Bloß nicht gierig werden!

Es läuft unverändert gut für Aktien-Anlagen. Für viele Anleger scheint es zudem nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis Fed und die EZB einen Kursschwenk bei den Zinsen einleiten und die Börsenparty ein neues Kapitel bekommt.

(Bildquelle: unsplash / christian_dubovan)

Wow, was mal wieder für eine Börsenwoche! Der DAX gönnt sich ein neues Rekordhoch, Amerikas Notenbank Fed wiederum eine Zinspause und die EZB geht (stur) ihren eigenen Weg beim Leitzins. Das waren jede Menge Stoff und vor allem jede Menge Impulse für die Märkte.

Die beiden Zinsentscheidungen der Fed und EZB zeigen aber vor allem eines: Es ist ein Zeichen, „dass im auslaufenden Zinserhöhungszyklus die Notenbanken politischer agieren und Deutungs- und Gestaltungshoheit für sich beanspruchen“, sagt unter anderem Mathias Beil, Leiter Private Banking der Hamburger Sutor Bank. Fakt ist wohl:

Es herrscht augenscheinlich nach Experten etwas Uneinigkeit bei der EZB. Die einen, die die Zinserhöhungspause in den USA gerne ebenfalls für den Euroraum anwenden würden und die anderen, die weiter an der Zinsschraube drehen wollen, um die Inflation in den Griff zu bekommen.

Das erste Börsenhalbjahr läuft besser als erwartet

Bei alle dem ganzen Diskutieren über Inflation und deren Auswirkung lässt sich aber eines unterm Strich sagen: Das erste Börsenhalbjahr neigt sich dem Ende – und die Märkte haben sich trotz der herausfordernden Gemengelage überraschend gut entwickelt – viel besser als von den meisten Börsenprofis erwartet.

Nach Ansicht von Nermin Aliti von Laureus Privat Finanz könnte das zweite Halbjahr ebenso positiv überraschen:

Der Streit um die Schuldenobergrenze konnte im Kapitol beendet werden. (Bildquelle: Pixabay / 12019)

„Positiv stimmt, dass die Märkte Stressphasen wie die Regionalbankenkrise in den Vereinigten Staaten oder den Streit um die Schuldenobergrenze der USA gut weggesteckt haben. Auch der langsame, aber stetige Rückgang der Inflationsrate macht Hoffnung und sorgt am Aktienmarkt für Entspannung.“

Dennoch komme der Frage, wie zügig die Inflation weiterhin sinkt und ob die Notenbanken angesichts der schwächer werdenden Konjunktur weitere Zinserhöhungen wagen, kommt somit für das zweite Halbjahr eine zentrale Bedeutung zu, so Aliti. An dieser Stelle aber müssen wir wiederum fragen: Das war bereits doch schon im ersten Halbjahr ebenso, oder nicht? Von daher…

Das bringt die neue Börsenwoche (KW25-2023)

Die kommende Börsenwoche ist mit Blick auf Konjunkturdaten entspannt. Drei Notenbanken von drei europäischen Ländern außerhalb der Eurozone entscheiden über ihre Leitzinsen. In allen drei Fällen „erwarten wir Zinserhöhungen um 25 Basispunkte“, so die Deka.

Nach den überraschend starken Preisdaten für April dürfte demnach die Bank of England an einer Zinserhöhung nicht vorbeikommen. (Bildquelle: Pressefoto Bank of England)

Nach den überraschend starken Preisdaten für April dürfte demnach die Bank of England an einer Zinserhöhung nicht vorbeikommen, schreiben die Experten. „Bei der Norges Bank ist aufgrund der starken Preisdaten im Mai auch noch nicht Schluss mit der Zinserhöhung. Einzig die Schweizerische Nationalbank spürt etwas weniger Druck seitens der Inflationsentwicklung, sodass hier möglicherweise der vorerst letzte Zinsschritt bevorsteht.“

Zum Wochenschluss – am Freitag – kommen Daten zum Euroland-Einkaufsmanagerindex. „Die Frühindikatoren für das zweite Quartal deuten eine anhaltende Heterogenität unter den Wirtschaftsbereichen an. Dazu gehört auch der Einkaufsmanagerindex für Euroland im Juni. Während der Teilindex für die Industrie eine schlechte Stimmung anzeigt, ist die Stimmung im Dienstleistungsbereich hingegen noch als gut zu bezeichnen“, schreibt die Deka.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Auch wenn der DAX neue Höhen erklommen hat – die Devise sollte unverändert heißen: „Investiert bleiben, aber defensiv“. Qualitätsaktien – wir nennen diese Baustein-Aktien – sind Trumpf. Darunter verstehen wir Aktien von Unternehmen, die aufgrund ihrer soliden Bilanzen und stetigen Cashflows vor unvorhergesehenen Abwärtsrisiken geschützt werden.

„Aktien mit diesen Merkmalen bieten Anlegern auch die Möglichkeit, an etwaigen Marktgewinnen zu partizipieren, sollte das Wirtschaftswachstum die Erwartungen übertreffen“, so Matt Peron von Janus Henderson Investors. Entsprechend dem Trend der Pandemiezeit erfüllen laut Peron viele der größten Technologie- und Internettitel ebenfalls diese defensiven Kriterien. „Umgekehrt sollte das Exposure gegenüber stark zyklischen Sektoren und übermäßig verschuldeten Unternehmen minimiert werden.“

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt