Was tut jetzt der umsichtige Anleger?

Die abgelaufene Handelswoche hatte nur wenig Positives zu bieten. Aber langfristig gilt: Bange gilt nicht! Nach wie vor. Es gibt gute Gründe, in Aktien-Positionen zu bleiben.

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG

Der Mai könnte an der Börse eigentlich so schön in diesem Jahr sein. Nach der zwischenzeitlich drohenden Bankenkrise im März hat sich die Börse deutlich erholt. Die breiten Indizes S&P 500 sowie der Euro Stoxx 50 erreichten im Wonnemonat Mai neue Jahreshöchststände – ebenso der DAX. Selbst die abschwächende wirtschaftliche Entwicklung und die anhaltend hohe Inflation trübten nicht großartig die Stimmung.

Aber nein, da ist ja noch der US-Kongress und dieser Schuldenstreit, bei dem es eigentlich nur um politische Ideologie an der Ostküste der USA geht. Wer kann sich am Ende brüsten, welchen Deal gemacht zu haben? Dass dadurch die Verunsicherung der Marktteilnehmer an den Börsen in den vergangenen zwei Woche deutlich erhöht wurde, scheint weder Demokraten noch Republikaner großartig zu stören.

Finanzministerin Janet Yellen rechnet damit, dass ihr dann das Geld ausgeht, um sowohl die Schulden zu tilgen als auch zum Beispiel die Gehälter der Staatsbediensteten zu zahlen. Ein Ausfall der Gehaltszahlungen würde in den USA hohe politische Kosten verursachen, „aber ein Zahlungsausfall gegenüber den Anlegern würde die Stabilität des globalen Finanzsystems gefährden“, so Nikolaj Schmidt, internationaler Chefökonom bei T. Rowe Price.

Was tut der umsichtige Anleger?

So ein kleiner potenzieller Crash am Markt – was ist das schon? Man kann da – ähnlich wie bei den vorausgegangenen Schuldenstreitereien in Amerika – als Europäer nur noch den Kopf schütteln und sein Depot letztlich so mit Baustein-Aktien bauen, dass es auch solche Szenarien übersteht.

Nikolaj Schmidt hat dazu ebenfalls eine klare Meinung: „Als Ausgangspunkt sollte der kluge Anleger – meiner Meinung nach – weiterhin eine konservative Anlagestrategie verfolgen, bis die Schuldenobergrenze der USA geklärt ist. Aber ich glaube, dass es wahrscheinlich noch klüger ist, konservativ zu sein, bis wir Klarheit darüber haben, ob die USA und die Weltwirtschaft auf eine Rezession zusteuern. Daher sollte ein vernünftiges Portfolio meiner Meinung nach den Schwerpunkt auf die Teile des Anleihemarktes legen, die sich in der Regel gut entwickeln, wenn sich das Wachstum verlangsamt, und nicht auf den Aktienmarkt.“

Schenkt man einer Umfrage von Spectrum Markets Glauben, so bleiben die deutschen Privatanleger nach dem Erreichen der 16.000er-Marke positiv für DAX gestimmt – allen Widrigkeiten aus USA zum Trotz. Der Spectrum European Retail Investor Index (SERIX) für die Stimmung der Privatanleger ist demnach weiter angestiegen. In wieweit so ein Index nun die eigene Stimmung wiedergibt – das dürfen Sie selbst beantworten …

Nach der zwischenzeitlich drohenden Bankenkrise im März hat sich die Börse deutlich erholt. (Bildquelle: markteinblicke.de)

Drei wichtige Treiber für die Börse 2023

Die Experten von J.P. Morgan Asset Management wiederum sehen im weiteren Verlauf des Jahres 2023 drei wichtige Treiber für die globalen Aktienmärkte – die wir spannend finden.

Neben einer Verlangsamung des Konsums in den Industrienationen sowie den Chancen durch die Wiedereröffnung in China sorgen geopolitische Risiken für Schwankungen und Vorsicht an den Märkten. Auch die Entwicklung der Inflation wird die Märkte weiter beeinflussen, so die Experten.

„Nach Lieferengpässen und einer Verknappung des Angebots in den Jahren 2020 und 2021 haben inzwischen viele Rohstoffe wieder das Niveau von 2019 erreicht, was die Inflation in diesem Bereich bremst“, erläutert Helge Skibeli, Portfolio Manager für globale Aktien bei J.P. Morgan Asset Management.

Allerdings sei mit Verzögerungseffekten zu rechnen, da viele Unternehmen die Kosten mittels Terminkontrakten fixiert haben. „Auch zeigt sich, dass sich die Nachfrage von physischen Gütern hin zu Dienstleistungen verlagert. Angesichts angespannter Arbeitsmärkte und der Lohninflation bleibt der Kostendruck jedoch hoch“, führt Skibeli weiter aus. Nachdem der Nachfragezyklus für physische Güter bereits mehr als zwei Jahre anhält, erwartet der Experte auch für Dienstleistungen eine längere Phase erhöhter Nachfrage.

Das bringt die neue Börsenwoche (KW22-2023)

Am Mittwoch kommen wichtige Daten aus China. Was geht ab beim Einkaufsmanagerindex?

Während sich der Dienstleistungssektor in China nach der Aufhebung der Corona-Restriktionen noch immer gut entwickelt, hat die Industrie bereits deutlich an Schwung verloren. Schon im April ist der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe auf 49,2 Punkte und damit unter die Expansionsmarke von 50-Punkten gefallen. Es gibt bislang keine Anzeichen für eine neue Dynamik im Außenhandel und auch der Immobiliensektor erholt sich nur langsam.

„Wir erwarten daher, dass der Mai keine Trendwende gebracht hat und der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe nochmals leicht auf 49,0 Punkte gesunken ist. Die Geldpolitik dürfte in diesem Umfeld expansiv bleiben“, so die Deka.

Zum Ende der Woche kommt der US-Arbeitsmarktbericht. Spannend! Die jüngsten Aussagen von FOMC-Mitgliedern deuten laut Deka an, dass es zumindest eine Minderheit gibt, die eine weitere Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte im Juni nicht ausschließen will. „Das Zünglein an der Waage könnte hierbei der nächste US-Arbeitsmarktbericht sein. Sieht man von den starken witterungsbedingten Verzerrungen ab, dann hat sich die Beschäftigungsentwicklung in den vergangenen Monaten abgeschwächt. Wir gehen davon aus, dass diese Entwicklung auch im Mai anhalten wird.“

Das marktEINBLICKE-Fazit

Die verkürzte Handelswoche bringt nicht allzu vieles an harten Daten mit sich. Dafür dürfte der US-Schuldenstreit wohl manche Anleger (immer) nervöser machen. Bleiben Sie cool! Langfristig ausgerichtete Investments werden auch solche Szenarien verkraften. Sie wissen:

Jede schwache Börsenphase ist eine gute Möglichkeit, bei soliden Titeln günstig nachzukaufen. Das gilt auch bei Dividendenwerten – zumal diese unverändert sich charmant in den Depots präsentieren.

Laut dem aktuellen Janus Henderson Global Dividend Index sind die weltweiten Dividenden dank boomender Sonderdividenden gut in das Jahr 2023 gestartet. Die Gesamtsumme stieg um 12,0 Prozent auf einen Rekordwert von 326,7 Mrd. US-Dollar im ersten Quartal. Das bereinigte Wachstum, bei dem Sonderdividenden, Wechselkurseffekte und andere technische Faktoren unberücksichtigt bleiben, fiel mit 3,0 % deutlich geringer aus.

 

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt