Die Berichtssaison ist gut gestartet

Quartalsberichtssaison und Geldpolitik hängen – „doppelt” – eng zusammen

(Bildquelle: marktEINBLICKE)

Allen Befürchtungen zum Trotz könnte die Berichtssaison für das erste Quartal erneut besser verlaufen:

  • Die großen US-Banken profitierten von den Unsicherheiten im Segment der kleineren Regionalbanken und konnten – aufgrund der hohen Schwankungen an den Börsen – zudem steigende Handelsgewinne vereinnahmen.
  • In der Industrie und bei Dienstleistern konnten auch in Europa viele Unternehmen weiterhin die hohen Kosten an die USA Endverbraucher durchreichen oder sogar zusätzliche Preissteigerungen durchsetzen, wodurch die Margen stabil blieben oder ausgeweitet wurden.
  • In Deutschland deutet die im Januar (3,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat) und Februar (2,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat) deutlich gestiegene Produktion im produzierenden Gewerbe – insbesondere im Automobilesektor – auf eine ebenfalls gute Gewinnentwicklung der Industrieunternehmen hin.

Anleger sollten bei der anstehenden Berichtssaison jedoch vor allem auf die weiteren Geschäftsaussichten achten. Dabei ist besonders die Entwicklung der Auftragseingänge relevant. In Umfragen unter Unternehmen (Einkaufsmanagerindizes) deutete sich zuletzt an, dass nach der derzeitigen Abarbeitung von Auftragsstaus der letzten Jahre in der Breite noch nicht genügend Anschlussaufträge vorliegen.

(Bildquelle: Unspalsh/Andreas Strandman)

Wenn die industrielle Nachfrage aufgrund einer nur verhaltenen globalen Wachstumsdynamik in den kommenden Monaten schwach bleibt, müssten Unternehmen ggf. verstärkt Preisnachlässe gewähren, um die Neuaufträge anzukurbeln. Hinzu kommen sukzessive steigende Refinanzierungskosten angesichts höherer Zinsniveaus. In den USA ist zudem – aufgrund der sich abzeichnenden Rezession – mit einem nachlassenden privaten Konsum zu rechnen, der die künftige Gewinnentwicklung belasten dürfte.

Vordergründig schlecht für die Aktienmarktperspektiven, würden sinkende Margen aber auf einen künftig nachlassenden Inflationsdruck hindeuten und den Notenbanken schneller einen weniger restriktiven geldpolitischen Kurs ermöglichen. Vor diesem Hintergrund sind in dieser Woche die Veröffentlichungen der Schnellschätzungen der S&P Global-Einkaufsmanagerindizes von besonderer Bedeutung, vor allem die Details zur Entwicklung der Ansatzpreise, Lagerhaltung und Neuaufträge.

Ein Kommentar von Carsten Mumm
Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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Bildquelle: Donner & Reuschel