Licht am Ende des Inflations-Tunnels

Der Zahlenreigen für das zweite Quartal steht an. Vielerorts werden Umsatz- und Gewinnrückgänge erwartet. Die ersten positiven Überraschungen gab es schon – dem breiten Markt tut das gut. Ein Ende der US-Zinserhöhungen wird immer wahrscheinlicher.

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Es war eine herausragende Woche und eine schöne Reaktion der Märkte auf vielversprechende US-Inflationsdaten. Alle Anleger, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten nicht verrückt machen haben lassen, dürften ein Grinsen im Gesicht haben. Denn einmal mehr haben die Börsen gezeigt, dass sie Substanz haben.

„Während die Aktienmärkte in diesem Jahr schon einige Male gut gelaufen sind, obwohl sie die fundamentale Realität der raschen, die Wirtschaft bedrohenden Zinserhöhungen nicht widerzuspiegeln schienen, hat die Unfähigkeit, die Inflation wirklich in den Griff zu bekommen, sie zurückgehalten. Aber vielleicht wird diese Wende jetzt vollzogen“, kommentiert Craig Erlam, Marktanalyst bei Oanda.

Der DAX hat fünf Tage in Folge grüne Vorzeichen gemeldet und kommt auf Wochensicht auf ein Plus von mehr als 3 Prozent. Das ist die beste Wochenbilanz seit Ende März. Es scheint, dass das Sorgenkind Inflation nun etwas besser versorgt ist. Die jüngsten US-Daten geben Auftrieb. „Die Inflation war bereits weit von ihren Höchstständen entfernt, aber dieser Bericht war irgendwie anders. Nicht nur, dass die Gesamt- und Kerninflation übertroffen wurde, auch die beiden monatlichen Messwerte waren unglaublich positiv. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, ob sich das fortsetzen kann“, so Erlam weiter.

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Fakt ist: Die US-Erzeugerpreise stiegen im Juni um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat minus 0,3 Prozentpunkte weniger als erwartet und 0,8 Prozentpunkte weniger als im Mai. Die entsprechende Kernrate – ohne Energie- und Lebensmittelpreise – verlangsamte sich von 2,6 Prozent im Mai auf 2,4 Prozent im Juni. In der Regel schlagen veränderte Erzeugerpreise zeitverzögert auf den Handel und damit auf die Verbraucherpreise durch. Im vergangenen Jahr waren die Preise in den USA zeitweise um mehr als zwölf, in der Eurozone sogar um rund 43 Prozent im Jahresvergleich gestiegen.

Ja, es scheint, dass die Anleger vielleicht wirklich das Licht am Ende des Tunnels der Straffung sehen können – zumindest wird es heller. Die Erhöhung er Fed in zwei Wochen ist eingepreist, spannend wird es hingegen zu sehen, inwieweit eine weiche Landung der Wirtschaft (noch) möglich ist.

Wenn das eine Thema so ein bisschen abgehakt ist, kommt das nächste gleich um die Ecke. In diesem Fall ist es die Earning Season für das zweite Quartal. Am Freitag haben bereits die großen US-Banken Bilanz gezogen. Sowohl JPMorgan Chase als auch Wells Fargo und Citigroup meldeten überraschend gute Zahlen und erhöhten zum Teil sogar die Erwartungen in manchen Bereichen. In der Folge gewannen Bankaktien am Freitag deutlich hinzu.

Inwieweit man die Quartalszahlen der Banken als Indikator für die Berichtssaison nehmen kann, sei dahin gestellt – der Markt wird seit Anfang des Jahres vielmehr von sieben Hightechs dominiert und geprägt. Das heißt die Zahlen von Apple, Microsoft, Nvidia, Tesla, Meta, Amazon und Alphabet werden entscheidend sein. Anders gesagt, der breite S&P 500 ist derzeit wegen dieser Mega-Caps stabil. „Erst wenn diese Tech-Schwergewichte korrigieren, sollte der US-Markt unter Druck geraten“, sagt Christian Gombert, Fondsmanager bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland.

Das Gute dieses Mal ist: Viele Anleger sind in Bezug auf die amerikanischen Q2-Zahlen skeptisch. Es werden vielerorts Umsatz- und Gewinnrückgänge erwartet. Da sind positive bzw. besser als erwartete Bilanzen für den Markt und geben Impulse. Die ersten Highlights gab es schon. Ein Beispiel ist PepsiCo. Der Softdrink-Konzern konnte im zweiten Quartal sowohl beim Umsatz wie auch beim Gewinn die Analystenprognosen übertreffen – und erhöhte auch noch die Aussichten für das Gesamtjahr. PepsiCo ist ein schönes Beispiel einer Baustein-Aktie, die wir bei marktEINBLICKE favorisieren, wenn es um den langfristigen Vermögensaufbau mit Aktien geht.

Das bringt die neue Börsenwoche (KW29-2023)

Die neue Woche bringt wichtige Konjunkturdaten aus China und den USA. Unter anderem zeigt das enttäuschende BIP Chinas für das zweite Quartal auf, dass das Land der Mitte unverändert mit Problemen im Immobiliensektor und einer schwächeren Erholung der Binnennachfrage zu kämpfen hat.

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Am Dienstag stehen Amerikas Einzelhandelsumsätze auf der Agenda. „Zeitnahe Konsumindikatoren deuten an, dass die Einzelhandelsumsätze relativ unauffällig gegenüber dem Vormonat angestiegen sein sollten. Insbesondere von den höheren Verkaufszahlen im Automobilbereich dürfte ein Umsatzschub erfolgen“, schreibt die Deka.

Alle Daten der Woche plus Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Wir wiederholen uns an dieser Stelle sicherlich. Aber: Das erste Börsenhalbjahr 2023 war ein gutes und dies trotz eines fortwährenden Ukraine-Krieges, weltweiter Leitzinserhöhungen sowie Inflations- und Rezessionssorgen. Aus diesem Grund aber nun als langfristig agierender Anleger die „Bremse“ einzulegen und aus dem Markt rauszugehen – nur weil eine Korrektur kommen könnte – wäre ein Fehler.

Wir wissen alle, dass es immer wieder zu Korrekturen kommt. Was wir nicht wissen: Wann diese kommen. Wir wissen aber dafür: Baustein-Aktien sind nachweislich das beste Investment für einen langfristig ausgerichteten Vermögensaufbau und dessen Schutz.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt