Die Berichtssaison zum ersten Quartal 2023 verlief besser als befürchtet. Die ganz große Euphorie blieb aber auch aus. Tech-Riesen wie Microsoft oder Meta Platforms konnten überzeugen, genauso wie einige Konsumgüter-Größen wie PepsiCo. Ihr Erfolg beruht jedoch auf deutlichen Preissteigerungen, sodass sich die Frage nach der Höhe der Inflation und damit auch der Geldpolitik der US-Notenbank Fed weiterhin stellt. Wird es noch eine Leitzinserhöhung geben? Außerdem fragen sich Marktteilnehmer, ob zum Jahresende tatsächlich erste Leitzinssenkungen kommen werden.
Netflix
Bei Netflix (WKN: 552484 / ISIN: US64110L1061) fragen sich Anleger derzeit, wie sich der Kampf gegen das Passwort-Sharing auf die Nutzerzahlen auswirken wird. Die Einführung der werbefinanzierten Angebote wurde bisher positiv aufgenommen. Auf Unternehmensseite wird gehofft, dass der Kampf gegen das Passwort-Sharing ähnliche Erfolge mit sich bringt. Ursprünglich sollte es zum Ende des ersten Quartals 2023 losgehen.
Jetzt will man jedoch im laufenden zweiten Quartal dazu übergehen und gegen die mehrfache Nutzung von Konten vorgehen. Nach anfänglichen Abmeldungen und negativen Auswirkungen auf die Erlöse rechnet man auf Konzernseite damit, dass sich die Nutzer mit der Zeit regulär beim Streaming-Dienst anmelden werden. Konkret sollen User einen Hauptort für ihren Account festlegen.
Für eine Gebühr können bis zu zwei Unter-Accounts angelegt werden. Angesichts dieses großen Vorhabens dürften Marktteilnehmer nun noch stärker auf die Entwicklungen bei den Nutzerzahlen achten. Für das zweite Quartal hatte Netflix ein Plus von 1,75 Millionen Usern in Aussicht gestellt.
SAP
Ähnlich wie großen US-Technologieunternehmen versucht auch SAP (WKN: 716460 / ISIN: DE0007164600)Anlegern zu vermitteln, dass man nun endlich die Kosten entschieden angehen möchte. Bei einem Blick auf den Kursverlauf der SAP-Aktie, scheinen diese dem Walldorfer Softwarekonzern dies nun abzukaufen. Der DAX-Wert setzte zuletzt seine seit Herbst 2022 anhaltende Kurserholung fort, sodass sich Europas größtes Softwareunternehmen nach dem Ausscheiden Lindes aus dem deutschen Leitindex auch die Spitzenposition in Sachen Marktkapitalisierung in der ersten deutschen Börsenliga sichern konnte.
Erfreulich ist auch der Umstand, dass es nicht nur um Kostensenkungen geht, sondern im aktuellen, von allerhand Herausforderungen gekennzeichneten Umfeld auch um ein anhaltendes Wachstum im Zukunftsmarkt Cloud geht. Wie gut es in dieser Hinsicht vorangeht, zeigte das erste Quartal 2023. Die Clouderlöse legten im Vorjahresvergleich währungsbereinigt um 22 Prozent und um 1 Prozentpunkt gegenüber dem Vorquartal zu. Der starke Jahresauftakt sorgt für weitere Fantasien.
Südzucker
Jahrelang hatte Südzucker (WKN: 729700 / ISIN: DE0007297004 ) mit seinem Zucker-Kerngeschäft zu kämpfen. Umstrukturierungsmaßnahmen sowie steigende Weltmarktpreise hatten zuletzt jedoch beim SDAX-Unternehmen für erfreulichere Nachrichten gesorgt. So konnte Südzucker seine Ergebnisprognosen für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 anheben. Die Erlöse sollen im Vorjahresvergleich steigen.
An dieser Prognose hat sich nichts geändert. Dafür wird nun für das EBITDA ein Wert von 1,1 bis 1,3 Mrd. Euro erwartet, nachdem man sich zuvor lediglich 1,0 bis 1,2 Mrd. Euro zugetraut hatte. Die Prognose für das operative Ergebnis wurde von 650 bis 850 auf 725 bis 875 Mio. Euro angehoben. Es könnten weitere gute Nachrichten folgen.
Girish Chhimwal, Rohstoffanalyst bei S&P Global ist der Ansicht, dass die Fundamentaldaten rund um Zucker derzeit sehr „bullish“ sind. Die jüngsten Preisanstiege seien durch ungewöhnlich viel Regen in Indien, immerhin dem zweitwichtigsten Zuckerrübenproduzenten nach Brasilien, eine schwache Ernte in Europa und höheren Kosten nach oben getrieben worden.
Starbucks
Die Kaffeehauskette Starbucks (WKN: 884437 / ISIN: US8552441094) setzt derzeit voll auf China – mit Erfolg. Die jüngsten Quartalsergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. Der Umsatz wuchs um 11 Prozent auf 8,7 Mrd. US-Dollar. Im Vorfeld war lediglich ein einstelliges Wachstum erwartet worden. Noch deutlicher fiel die Überraschung auf der Ergebnisseite aus.
Das bereinigte EPS von 79 Cents schlug die Erwartungen von 65 Cents mehr als deutlich. Auch die Same-Store-Sales übertrafen die Erwartungen klar 11 Prozent ggü. 7,3 Prozent. Besonders auffällig ist die Lage in China. Statt eines Rückgangs der Same-Store-Sales um knapp 10 Prozent stiegen diese um 3 Prozent.
Einziger Wehrmutstropfen: Das Management von Starbucks bekräftigte lediglich den bisherigen Ausblick. Offenbar traut man sich noch nicht zu, den bisherigen Trend auf das Gesamtjahr hochzurechnen, selbst wenn man in China derzeit tausende neue Filialen eröffnet. So oder so ist Starbucks ein idealer Kandidat, um vom Aufschwung Chinas zu profitieren.
McDonald’s
Wenn die wirtschaftlichen Aussichten nicht ganz so rosig sind, gehen die Menschen nicht in feinen Restaurants essen, sondern lieber in der Burger-Bude von nebenan. Entsprechend konnte McDonald’s (WKN: 856958 / ISIN: US5801351017) für das erste Quartal 2023 überzeugende Ergebnisse präsentieren. In den USA profitierte der Konzern von mehr Kunden in seinen Filialen, während in der restlichen Branche ehe rein gegenteiliger Trend zu beobachten war.
Auf diese Weise lagen sowohl Gewinn als auch Umsatz im ersten Quartal über den Markterwartungen. Auf vergleichbarer Basis, also mit Blick auf Filialen, die seit mindestens einem Jahr geöffnet sind, legten die Erlöse um 13 Prozent zu. Jeffrey Bernstein, Analyst bei Barclays, bezeichnet daher die Q1-Ergebnisse der Schnellrestaurantkette als „beeindruckend“.
Diese waren auch Grund genug, im Fall der McDonald’s-Aktei das Kursziel von 310 auf 330 US-Dollar anzuheben und das „Overweight“-Rating zu bestätigen. Aus seiner Sicht sind die 2023-Prognosen zu konservativ, sodass es positive Überraschungen geben könnte.