Stadt der Zukunft – was wollen wir?

In der Projektentwicklung stellt sich derzeit die Frage, wie die verschiedenen Generationen und ihre Bedürfnisse in dem komplexen Gefüge einer Stadt zu vereinen sind. Was wünschen sich die Menschen und was sind Sie bereit dafür zu geben?

(Bildquelle: Pixabay / Leonhard Niederwimmer)

Die Gesellschaft wird in Deutschland immer älter, gleichzeitig verjüngt sich die Bevölkerung auf dem Arbeitsmarkt. Damit treffen zwei verschiedene Generationen, mit teils grundsätzlich unterschiedlichen Vorstellungen, aufeinander. In der Projektentwicklung stellt sich die Frage, wie die verschiedenen Generationen und ihre neuen Bedürfnisse in dem komplexen Gefüge einer Stadt zu vereinen sind.

Welche Rolle spielen die zunehmenden Ansprüche in Bezug auf Nachhaltigkeit? Wie relevant stufen die Menschen generationenübergreifende Stadtplanung ein? Wichtige Fragen sind zudem: Inwieweit sind wir bereit, uns zugunsten der Umwelt einzuschränken? Und was prägt die Aufenthaltsqualität eines Ortes? Diesen Fragen geht die Quartierstudie des Projektentwicklers DC Developments 2023 auf den Grund.

Was darf in einer „Stadt der Zukunft“ nicht fehlen?

In einer „Stadt der Zukunft“ wünschen sich die Deutschen vor allem mehr Grünflächen und Parks (45 Prozent). Auf dem zweiten Platz liegt der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs mit 37,4 Prozent. Für generationenübergreifende Stadtplanung stimmen 27,1 Prozent, wobei die Relevanz mit dem Alter der Befragten steigt. Ebenso ist es beim Wunsch nach mehr Begegnungsräumen (13,7 Prozent).

Grünanlagen und Parks spielen bei den Wünschen für eine „Stadt der Zukunft“ eine große Rolle. (Bildquelle: pixabay / maxmann)

Ein öffentlicher Raum sollte im Sinne der älteren Generationen vor allem Sitzmöglichkeiten bieten, gastronomisches Angebot und Barrierefreiheit, damit sie sich gerne dort aufhalten. Die Barrierefreiheit ist auch in modernen Bürogebäuden entscheidend. Hier führt der Aspekt mit über 60 Prozent, vor Photovoltaikanlagen, Dachbegrünung und Klimaneutraler Bauweise das Ranking an.

Lothar Schubert, Geschäftsführer von DC Developments, kommentiert: Nicht nur bei der Gestaltung von Parks und Grünflächen, sondern auch bei der Mobilität müssen wir die Bedarfe aller Generationen noch stärker im Blick haben. (…) Jüngere Generationen wünschen sich vor allem kurze Wege und Fahrradstraßen als Teil ihrer Work-Life-Balance. Die Aufgaben für den öffentlichen Nahverkehr liegen insbesondere im Ausbau sowie in der Barrierefreiheit, um alle Zielgruppen ganzheitlich in ein Modell der Zukunft einzubeziehen.

Öffentlicher Nahverkehr und Radwege – die Mobilität hat Vorrang

Junge Menschen legen in der „Stadt der Zukunft“ zudem besonderen Wert auf kurze Arbeitswege. Je jünger, desto mehr steigen auch der Stellenwert des Fahrrads und des öffentlichen Mobilitätsangebotes. Die 18-29-Jährigen nutzen am häufigsten den öffentlichen Nahverkehr, rund 4 bis 7 Tage in der Woche.

Für die jüngere Generation spielt auch der ÖPNV und das Fahrrad eine wichtige Rolle in der Stadt. (Bildquelle: pixabay / _Leon)

Insgesamt fahren die Deutschen aber grundsätzlich lieber Auto. 66,9 Prozent der Befragten gaben an, keinen Tag in der Woche den Nahverkehr zu nutzen. Wobei in Pendlerregionen, wie Hannover (8,2 Prozent bis zu 5 Mal die Woche), Berlin (9,8 Prozent bis zu 5 Mal die Woche), Hamburg (8,6 Prozent bis zu 5 Mal die Woche) oder Frankfurt (10,5 Prozent bis zu 5 Mal die Woche) der Schnitt deutlich höher ist.

Nur wenige Befragte sprechen sich dafür aus, den Autoverkehr in den Städten zugunsten des Klimaschutzes mit Maßnahmen wie vollständiger Autofreiheit oder ausschließlicher E-Mobilität einzuschränken. 26,9 Prozent der Befragten – insbesondere die jüngere Zielgruppe – unterstützen jedoch die Einführung autofreier Innenstädte. Weitere Ideen wären autofreie Fahrradzonen (23,1 Prozent) oder ausgewählte autofreie Stadtgebiete (21 Prozent). Je älter die Befragten, desto weniger bereit sind sie zur Einschränkung und desto weniger nutzen sie den öffentlichen Nahverkehr.

