Warum Anleger nach vorne schauen sollten

Die Börse zeigt in diesen Tagen ein sehr differenziertes Bild. Laut Marktexperten sind aber die vielzitierten Risiken schon hinreichend eingepreist. Das macht Hoffnung.

(Bildquelle: unsplash / Matthew Jones)

Der Mai ist bislang seitens des Wetters wahrlich kein Wonnemonat – und auch an der Börse ist die Stimmung bisher eher kühler. Das könnte so manchem Anleger Sorge bereiten, denn mit dem Ende des starken Winterhalbjahres stehen nun ja die tendenziell schwierigen Sommermonate vor der Tür. Schaut man in die Historie, so hat es sowohl beim DAX als auch beim Dow Jones im Juli häufig noch freundliche Kurse gegeben, während dann der August mit knackigen „Hitzegewittern“ die Stimmung auf dem Parkett abkühlte und oftmals damit die schwierige saisonale Phase begann.

„Beim Blick auf den US-Aktienmarkt zeigt sich, dass wenige große Tech-Aktien die Indizes nach oben ziehen, während sich die breite Masse der Aktien in diesem Jahr kaum bewegt hat – Nebenwerte sogar im Minus notieren“, analysiert Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland. „Summa summarum lässt sich festhalten, dass die Aktienmärkte gerade massive Widerstandszonen erreichen und sich bei der Entwicklung ein insgesamt sehr differenziertes Bild zeigt.“

Dieses Bild zeigt sich auch bei der Konjunktur. Das vom Conference Board ermittelte US-Verbrauchervertrauen fällt seit Jahresanfang wieder und beendet damit die Erholung von Sommer letzten Jahres. „Auch im Hinblick auf die nächste Erhebung zeigt sich, dass die Erwartungen der Verbraucher immer schlechter werden. Das sind schlechte Aussichten, vor allem wenn man bedenkt, dass US-Verbraucher für 70 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) stehen und somit immens wichtig für die Konjunktur sind“, so Winkler. Auf der anderen Seite: Amerikas Arbeitsmarkt ist unverändert robust, wie die jüngsten Daten belegen.

Nichts Neues im DAX

Dieser Mix lässt derzeit keine neuen positiven Impulse zu. Seit Wochen kämpft der DAX mit der 16.000-Punkte-Marke. „Dies mag auf den ersten Blick Wasser auf die Mühlen der zahlreichen Skeptiker sein. Immerhin sind gerade institutionelle Anleger noch immer unterdurchschnittlich in Aktien investiert“, schreibt die Helaba und ergänzt: „Vergleicht man den aktuellen Verlauf allerdings mit früheren Erholungsphasen nach Bärenmärkten (also einem Rückgang von mindestens 20 Prozent), so zeigt sich, dass sich der deutsche Leitindex bislang exakt an den historischen Fahrplan hält.“

Doch an der Börse wird bekanntlich ja die Zukunft gehandelt, daher sollte der Blick der Anleger eher auf der Entwicklung bei den Gewinnerwartungen liegen. „Beim DAX werden bereits seit längerem mehr Gewinnschätzungen nach oben als nach unten angepasst. Mittlerweile zeichnet sich auf globaler Ebene eine Trendwende bei den Gewinnrevisionen ab. Damit eröffnet sich aus fundamentaler Sicht für die kommenden Monate weiterer Kursspielraum nach oben“, schreibt die Helaba weiter.

Das bringt die neue Börsenwoche (KW20-2023)

 In der Berichtswoche dürften die Anleger speziell die amerikanischen Konjunkturindikatoren auf etwaige Rezessionssignale hin abklopfen. Dazu zählen Nachrichten vom US-Immobilienmarkt (Baugenehmigungen und -beginne) ebenso wie Daten zur Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze. Nach zwei Rückgängen in Folge dürften die US-Einzelhandelsumsätze laut der Deka im April wieder angestiegen sein. Es ist bereits bekannt, dass die Anzahl der Autoverkäufe in diesem Monat kräftig angestiegen ist.

Hierzulande wird es am Dienstag spannend. Der ZEW-Konjunkturindex steht auf der Agenda. Für die Befragung geht die Helaba beispielsweise von einem Rückgang aus. „Die derzeitige Nachrichtenlage lässt bei den Finanzmarktanalysten kein Wohlgefühl aufkommen. Die jüngsten ´harten´ Konjunkturindikatoren waren sehr bescheiden und die Stimmungsindikatoren sinken“, berichtet die Deka.

Das marktEINBLICKE-Fazit

 Langfristig orientierte Anleger sollten weiterhin eines tun: Cool bleiben. Laut Winkler dürften die nächsten Quartale zwar schwierig werden – genügend Warnsignale wie zahlreiche Frühindikatoren, die den Weg in Richtung US-Rezession zeigen, gibt es – andererseits sieht die Helaba den DAX trotz des kräftigen Anstiegs seit Herbst 2022 immer noch als leicht unterbewertet an.

„Und was ist mit den Risiken? Die gibt es und sie stehen seit Monaten schon so stark in der Diskussion, dass sie auch an den Aktienmärkten hinreichend berücksichtigt sein dürften“, so die Helaba. Dem schliessen wir uns an: Aktien sind und bleiben weiterhin die beste Langfristanlage – und schwache Kurse sind gute Chancen zum Einstieg in Qualitätspapiere wie unsere Baustein-Aktien.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt