Das erwartet Anleger im Mai

Sell in may and go away? Das wäre zu einfach. Ein Blick auf das DAX-Saisonmuster und darüber hinaus lohnt sich immer – vor allem für Investoren von Baustein-Aktien ...

(Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG)

Der Handelsmonat April ist zu Ende. Für den DAX bleibt unterm Strich ein Plus von 5,2 Prozent. Mit dem Mai kommt nun ein Börsenmonat auf Anleger zu, der traditionell eher schwächer ist – oder ist es dieses Mal anders?

Der Mix an den Börsen lässt wohl eher darauf schließen, dass in den nächsten vier Wochen auch weiterhin die Dauerthemen Inflation und eine abkühlende Wirtschaft – zusammen mit ein paar Überraschungen bei den Bilanzen – das Geschehen massiv beeinflussen werden, aber nicht in eine bestimmte Richtung. Das zeigten in der vergangenen Woche auch die US-BIP-Zahlen.

Die US-BIP-Zahlen brachten zuletzt keine klare Richtung für die Anleger. (Bildquelle: unsplash / Swapnil Bhagwat)

„Bericht scheint eine Konjunkturabschwächung anzuzeigen, aber hinter den Zahlen verbirgt sich eine kompliziertere Geschichte“, kommentiert Matt Peron, Director of Research bei Janus Henderson Investors. „Tatsächlich waren sowohl die Nachfrage als auch die Inflation recht stark, wobei die Lagerbestände der treibende Faktor hinter der allgemein beobachteten Schwäche waren.“

Dies dürfte laut Peron den politischen Entscheidungsträgern und den Märkten Sorgen bereiten, „denn obwohl es sich nur um eine Datenquelle handelt, zeigt sie, dass wir im Kampf um eine niedrigere Inflation noch nicht über den Berg sind. Angesichts der hartnäckigen Inflation und der niedrigeren Gewinne könnten den Märkten einige schwierige Monate bevorstehen.“

Anleger sollten auf Sicht fahren

Nicht wenige Analysten schreiben seit Wochen, dass sich die Börsen in Europa von der Wall Street etwas abgekoppelt haben. (Bildquelle: marktEINBLICKE)

Was heißt das für den Anleger? Unterm Strich auf Sicht fahren und in Aktien von Unternehmen investieren, „die mit robustem Wachstums- und Qualitätsprofil, starker Cash-Generierung und sehr geringem Fremdkapitalanteil den Vorzug gegenüber Small Caps“ aufwarten können, wie es Mario Montagnani, Senior Investment Strategist bei Vontobel schreibt.

Nicht wenige Analysten schreiben seit Wochen, dass sich die Börsen in Europa von der Wall Street etwas abgekoppelt haben – was auf Sicht der vergangenen zwei Jahrzehnte doch recht ungewöhnlich ist.

Dennoch: „Interessanterweise behauptete sich der europäische Aktienmarkt gegenüber dem US-Markt und erreichte dabei fast die historischen Höchststände von 2007.“, so Montagnani. Und dies obwohl beispielsweise der Technologieindex NASDAQ „im ersten Quartal in absoluten Zahlen um 24 Prozent zulegte und damit die beste Quartalsperformance seit 2009 erzielte.“

Die europäische Outperformance

Aus seiner Sicht sei diese europäische Outperformance bemerkenswert, da Technologiewerte in Europa ein wesentlich geringeres Gewicht haben. Bei genauerer Analyse zeigt sich, dass die starke Wertentwicklung des Euro STOXX-Index vor allem von der starken Performance einer relativ kleinen Anzahl von Unternehmen getrieben wird. Dabei handelt es sich jedoch um Aktien, die den Index nach Marktkapitalisierung dominieren. Konkret:

Auf Sektorebene entfiel demnach ein Drittel der Index-Performance von rund 15 Prozent seit Jahresbeginn auf Konsumgüterwerte. „Dazu hat die Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft seit Dezember letzten Jahres sicher einen großen Beitrag geleistet“, sagt Montagnani.

Europäische Aktien liefen gut bislang. (Bildquelle: unsplash / Christian Lue)

Den zweitgrößten Beitrag zur Index-Performance leistet laut Vontobel mit 15 Prozent der Technologiesektor, dessen Gewicht in der EU aber deutlich geringer ist als in den USA. So profitierten etwa im Automobilsektor die Autoteile-Hersteller von einer günstigen Entwicklung des Endmarktes mit immer längeren Lieferzyklen und einer längeren Fahrzeug-Lebensdauer. Spannend ist auch dieses:

Am Aktienmarkt gibt es Polarisierungstendenzen

Aktuell stehen die 20 bedeutendsten Aktien im Euro STOXX-Index für 55 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung der insgesamt 600 Unternehmen. „Der Euro STOXX-Index ist damit zwar weniger stark polarisiert als der US-Markt, wo beispielsweise zwei Aktien wie Microsoft und Apple mit über vier Mrd. US-Dollar Marktkapitalisierung den gesamten Russel 2000-Index übertreffen.“, sagt Montagnani weiter. Aber auch der europäische Markt zeige deutliche Polarisierungstendenzen.

