Es wird nicht einfacher – nur anders

Nach der Notenbanksitzung ist vor der Notenbanksitzung. Neben der Fed und EZB tagt in dieser Woche auch die Bank of Japan. Und dann kommen noch Daten wie der ifo-Geschäftsklima-Index und das US- Bruttoinlandsprodukt – genügend Stoff für eine spannende Börsenwoche.

(Bildquelle: marktEINBLICKE)

Es ging wohl so ein bisschen unter, was da vergangene Woche in Berlin veröffentlicht wurde. Da hat die von der Bundesregierung eingesetzte „Fokusgruppe private Altersvorsorge“ ihre Arbeit abgeschlossen und ihren Abschlussbericht mit Empfehlungen für eine Reform vorgelegt.

Bei dieser ging es um nichts Wichtigeres als die private Altersvorsorge, die „neben der gesetzlichen Rente und der betrieblichen Altersversorgung ein wichtiger Baustein für das Leben im Alter ist. Ihre Verbreitung war zuletzt aber rückläufig.“ Unterm Strich haben nun die ganzen Experten des Bundesfinanzministeriums doch tatsächlich herausgefunden, dass die Aktienanlage gestärkt werden sollte.

Wer sich den langfristigen Verlauf des DAX anschaut (und Deutschlands Leitindex weist bei weitem nicht die beste Langfristperformance unter den Indizes auf), weiß das aber nicht erst seit dieser Woche.

Aktien sind ein wesentlicher Bestandteil der Altersvorsorge

„Insgesamt weisen die Vorschläge der Fokusgruppe in die richtige Richtung und müssen nun im Interesse der künftigen Rentner zügig umgesetzt werden“, fordert jetzt Dr. Christine Bortenlänger, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts.

„Die Bundesregierung muss renditestarke Aktien in die Altersvorsorge einbeziehen, um die Rente für die Zukunft zu stabilisieren. Eine breitgestreute, langfristige Aktienanlage beispielsweise in den DAX hat in der Vergangenheit jährlich durchschnittlich sechs bis neun Prozent Erträge erwirtschaftet. In Ländern wie Schweden, der USA oder Großbritannien sind Aktien deshalb ein wesentlicher Bestandteil der Altersvorsorge. Diesen Weg muss auch Deutschland einschlagen.“

In Ländern wie Schweden, der USA oder Großbritannien sind Aktien ein wesentlicher Bestandteil der Altersvorsorge. (Bildquelle: Unspalsh/Andreas Strandman)

Völlig richtig. Das ist nur zu unterstützen. Politiker, die in irgendwelchen Talkshows das Bild zeichne, dass die Börse ein reiner Ort der Spekulation und des Zockens sind, sollten gar nicht mehr eingeladen werden.

Der Plan der Fokusgruppe ist schon einmal nicht schlecht: Im Rahmen eines staatlich geförderten und zertifizierten Altersvorsorgedepot sollen Bürger für die Altersvorsorge künftig in Fonds und andere realwertorientierte Anlageklassen investieren können.

Je früher aktiv an der Börse werden, desto besser

Bis es aber dazu kommt, haben viele Anleger wohl bereits wichtige Rendite-Punkte an der Börse liegen lassen. Sie wissen:

Je früher Sie als Investor an der Börse agieren und in Baustein-Aktien investieren, desto größer wird nach hinten hinaus die Rendite ausfallen.

Zu unseren Baustein-Aktien gehören zweifelsohne auch bestimmte Wertpapiere der großen amerikanischen Tech-Werte, der „Big Seven“. Zu nennen sind hier unter anderem Apple, Amazon, Alphabet und auch Microsoft. Das geplante Rebalancing des NASDAQ-Index hat keine besonders starken Auswirkungen auf eine langfristige ausgerichtete Strategie in diese Aktien. Im Gegenteil: Das Rebalancing ist durch die hohe Konzentration der Big Seven im Index notwendig und richtig.

Das Rebalancing des NASDAQ-Index und die Folgen

(Bildquelle: markteinblicke.de)

„Die fünf größten Unternehmen, darunter Microsoft, Apple, Nvidia, Amazon und Meta Platforms, machen mehr als 43 Prozent des Index aus. Mit Tesla und Alphabet an Bord erhöht sich der Anteil dieser sieben Unternehmen sogar auf über 55 Prozent. Diese Konzentration hat eine Rebalancierung erforderlich gemacht, die nun das dritte Mal in der Geschichte des Index durchgeführt wird“, sagt Roman Przibylla, Börsenexperte bei CAT Financial Products.

Für den Einzel-Investor hat das nicht wirklich Konsequenzen, mit der Neugewichtung müssen dagegen Fonds, die den Index originalgetreu nachbilden, einige ihrer Anteile an den „Big Seven“ verkaufen und ihre Positionen in kleinere Aktien aufstocken. Mehr wird aber nicht passieren. Das heißt:

Gute Aktien, Baustein-Aktien, werden langfristig immer gut performen, ganz egal, was deren Gewichtung in einem Index ist.

Das bringt die neue Börsenwoche (KW30-2023)

 Es ist mal wieder eine Woche der Notenbanken, die abseits der laufenden Berichtssaison, die Börsen beeinflussen werden. Neben der Fed und EZB tagt in der Berichtswoche auch die Bank of Japan. „Da sich die japanische Kernrate (ex. Energie) mit 4,2 Prozent auf einem 40-Jahres-Hoch befindet, wird spekuliert, ob hier eine vorsichtige Abkehr von der bislang ultralockeren Geldpolitik in Erwägung gezogen wird“, schreibt die Helaba.

Am Donnerstag wird zudem das US-Bruttoinlandsprodukt publik. „Es dürfte auch im zweiten Quartal verhältnismäßig kräftig um 2,0 Prozent gegenüber dem Vorquartal und auf das Gesamtjahr hochgerechnet angestiegen sein und damit weiterhin dem geldpolitischen Gegenwind getrotzt haben“, schreibt die Deka und ergänzt: „Im zweiten Quartal ist mit einem eher mageren Konsumanstieg zu rechnen, aber die zyklischen Kräfte dürften an Dynamik gewonnen haben.“

Spannend wird auch der Dienstag – und zwar hierzulande: Der ifo-Geschäftsklima dürfte laut Experten zum dritten Mal in Folge zurückgehen. Alle Daten der Woche plus Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Auch wenn der jüngste Anstieg der Aktienmärkte Kraft gekostet hat, unterm Strich bleibt für uns als Fans des langfristigen Vermögensaufbaus Aktien die einzige Alternative am Finanzmarkt. Wir können uns da nur der Einschätzung der Helaba anschließen:

„Hierzulande ist es insbesondere die niedrige Bewertung sowie der ausgeprägte Pessimismus der Anleger, der im Sinne der Kontraindikation für eine Fortsetzung der Rally spricht. In den USA scheint dagegen der Zinsgipfel in greifbarer Nähe und die sich verbessernden Gewinnperspektiven relativieren die schon hohe Bewertung. Auch wenn die Kurszuwächse im zweiten Halbjahr vermutlich hinter denen der ersten sechs Monate zurückbleiben dürften, spricht derzeit vieles dafür, weiterhin auf Aktien zu setzen.“ Für uns ist das eine Punktlandung.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE -Herausgeber

Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt