qualitypool. „Wahrscheinlich sind die vorläufigen Zielpunkte der restriktiven Zinspolitik bald erreicht. Es sollte dabei ohnehin nicht vergessen werden, dass die bereits getätigten Zinserhöhungen ihre volle Kraft erst in den Folgemonaten entfalten werden.“

Kerninflation lässt keine großen Konditionssenkungen bei Baugeldzinsen zu

Der Qualitypool-Geschäftsführer geht nichtsdestotrotz davon aus, dass das Niveau der Bauzinsen im Jahresverlauf nicht deutlich sinken wird – eine solche Entwicklung sei nicht abzusehen. Dafür knabbere die Konjunktur noch zu sehr an einer starken Kerninflation, die nicht schlagartig einbrechen werde.

Auf Kundenseite brauche es demnach weiterhin Geduld und die nötige Flexibilität, um Rücksetzer der Bauzinsen, wie wir sie in den letzten Wochen erleben, schnell nutzen zu können. Nach dem Osterfest setzten sich die Konditionssenkungen der Bankpartner noch fort, während die Rendite für 10-jährige Bundesanleihen leichte Aufwärtstendenzen zeigte.

Interhyp-Experten gehen von kurzfristig steigenden Konditionen aus

Bei Interhyp, Deutschlands größtem Vermittler privater Baufinanzierungen, erwarten derweil die Mehrheit der Experten im aktuellen Baugeld-Trendbarometer kurzfristig gleichbleibende oder steigende Zinskonditionen. Nachdem die Zinsen für Baukredite Anfang März die 4-Prozent-Marke geknackt hatten, sind sie durch das Bankenbeben zuletzt wieder spürbar gesunken.

Im Baugeld-Trendbarometer für April erwarten einige der befragten Experten allerdings, dass sich das Zeitfenster vergleichsweise günstiger Kredite bald wieder schließen könnte und gehen von kurzfristig steigenden Konditionen aus.

Die durchschnittlichen Bestzinsen für Baufinanzierungen gingen im Zeitraum von Mitte März bis Anfang April 2023 zurück. (Bildquelle: Pixabay / Capri23auto)

Die Standardrate steigt wieder

Die Standardrate für ein 10-jähriges Darlehen in Höhe von 300.000 Euro mit zwei Prozent Tilgung und einem Beleihungsauslauf von 80 Prozent stieg im März um 20 Euro auf über 1.500 Euro. Im Februar war die Rate noch um fast denselben Betrag zurückgegangen.

Die schwankenden Werte spiegeln die sehr volatile Zinsentwicklung wider: Seit einem halben Jahr pendeln die Baufinanzierungszinsen mit großen Auf- und Abwärtsbewegungen auf ungefähr demselben Niveau, so Interhyp.

Hohe Inflationserwartungen und die Unruhe im Bankensektor haben im März noch einmal zusätzlich zu starken Schwankungen geführt. Für Finanzierende kann das ein Vorteil sein:

„Weil die Kreditinstitute ihre Konditionen sehr unterschiedlich anpassen, können Kreditnehmer mit einem Bankenvergleich unter Umständen erhebliche Zinskosten sparen“, so Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft bei der Interhyp AG.

Augen auf bei der Anschlussfinanzierung

Für Immobilieneigentümer, die sich perspektivisch um eine Anschlussfinanzierung kümmern müssen, ist es zudem ratsam, sich frühzeitig zu informieren. „So lassen sich nicht nur Chancen auf den bewegten Zinsmärkten klug nutzen, sondern auch die richtige Strategie kann individuell geplant werden“, so die Experten von Dr. Klein.

Hierzu gehöre zum Beispiel, ob eine Volltilger-Variante sinnvoll ist oder die nötige Sicherheit mit einem Forward-Darlehen erkauft werden sollte. „Wer schon jetzt das Zinsänderungsrisiko für die Zukunft ausschließen möchte, kann gegen einen Aufschlag die Anschlussfinanzierung noch vor dem eigentlichen Fälligkeitsdatum fix machen.“

Zurzeit ist dies laut Dr. Klein nur für wenige Immobilienfinanzierende interessant: Der Anteil der Forward-Darlehen sank im März demnach auf rekordniedrige 3,06 Prozent.

Ein Anstieg auf 5 Prozent erwarten Experten nicht

Spannend ist die Auswertung des aktuellen Interhyp-Baugeld-Trendbarometer in Hinblick auf die längerfristige Zinsperspektive. Auf Jahressicht finden die Finanzfachleute gleichermaßen Argumente für sinkende, gleichbleibende und steigende Konditionen bei Immobilienkrediten. Prognosen seien durch die Turbulenzen am Finanzmarkt noch einmal schwieriger geworden als sie es ohnehin schon waren, heißt es.

Das Zinsniveau am Jahresende verorten die befragten Expertinnen und Experten mit Blick auf dieses Spannungsfeld zwischen 3,5 bis 4,5 Prozent für zehnjährige Darlehen. „Wir rechnen weiter mit stark schwankenden Zinsen, kurzfristige Ausschläge über die Marke von 4 Prozent sind dabei möglich“, erklärt Mirjam Mohr. „Größere Anstiege auf 5 Prozent oder darüber hinaus sehe ich auf absehbare Zeit aber nicht“.

Der marktEINBLICKE-Tipp

Immobilieninteressente sollten den Zinsmarkt genau im Auge behalten. Es wird immer wieder günstige(re) Einstiegsgelegenheiten geben – wie zuletzt durch das Bankenbeben.