Nachhaltigkeit steht im Fokus

Nachhaltigkeit nimmt die wichtigste Rolle in einer „Stadt der Zukunft“ ein.(Bildquelle: Pixabay / ejaugsburg)

Der Trend hin zum „Green Living“ wird nicht nur durch Produkte in den Supermarktregalen oder Slogans von Werbekampagnen verkörpert. Er zeigt sich in neuen Denkmustern und verändertem Verhalten. Die Deutschen legen insbesondere Wert auf den Kauf regionaler, saisonaler oder Bio-Ware, um ihre persönliche Lebensführung nachhaltiger zu gestalten (50 Prozent).

Dabei sind rund 38 Prozent auch bereit, auf Flugreisen oder Fahrten mit dem Auto zu verzichten oder diese einzuschränken. Des Weiteren sind die Menschen in Deutschland für ein zweites Leben von Produkten offen.  Gekauft werden Waren, die upgecycelt (26,6 Prozent) oder gebraucht (24,8 Prozent) sind.

Jedoch unterscheiden sich die persönlichen Maßnahmen und Einschränkungen zwischen den Altersgruppen der Befragten. Die Generationen von 18 bis 49 Jahre sind achtsam mit ihrem Konsum. Die Gruppe der 18-29-Jährigen ist sogar zu über 40 Prozent bereit, Flugreisen zu verringern.

Über 50 Prozent in dieser Altersklasse würden das Auto öfters stehen lassen. Außerdem nutzt diese Gruppe im Generationenvergleich auch am ehesten Sharing-Angebote (8,6 Prozent). Im Gesamt-Ranking auf dem letzten Platz liegt das nachhaltige Ehrenamt, welches jedoch in der Altersgruppe 18-29 Jahre (6,5 Prozent) sowie bei Senioren ab 65 Jahre (4,1  Prozent) – den somit meist nicht in Vollzeit berufstätigen Menschen – gehäuft ausgeübt wird.

Sharing is Caring?

Wer ist bereit Arbeitsplatz und Wohnfläche zu teilen? (Bildquelle: pixabay / heinzremyschindler)

Ebenfalls im Trend: Co-Working-Spaces. In den Großstädten sind sie bereits etabliert, doch für die wenigsten ist das Teilen des Arbeitszimmers eine attraktive Option. Auch nicht in Form des Desk-Sharings innerhalb eines Bürogebäudes. Eher möchten die Deutschen sich den Sportraum (40,4 Prozent) oder Partyraum (37,4 Prozent) teilen.

Die jüngere Generation von 18-29 Jahre kennt vermutlich das Teilen bereits durch das Leben in einer Wohngemeinschaft und befürwortet die Gesellschaft anderer in den eigenen vier Wänden. So geben 11,2 Prozent (Vergleichswert gesamt: 3,9 Prozent) an, das Arbeitszimmer, 21,7 Prozent (Vergleichswert gesamt: 7,1 Prozent) das Esszimmer oder 20,0 Prozent (Vergleichswert gesamt: 7,1 Prozent) die Küche teilen zu können.

Fraglich ist, ob dies auch mit zunehmendem Alter so bleibt, wenn sich die Bedürfnisse und Lebensstandards der Befragten ändern. Immerhin geben 44,6 Prozent aller Umfrageteilnehmenden an, keine der genannten Wohnflächen teilen zu wollen.

Die Integration von Gemeinschaftsflächen erweitert den Wohnraum für den einzelnen Bewohner und schafft ein generationenübergreifendes Wohnumfeld. Als absolute Priorität ist, die Barrierefreiheit zu behandeln: So können Lebensräume an Attraktivität gewinnen und die ersehnten Begegnungsorte für die älteren Generationen in den Städten zunehmen, sagt Lothar Schubert.

Moderne Wohnkonzepte und intelligente Neubauten sind jedoch meist mit Mehrkosten verbunden. Wer ist bereit, höhere Kaufpreise für nachhaltigere Immobilien zu zahlen? Insbesondere im Hinblick auf dadurch sinkende Nebenkosten würden 42,7 Prozent mehr für eine klimafreundliche Immobilie ausgeben, 33,6 Prozent der Befragten lehnen dies ab.

Bereitschaft zeigt hier erneut eher die jüngere Generation (55,0 Prozent). Sie sind außerdem an Hintergrundinformationen interessiert und möchten am ehesten den Nachhaltigkeitsbericht eines Unternehmens einsehen (18,2 Prozent; Vergleichswert gesamt: 14,6 Prozent). Ebenso ist die Bereitschaft für einen Mehrpreis in größeren Städten höher: Düsseldorf, Frankfurt am Main, Stuttgart, Köln und Hamburg führen die Liste der Top-8 an.

Das martkEINBLICKE-Fazit:

Die Anforderungen an eine „Stadt der Zukunft“ sind vielfältig. Mehr Grundflächen und Parks, eine autofreie Innenstadt, bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr oder der Fokus auf Nachhaltigkeit, um nur einige der Wünsche zu nennen. Die Wünsche sind alle gut und richtig, allerdings auch mit einigen Opfern verbunden. Inwieweit die Menschen bereit sind den persönlichen Raum einzuschränken, auf ihr Auto zu verzichten oder mehr Geld für Immobilen auszugeben, muss sich erst zeigen.