Amerikas Börsen sind heute aufgrund des gestrigen Feiertages erst so richtig in das zweite Halbjahr eingestiegen. Dabei verbuchen sie leichte Kursverluste. Insgesamt fällt die Performance von NASDAQ100, S&P 500 und Dow Jones im bisherigen Jahresverlauf dennoch sehr positiv aus.
Unter den US-Experten hat sich in den vergangenen Tagen auch deshalb die Diskussion ausgeweitet, inwieweit die kommenden Monate an der Wall Street einfach so weitergehen, wie die vergangenen. Denn neben einem Tech-Index NASDAQ100, der die stärkste Halbjahresperformance aller Zeiten aufweisen kann, ist selbst der breite S&P 500 im ersten Halbjahr um bemerkenswerte 16 Prozent angestiegen.
Daraus per se auf ein schwaches zweites Halbjahr zu schließen, wäre allerdings falsch, schreibt heute unter anderem Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deuschen Bank. Er verweist hierzu auf diese Zahlen:
Was die S&P-Historie Anlegern für das zweite Halbjahr mitgibt
„Seit der Auflage des Index 1929 gab es elf Jahre, in denen der S&P 500 im ersten Halbjahr zwischen 13 und 19 Prozent zulegte. In zehn Jahren stieg er im zweiten Halbjahr weiter, im Schnitt um zwölf Prozent.“ Ein vergleichbarer Anstieg 2023 scheine allerdings wenig wahrscheinlich, so Stephan.
„Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 19 ist der S&P 500 mittlerweile hoch bewertet – vor allem wenn man bedenkt, dass Anleihen wieder echte Anlagealternativen sind. Zudem besteht das Risiko einer Rezession, die üblicherweise mit Rücksetzern bei Aktien einhergeht. Europäische und japanische Aktien finde ich daher aktuell interessanter.“
CNN Fear and Greed-Index mahnt zur Vorsicht
Spannend ist in diesem Zusammenhang auf der CNN Fear and Greed-Index (auf deutsch: „Furcht und Gier“). Dieser steht mit 79 von 100 Punkten für den S&P 500 demnach auf „extreme Gier“. Zur Berechnung des Index werden sieben Indikatoren hinzugezogen und berechnet – von denen lediglich nur einer nicht im Status „extreme Gier“ ist.
Zu diesen Indikatoren gehören unter anderem das Momentum des Marktes (berechnet aus dem Abstand des S&P 500 zu seinem gleitenden 125-Tage-Durchschnitt), die Zahl der Aktien, die neue 52-Wochen-Hochs versus -Tiefs erreicht haben und das Verhältnis von Kauf- zu Verkaufsoptionen.
Der aktuelle Stand des Index sagt daher aus, dass „die Anleger zu sorglos sind und möglicherweise zu teuer kaufen. Insofern ist bei Investitionen in den US-Aktienmarkt eine gewisse Vorsicht geboten“, analysiert Stephan.
Börsen in Asien geben nach
Die Märkte des asiatisch-pazifischen Raums lieferten für den heutigen Tag schwache Vorgaben, die vor allem auf mäßige Konjunkturdaten zurückzuführen sind. Demnach sind die Dienstleistungsaktivitäten in Japan und China zuletzt zwar im Expansionsbereich geblieben, das Wachstumstempo hat sich aber abgeschwächt.
In Japan fiel der Nikkei-Index um 0,25 Prozent und beendete die Sitzung bei 33.338 Punkten, während der breite Topix nun um wenige Punkte auf 2.306,03 Punkte abrutschte.
DAX fällt unter 16.000 Punkte
Der DAX schloss am Abend bei 15.937,58 Zählern (-0,63 Prozent). Der Kampf um die 16.000er-Marke nimmt damit wieder Fahrt auf.
Größte Gewinner im DAX waren die Aktien von Continental, Mercedes-Benz und Airbus. Am Indexende rangieren die Papiere von Siemens Energy, Allianz und Zalando.
Die Datenlage abseits der Börse
In den USA wurde der Bericht zu den Auftragseingängen der Industrie im Mai veröffentlicht. Diese brachten keine Bewegung in die Märkte. Heute Abend steht zudem das FOMC-Protokoll der Fed-Sitzung von Mitte Juni auf der Agenda. „Die Zinserwartungen bezüglich der FOMC-Sitzung der US-Notenbank in diesem Monat haben sich zuletzt nicht mehr wesentlich verändert“, schreibt die Helaba.
Der unerwartet schwache ISM-Index des Verarbeitenden Gewerbes hätte keinen großen Einfluss, auch weil Notenbanker, „allen voran Fed-Chef Powell in der letzten Woche, deutlich gemacht haben, dass die Dämpfung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und der Dynamik am Arbeitsmarkt bisher noch nicht ausreichend gewesen ist, um die Inflation zu drücken.“