Wichtige Faktoren für weitere Kursgewinne

Kommende Wochen stehen wichtige US-Wirtschaftsdaten an. Derweil feiert China sein Konjunktur-Comeback und der DAX? Sein Aufwärtstrend ist weiterhin intakt.

(Bildquelle: unsplash / Christian Waske)

Manchmal muss man auch mal Luft schnappen, um weiter zu Laufen. Das trifft auch auf den deutschen Aktienmarkt in der vergangenen Handelswoche zu. Dem DAX ging in den letzten Handelstagen der zurückliegenden Woche ein bisschen die Luft aus. Wir erachten das als nicht schlimm.

Grünes Licht seitens der Charttechnik

Auf Wochensicht steht für den deutschen Leitindex ein moderates Minus zu Buche. Im großen Bild steht derweil ein Plus von fast zehn Prozent seit dem jüngsten Tief im März unterm Strich. Und dass dem Index dann unterhalb der 16.000er-Marke ein wenig die Dynamik fehlte – naja. Sie wissen ja: Börse ist eben ein Marathon und kein Sprint. Aktuell gibt es keinen Anlass für Nervosität, denn der Aufwärtstrend des Dax ist intakt. Das zeigen wichtige Chartindikatoren eindeutig auf.

Manche Anleger werden derzeit nervös – vor allem wenn es um die US-Börsen geht. Die bisherige Berichtssaison verläuft holprig, das heißt aber keineswegs, dass an der Wall Street das Potenzial erschlossen ist. Seit der Finanzkrise, dem Börsenjahr 2008, haben die US-Börsen den Rest der Welt um mehr als 270 Prozent übertroffen. Klar, es war vor allen der Tech-Sektor. Es ist nur schwer vorstellbar, dass diese Outperformance langfristig enden wird.

Der US-Verbraucher muss es bringen

Eine Schlüsselfigur für den amerikanischen Aktienmarkt und natürlich die US-Wirtschaft werden in den kommenden Monat einmal mehr die US-Verbraucher sein. „In den USA, wo traditionell rund 70 Prozent der Wirtschaftsleistung durch Konsum erbracht werden, war dieser in den letzten Monaten erneut eine der wichtigsten Konjunkturstützen“, sagt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management.

Der US-Verbraucher muss es bringen. (Bildquelle: pixabay / jimarojfm)

„Trotz hoher Inflation und Kaufkraftkrise war der US-Konsum im letzten halben Jahr erstaunlich stabil. Viele Haushalte haben ihr schwindendes Realeinkommen mit Ersparnissen oder durch eine höhere Verschuldung kompensiert“, erklärt der Ökonom. „Doch hier wird auch deutlich, dass der US-Konsument ein Riese auf tönernen Füßen ist, denn beide Strategien sind nicht nachhaltig“, führt Galler aus.

Die in der Pandemie angehäuften Überschussersparnisse von 2,1 Billionen US-Dollar beginnen seit September letzten Jahres abzuschmelzen, so Galler weiter. „Bei dem aktuellen Tempo werden die Ersparnisse im Sommer dieses Jahres aufgebraucht sein“, betont Galler.

Aktienkurse werden an verbesserte Gewinnerwartungen anpassen

Für Aktien gänzlich positiv gestimmt ist derweil Jeremiah Buckley, Portfolio Manager bei Janus Henderson Investors. „Wir gehen davon aus, dass die jüngsten Entwicklungen zu einer verbesserten Profitabilität und höheren Gewinnen bei ausgewählten Unternehmen führen können.“

Er sagt auch: „Wir sehen weiterhin ein starkes Cashflow-Wachstum der Unternehmen sowie deren Möglichkeit, die Preise zum Inflationsausgleich zu erhöhen“, heißt es weiter. Man sei optimistisch, dass sich die Aktienkurse – die im Laufe der Zeit durch das langfristige Gewinnwachstum bestimmt werden – „an die verbesserten Gewinnerwartungen anpassen werden, sobald der Markt die Gewinne für 2024 berücksichtigt.“

China und sein Konjunktur-Comeback

Ein weiterer Faktor dürfte dieses Jahr die Börsen positiv beeinflussen: China. Das Land der Mitte trumpfte diese Woche mit guten Konjunkturdaten auf – man mag diese anerkennen oder nicht – und startet augenscheinlich ein Comeback seiner Konjunktur.

„Nach dem Ende der langen und strikten Zero-Covid-Politik bestätigen Chinas BIP-Zahlen für das Jahresanfangsquartal (4,5 nach zuvor 2,9 Prozent) ein eindrucksvolles Wirtschafts-Comeback. Triebfeder der Erholung ist der Nachholeffekt der bislang darbenden Binnenkonjunktur und eine Stabilisierung des Immobiliensektors“, schreibt Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank.

China scheint einmal mehr einen anderen Weg einschlagen zu wollen als die westlichen Industrieländer. (Bildquelle: unsplash / Yufeng Fei)

China scheint einmal mehr einen anderen Weg einschlagen zu wollen als die westlichen Industrieländer: Zur konjunkturellen Verstärkung kommen hier geld- und fiskalpolitische Muntermachern zum Einsatz.