So mache die Performance der 20 wichtigsten Aktien fast 70 Prozent der absoluten Index-Performance von 15 Prozent seit Jahresbeginn aus. „Der Beitrag der Luxuswerte wie dem Index-Schwergewicht LVMH, aber auch Hermes, Kering, L’Oréal und weiteren Luxusmarken hat seit Anfang des Jahres rund 40 Prozent zur Performance des Index beigetragen. Das ist eine ziemlich starke, aber auch hochgradig konzentrierte Leistung.“ By the Way: Welche Luxus-Aktien sich lohnen, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von marktEINBLICKE.

Das bringt die neue Börsenwoche (KW18-2023)

Am Mittwoch ist wieder Showtime in Washington. Die US-Notenbank lädt ein zum Zinsentscheid. „Die Fed wird bei diesem Zinsentscheid zum zehnten Mal in Folge das Leitzinsintervall anheben. Wie bei den beiden vorangegangenen Meetings dürfte die Anhebung auch diesmal 25 Basispunkte betragen“, prognostiziert die Deka. In der Gesamtschau dürfte Fed-Chef Powell darauf hinweisen, dass die Inflationsgefahren weiterhin hoch sind, die Notwendigkeit weiterer Zinsanhebungen aber abgenommen hat, so die Deka. Auch bei der Helaba wird mit einem „letzten 25er Schritt“ gerechnet. „Zum Zeitpunkt der Zinsentscheidung am 3. Mai liegen bereits die in der Berichtswoche anstehenden ISM-Einkaufsmanagerindizes für den April vor. Sie werden wohl zeigen, dass die US-Wirtschaft in diesem Monat auf der Kippe zwischen schwachem Wachstum und Kontraktion stand“, schreibt die Helaba.

EZB und Fed bestimmen das Geschehen. (Bildquelle: marktEINBLICKE)

Einen Tag später folgt die EZB. Die letzte Ratssitzung der europäischen Notenbanker am 16. März hätte unter dem Eindruck der Anspannung im globalen Bankensystem stattgefunden, weshalb sich die Notenbanker mit Aussagen zur zukünftigen Geldpolitik zurückgehalten hatten“, so Deka. „In der Zwischenzeit ließen die Sorgen über die finanzielle Stabilität jedoch wieder nach, während viele Konjunkturdaten auf der oberen Seite überraschten und die Kerninflation erneut zunahm.“ Bei Deka erwartet man eine Erhöhung von „lediglich 25 Basispunkten“.

Am Freitag kommt wieder das eigentliche Wochenhighlight – die Daten zum US-Arbeitsmarkt. Die Frage lautet hierbei: Wann beginnt der US-Arbeitsmarkt zu schwächeln? „Angesichts einer im Vergleich zum Angebot weiterhin deutlich höheren Arbeitsnachfrage der Unternehmen dürfte auch im April ein solider Beschäftigungsaufbau berichtet werden“, prognostiziert die Deka.

Das marktEINBLICKE-Fazit

 Der Mai steht an. Stellen Sie sich als langfristig orientierter Anleger wirklich die Frage „Sell in May and go away?“ Wohl eher nicht. Interessant ist es hierbei einmal sich das Saisonmuster des DAX anzuschauen:

Das Saisonmuster des DAX

Im langjährigen Durchschnitt (seit dem Jahr 1965) war in den Monaten Mai und Juni laut der Helaba „kaum etwas zu holen.“ Differenziert man allerdings danach, wie die ersten vier Monate verlaufen sind, „zeigt sich für den Juni eine deutliche Divergenz: In schlechten Jahren (Jahre mit einer negativen Performance per 30.4.) kam es im Juni im Durchschnitt zu deutlichen Verlusten, wohingegen in positiven Jahren (Jahre mit einer positiven Performance per 30.4.) zumindest moderate Kurszuwächse zu verbuchen waren.“

Investieren Sie in den Alltag

Was nun? Bleiben Sie langfristig investiert. Sie wissen es – natürlich in Baustein-Aktien. Dazu gehören beileibe nicht nur die oben genannten Luxus-Aktien sondern viel mehr Wertpapiere. Solide Aktien beispielsweise von Unternehmen, die am Markt eine Topposition innehaben, die jeder kennt und deren Produkte jeder im Alltag braucht. Solche Unternehmen finden Anleger häufig im Konsumgüterbereich. Diese Unternehmen sind den meisten Menschen so vertraut, wie der Gang über die Straße – Beispiele sind Nestlé, Lindt & Sprüngli oder Colgate-Palmolive. Solche Konzerne spielen in unserem tagtäglichen Leben eine große Rolle.

Ach ja – und wenn Sie DAX-Fan sind und einen ETF auf den deutschen Leitindex haben: Die Helaba hat nun ihre „Aktienprognosen feinjustiert und mitunter unser Jahresendziel für den DAX auf 17.000 Punkte angehoben, da wir der Ansicht sind, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist.“ Das ist doch was – der Mai möge kommen …

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt