Der US-Arbeitsmarktbericht für Mai zeigte ein gemischtes Bild: Zwar ist die Anzahl der neuen Beschäftigungsverhältnisse außerhalb der Landwirtschaft mit 339.000 überraschend stark angestiegen, allerdings stieg auch die auf einer Umfrage basierende US-Arbeitslosenquote deutlich von 3,4 auf 3,7 Prozent an. Erneut sinkende durchschnittliche Wochenarbeitsstunden und mit 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat weniger stark steigende durchschnittliche Stundenlöhne deuten jedoch auf einen langsam abkühlenden Arbeitsmarkt hin.
Das würde es der US-Notenbank Fed im Juni erleichtern, eine Pause bei den Leitzinserhöhungen einzuläuten. Auffällig war zudem ein leichter Abbau der Stellen in der US-Industrie, nachdem schon in den letzten Monaten kaum noch neue Beschäftigungsverhältnisse in diesem Segment geschaffen wurden.
Passend zur derzeit weltweit schwierigen Lage des Industriesektors berichtete der Verband der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer VDMA von einem Einbruch der Neubestellungen im April um real 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mit 24 Prozent sanken vor allem die Bestellungen aus dem Nicht-Euro-Ausland.
Erneut schwache gesamtwirtschaftliche Wachstumsdynamik
Eine aktuelle Umfrage des ifo-Instituts unter deutschen Automobilherstellern und deren Zulieferern zeugt ebenfalls von einer pessimistischen Stimmung bzgl. deren künftigen Geschäftsaussichten. Dabei verweisen die Branchenvertreter insbesondere auf die herausfordernde Wettbewerbssituation im außereuropäischen Ausland, die auch aus der starken Stellung chinesischer Hersteller bei Elektrofahrzeugen resultiert.
Damit dürfte das in dieser Woche zur Veröffentlichung anstehende Wachstum der Industrieproduktion in Deutschland im April ebenfalls negativ ausfallen. Die Wahrscheinlichkeit einer erneut schwachen gesamtwirtschaftlichen Wachstumsdynamik im zweiten Quartal steigt.
Klar ist: Die deutsche Industrie hat mehr als nur eine Konjunkturdelle zu meistern. Sie muss vielmehr einen strukturellen Veränderungsprozess aufgrund teils fundamentaler Nachfrageveränderungen sowie dem Wunsch nach diversifizierten Lieferketten vollführen und gleichzeitig die Dekarbonisierung der Produktion umsetzen.
Umso wichtiger sind verlässliche Rahmenbedingungen von politischer Seite, die über die Subvention von energieintensiven Branchen hinausgehen. Damit Unternehmen in die Entwicklung der notwendigen Technologien und die Modernisierung der Produktionsanlagen in Deutschland investieren, benötigen sie vor allem schnellere und fundierte Antragsverfahren sowie Entscheidungen, eine effiziente Verwaltung, den ausreichenden Zugang zu Risikokapital sowie eine leistungsfähige Infrastruktur.
Ein Kommentar von Carsten Mumm
Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.
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