„So behält im Gegensatz zu den großen westlichen Notenbanken die People’s Bank of China ihre lockere Ausrichtung bei. Die Weiterentwicklung des High-Tech-Sektors, der Infrastruktur sowie die Stabilisierung der Belt and Road Initiative (früher Seidenstraße), um einen China-freundlichen Staatenblock zu formen, sind ohne geldpolitische Unterstützung nicht zu schaffen“, kommentiert Halver. Vor allem geht es China um eines: „Peking geht es grundsätzlich darum, im geopolitischen Wettstreit mit Amerika nicht zurückzufallen.“

Das bringt die neue Börsenwoche (KW17-2023)

Was macht Amerikas Wirtschaft, wie lief das erste Quartal? Die Antwort bekommen wir am Donnerstag. Die Daten zum US-Bruttoinlandsprodukt stehen an.

„Die US-Wirtschaft hat sich auch im ersten Quartal trotz der deutlich gestiegenen Zinsen erstaunlich gut entwickelt. Mit einem auf das Gesamtjahr hochgerechneten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 2,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal dürften die ursprünglichen Erwartungen einer Schrumpfung bzw. zumindest einer Stagnation deutlich übertroffen werden“, schreibt Deka im Vorfeld.

Ein Grund hierfür sei, dass die privaten Haushalte von einer steuerlichen Vergünstigung als Ausgleich zu den zwischenzeitlich hohen Energiepreisen von annualisiert ca. 290 Mrd. US-Dollar (etwa 1,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts) profitierten.

Die jüngsten Daten zum deutschen Bruttoinlandsprodukt kommen derweil am Freitag. „Dank staatlicher Unterstützungsmaßnahmen, einer vorausschauenden Erdgasbeschaffungspolitik der Bundesregierung und Einsparungen der Wirtschaftsteilnehmer gelang es, die befürchtete Energieknappheit abzuwenden“, kommentiert Deka.

In der Folge sei es zu einer spürbaren Aufwärtsrevision der Dezember-Konjunkturindikatoren und unerwartet starken Wirtschaftsdaten im Januar und Februar gekommen. „Hiernach ist nicht nur eine Schrumpfung unwahrscheinlich geworden, vielmehr erscheint inzwischen sogar ein erfreulicher Anstieg möglich.“

Am gleichen Tag (Freitag) kommen auch die Daten zu den deutschen Verbraucherpreisen. „In Deutschland dürfte sich der Rückgang der Inflation im April zunächst nicht weiter fortgesetzt haben. Der Beitrag der Verbraucherpreise von Energiegütern dürfte wieder zunehmen, denn deren zwischenzeitliche Rückgänge im April letzten Jahres fallen nun aus der Betrachtung heraus“, so die Experten der Deka.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Das geopolitische und wirtschaftliche Umfeld bleibt für die Börse, für den deutschen DAX, weiter in diesen Wochen das Zünglein an der Waage. Laut der Helaba scheint es aber dennoch nur eine Frage der Zeit zu sein, bis der DAX wieder die Marke von 16.000 Punkten überschreitet – nicht zuletzt weil Deutschlands Börsenbarometer Nummer Eins zuletzt neue Jahreshöchststände markierte und der Aufwärtstrend intakt ist.

„Fundamentaldaten sprechen weiterhin für Aktien“

„Dennoch überwiegen die Zweifel an der Nachhaltigkeit des Kursaufschwungs. Auf Sicht der kommenden sechs Monate ist die Mehrheit der Marktteilnehmer pessimistisch für den DAX. In den USA zeigt sich ein ähnliches Bild. Die laufende Hausse ist damit eine der am meisten verschmähten in der Geschichte“, schreibt die Helaba. Genau das ist ein Zeichen, dass langfristig ausgerichtete Anleger cool bleiben sollten und nicht zweifeln sollten.

„Schließlich sprechen die Fundamentaldaten weiterhin für Aktien“, wie es die Helaba klar formuliert. Doch einmal mehr geschrieben:

Beim Vermögensaubau auf Baustein-Aktien setzen

Nicht alle Aktien sind für den langfristigen Vermögensaufbau geeignet. Anleger sollten auf Baustein-Aktien setzen – somit sich auf Unternehmen mit konstantem Cashflow und gesunden Bilanzen konzentrieren. „Denn Unternehmen mit diesen Eigenschaften haben das Potenzial, ihren Marktanteil trotz einer sich abschwächenden Konjunktur auszubauen, und müssen in einem schwierigen Finanzierungsumfeld keine Kredite aufnehmen, um künftiges Wachstum zu finanzieren“, sagt unter anderem Jeremiah Buckley.

Ein weiterer Erfolgsfaktor bei der Aktienanlage ist die Dividende. „Auf der Aktienseite schätzen wir derzeit besonders dividendenstarke Unternehmen als attraktiv ein, da die Ausschüttungsquoten von unter 40 Prozent im historischen Kontext immer noch niedrig sind, wodurch Dividenden und Kursentwicklung stabiler sein dürften als in den letzten beiden Abschwüngen“, sagt Experte Galler.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt