Nach zehn Leitzinserhöhungen in Folge wird die US-Notenbank Fed beim Zinsentscheid am Mittwoch keine weitere Anhebung beschließen. So viel ist nach den Aussagen vom designierte Fed-Vize Philip Jefferson in der letzten wichtigen Rede kurz vor der sogenannten „Blackout Periode“ ausgemacht. Dies bedeutet aber nicht, dass weitere Leitzinserhöhungen bei den kommenden Meetings vollkommen ausgeschlossen wären und der Juni nur quasi ausgelassen wird.
Die Tendenz zur weiteren geldpolitischen Straffung dürfte weiterhin höher sein als zur geldpolitischen Lockerung. Darauf dürfte auch Fed-Chef Jerome Powell in der anschließenden Pressekonferenz verweisen. Bekanntermaßen war die Geldpolitik erst dann erfolgreich, wenn sich das Inflationsumfeld nachhaltig normalisiert hat.
Guillermo Felices, Global Investment Strategist bei PGIM Fixed Income, verweist in diesem Zusammenhang auf die unangenehm hohe und hartnäckige Kerninflation von etwa 5,5 Prozent. Das Problem ist der starke Arbeitsmarkt: „Das Lohnwachstum ist nach wie vor hoch, vor allem bei wichtigen Messgrößen wie dem Arbeitskostenindex, was die Inflationsaussichten weiterhin belasten dürfte. Die Märkte erwarten in der Tat mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent eine Zinserhöhung im Juli. Die Anleger werden sich zwar auf Hinweise auf eine Zinserhöhung im Juli konzentrieren.“
Seiner Meinung nach ist es aber für die Märkte wichtiger, zu erkennen, ob die Fed zu einer längeren Pause bereit ist oder nicht. „Die Märkte rechnen mit drei Zinssenkungen in den nächsten 12 Monaten und weiteren 100 Basispunkten in den nächsten zwei Jahren. Sollten die Daten oder die Fed den Markt dazu zwingen, diese Einpreisung von Senkungen zurückzunehmen, könnten die Märkte eine unruhige Zeit erleben.“
Wichtig: Mit diesem Zinsentscheid werden auch neue Projektionen veröffentlicht. Insgesamt dürfte der Änderungsbedarf überschaubar sein, dennoch dürfen Anleger genau hinschauen.
Das bringt die neue Börsenwoche (KW24-2023)
Neben der bereits erwähnten Fed-Sitzung am Mittwoch stehen zunächst am Dienstag die US-Verbraucherpreise für Mai an. Diese dürfte relativ deutlich gefallen sein. Hierzu trägt laut Deka zum einen der Wegfall eines Basiseffekts aus dem Vorjahr bei und zum anderen niedrigere Energiepreise. Rechnet man diese sowie die Nahrungsmittelpreise heraus, dann dürfte die Jahresveränderungsrate der Kernrate nur leicht sinken.
Nach der Fed-Sitzung steht am Donnerstag dann die EZB-Sitzung auf der Agenda. Es wird erwartet, dass die EZB die Leitzinsen erneut um 25 Basispunkte anheben und eine weitere Straffung in Aussicht stellen wird. Nach Meinung der Deka wird die EZB aber über deren genaues Ausmaß im Vagen bleiben.
„Die neuen makroökonomischen Projektionen werden einerseits einen stärkeren Trend der zugrundeliegenden Inflation widerspiegeln, andererseits aber auch niedrigere Energiepreise und eine etwas restriktivere Geldpolitik. Im Resultat dürfte die Inflation die Zielmarke von 2 Prozent weiterhin erst im Jahr 2025 erreichen. Auf der Pressekonferenz dürfte Präsidentin Lagarde vor allem die Unsicherheit darüber betonen, wann und wie stark sich die bereits erhebliche Straffung der Geldpolitik auf die Realwirtschaft und die Inflation auswirken wird“, so die Deka.
Das marktEINBLICKE-Fazit
An der Börse wird inzwischen bereits von der Rückkehr der Bullen gesprochen, nachdem der S&P 500 um mehr als 20 Prozent gegenüber seinem Tief von Mitte Oktober 2022 zugelegt. Ob die Notenbanken das durch ihre Politik unterstützen, wird man in der kommenden Woche sehen.
Die Tech-Werte nehmen jedenfalls bereits jetzt die gute Laune vorweg. Bleibt am Ende die Frage, ob der Gesamtmarkt am Ende tatsächlich anzieht oder die Techwerte doch wieder nach unten korrigieren.
In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),
Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt