Die US-Märkte zeigten bereits am Donnerstag lediglich eine Erholung bei den Technologietiteln, aber auch im Bereich der Nicht-Konsumgüter. Von Euphorie war jedoch wenig zu spüren. Wieder einmal stehen die Notenbanken und eine weitere Straffung der Geldpolitik im Fokus. Entsprechend folgte am Freitag ein erneuter Kursrückgang. S&P 500, NASDAQ100 und Dow Jones notieren deutlich im Minus.
In der Folge blieb auch der deutsche Aktienmarkt in Rot. Der DAX verlor am Freitag 0,99 Prozent auf 15.829,94 Punkte.
Größte Verlierer im DAX waren neben Siemens Energy und Siemens auch Commerzbank und Infineon. An der Indexspitze standen Symrise, Covestro und MTU.
Siemens Energy leidet unter zurückgezogener Ergebnisprognose
Die Aktie von Siemens Energy verlor am Freitag rund 37 Prozent. Am Vorabend hatte der Energietechnikkonzern wegen anhaltender Probleme bei der Tochter Siemens Gamesa nun seine Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022/23 zurückgezogen. Dennoch hat Goldman Sachs-Analyst Ajay Patel sein “Buy”-Rating mit Kursziel 31,70 Euro bestätigt.

Fed-Chef Powell bleibt seiner Linie treu
Fed-Chef Powell stand gestern erneut den Mitgliedern des US-Kongresses Rede und Antwort. Dieses Mal im Senat. Dabei blieb er bei seiner “hawkishen” Linie und stellte weitere Leitzinserhöhungen noch in diesem Jahr in Aussicht. Auch US-Währungshüterin Michelle Bowman äußerte sich ähnlich. Sie sagte, dass “weitere Leitzinserhöhungen erforderlich sind, um die Inflation zu kontrollieren”.
Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, spricht dementsprechend darüber, wie schnell sich die Welt verändert hat:
“Noch Anfang Mai waren an den Terminmärkten weitere Zinsanhebungen der Fed ausgeschlossen und mehr als drei Zinssenkungen für das zweite Halbjahr angenommen worden. Mittlerweile erscheint eine weitere Zinsanhebung der Fed nahezu sicher und erste Zinssenkungen dürften erst 2024 folgen.”
Technische Eintrübung im DAX
Hierzulande scheint die Stimmung an den Börsen angesichts der neuen Zinssorgen schlecht zu bleiben. Zumal die Analysten bei der Helaba nun schreiben, dass sich nach dem neuerlichen Minus für den DAX auch die technische Verfassung des wichtigsten deutschen Börsenbarometers weiter eingetrübt habe.
“Die Indikatoren stehen mehrheitlich auf Verkauf und geben weiter nach. Zudem wurde die 21-Tagelinie bei 16.032 durchbrochen, mit dem Tagestief bei 15.810 temporär auch die 55-Tagelinie. Mithin sollte eine Korrekturausdehnung nicht überraschen. Die Zone 15.600/700 ist dabei entscheidend. Dort finden sich nicht nur markante Tiefs, sondern auch die 100-Tagelinie und das 38,2 %-Retracement. Beachtet werden muss aber, dass der langfristige Aufwärtstrend verlassen wurde, und dass das Risiko besteht, dass es bei 16.331/427 zu einer Ausbildung eines Doppeltops gekommen ist”, heißt es in ihrer Analyse.
Zum Wochenschluss wieder Konjunkturdaten im Fokus
Neben den Nachrichten rund um die Notenbanken und weitere Leitzinserhöhungen schauten Anleger heute auch auf eine Reihe von Konjunkturindikatoren. Dabei standen vor allem die europäischen Einkaufsmanagerindizes im Fokus. Hier zeigte sich eine weitere Eintrübung der Stimmung in der Wirtschaft.
