Blenden Anleger die Risiken aus?

Die Marktlage ist erstaunlich: Während die Inflation nur langsam sinkt – und angesichts von Rezessionssorgen über eine Zinspause diskutiert wird – klettert der DAX von Jahreshoch zu Jahreshoch.

(Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG)

Die Marktlage ist erstaunlich: Während die Inflation nur langsam sinkt – und angesichts von Rezessionssorgen über eine Zinspause diskutiert wird – klettert der DAX von Jahreshoch zu Jahreshoch. Selbst in den USA ist die Stimmung nicht so viel schlechter. Da muss die Frage erlaubt sein, ob im aktuellen Umfeld die Risiken nicht komplett ausgeblendet werden …

Greift der ‚Risk on‘-Modus?

In einem kurzen Kommentar bringt es Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland AG, auf den Punkt: „Das aktuelle Marktumfeld ist im ‚Risk on‘-Modus, mit steigenden Aktienmärkten und sinkender Volatilität. Inmitten der guten Stimmung werden die potenziellen Risiken jedoch völlig ausgeblendet. Das gemischte Bild beim Anlegerverhalten zeigt aber auch, dass keine breite Euphorie vorliegt.“

Die Banken-Bilanzen waren gut …

Das gemischte Bild wird an den ersten veröffentlichten Quartalszahlen deutlich. Die großen US-Banken profitierten von den Unsicherheiten im Segment der kleineren Regionalbanken und konnten – aufgrund der hohen Schwankungen an den Börsen – zudem steigende Handelsgewinne vereinnahmen. Die Sorgen um die Regionalbanken bleiben jedoch noch bestehen, solange die Zinswende nicht beschlossen ist.

Das gemischte Bild wird an den ersten veröffentlichten Quartalszahlen deutlich. (Bildquelle: markteinblicke.de)

Anleger sollten wachsam sein

Auf die Frage, wie Anleger sich derzeit verhalten sollen, hat Winkler einen einfachen Rat: Wachsam sein! Die Begründung ist klar. Zum einen ist die restriktive Geldpolitik weiter vorhanden und zahlreiche Frühindikatoren zeigen den Weg in Richtung Rezession. Zum anderen muss das Ende des Zinserhöhungszyklus nicht unbedingt der Startpunkt eines neuen Bullenmarkts sein. Vielmehr kommt das Tief an den Aktienmärkten in der Regel erst einige Zeit nach den ersten Zinssenkungen.

Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel, wiederum rät bei der anstehenden Berichtssaison vor allem auf die weiteren Geschäftsaussichten achten. Dabei ist aus seiner Sicht besonders die Entwicklung der Auftragseingänge relevant. In Umfragen unter Unternehmen (Einkaufsmanagerindizes) deutete sich seiner Beobachtung nach zuletzt an, dass nach der derzeitigen Abarbeitung von Auftragsstaus der letzten Jahre in der Breite noch nicht genügend Anschlussaufträge vorliegen.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Anleger sollten sich nicht von den DAX-Jahreshochs allzu stark beeindrucken lassen. Die gute Stimmung ist unserer Meinung nach keineswegs in der Breite existent, wie sie für einen Bullenmarkt sein müsste. Dennoch sollte sich auch kein Anleger zurückziehen. Vielmehr heißt es, derzeit Chancen zu sehen und selektiv zu ergreifen. Die aktuelle Berichtssaison zeigt schließlich auf, wie gut die Unternehmen mit schwierigen Rahmenbedingungen zurechtkommen.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt