Die US-Notenbank Fed hat wie erwartet, den Leitzins um 25 Basispunkte angehoben, womit die Zinssätze den höchsten Stand seit 2001 erreichten. An der Wall Street wurde dies gestern Abend zunächst völlig entspannt aufgenommen. Heute herrschte allerdings großer Jubel, vor allem bei Technologiewerten an der Nasdaq. Dies hatte aber auch mit einigen starken Quartalsergebnissen zu tun.
Die „weiche“ Landung
Die Fed konnte ihrerseits mit den Aussagen zur Konjunktur für gute Laune sorgen. Dies passt auch zu dem überraschend starken Wachstum der US-Wirtschaft im zweiten Quartal. Dieses liegt bei +2,4 Prozent, gegenüber den Konsensschätzungen von +1,8 Prozent.
Notenbank-Chef Powell hatte seinerseits gesagt, dass die Währungshüter nun nicht mehr von einer Rezession ausgehen würden. Demnach könne die Inflation gesenkt werden, ohne eine solche Rezession auszulösen oder für deutliche Jobverluste am Arbeitsmarkt zu sorgen.
Ob die Zinsen im September noch einmal angehoben werden, ließ er offen, allerdings dürfte es Anleger freuen, dass Leitzinssenkungen im kommenden Jahr auch dann erfolgen könnten, wenn das Inflationsziel von 2 Prozent noch nicht erreicht sein sollte.
Dow Jones verzeichnet längste Gewinnserie seit 1987
An der Zahlenfront hatte Meta erfreuliches zu berichten. Der Konzern konnte besser als erwartete Ergebnisse präsentieren und gab zugleich auch einen starken Ausblick. Entsprechend kletterte der Aktienkurs am Donnerstagnachmittag um mehr als 8 Prozent.
Bereits gestern hatte der Dow Jones zum 13. Mal in Folge zugelegt, schloss bei 35.520 Punkten und verzeichnete damit die längste Gewinnserie seit 1987. Heute sieht es nach Gewinntag 14 in Serie aus. Der Dow liegt 0,2 Prozent im Plus, der S&P 500 klettert um 0,4 Prozent nach oben, während der NASDAQ 100 um 0,9 Prozent in die Höhe schießt.
Der Blick nach Asien
In Tokio reagierten die Anleger heute auf den Fed-Entscheid ebenfalls entspannt. Der Nikkei-Index schloss am Ende 0,2 Prozent höher bei 32.729 Punkten. Der Topix-Index notierte unverändert am Ende bei 2283 Punkten, während die wichtigsten Handelsplätze Chinas jeweils um ein halbes Prozent zulegen konnten.
So steht´s um den DAX – Allzeithoch im Visier
Der DAX nahm Kurs in Richtung Allzeithoch (16.427,42 Zähler). Bis zum Abend entfernte sich der Index nur etwas vom Tageshoch von 16.408 Punkten. Der DAX schloss mit einem Plus von 1,7 Prozent bei 16.406,03 Zählern.
Größte Gewinner im DAX waren die Aktien von Sartorius, Heidelberg Materials und Infineon. Am Indexende standen Airbus, VW und Deutsche Bank.
Mercedes-Benz und VW im Blick
VW, Europas größter Autobauer, hat im zweiten Quartal sowohl Umsatz als auch Ergebnis gesteigert – dank höherer Auto-Auslieferungen vor allem in Europa. Die Erwartungen waren jedoch groß gewesen am Markt, weshalb es bei der Aktie um über 2 Prozent nach unten ging.
Ganz anders das Bild bei Mercedes-Benz. Die Aktie legte fast 4 Prozent zu, nachdem die Stuttgarter nach solidem zweiten Quartal den Jahresausblick erhöht haben.
Bei Airbus stehen ebenfalls die Quartalszahlen im Blick. Die Aktie verlor über ein Prozent, obwohl Airbus im zweiten Quartal operativ gut ein Drittel mehr verdient hat und die Jahresprognose bestätigen konnte.
Die Datenlage an und abseits der Börse
Der Zahlenreigen der Unternehmen geht heute munter weiter. Im Mittelpunkt des Interesses steht heute aber die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank. Sie hob den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent an. Mit ihrem Beschluss reagieren die Notenbanker auf die hohe Inflation im Euro-Raum. Im Juni hat sich der Preisdruck im Euro-Raum zwar weiter abgeschwächt. Die Preissteigerung lag mit 5,5 Prozent aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie das Stabilitätsziel der EZB von 2 Prozent.
Katharine Neiss, Deputy Head of Global Economics and Chief European Economist bei PGIM Fixed Income, legt in ihrer Bewertung den Schwerpunkt auf die begleitenden Statements ab, die deutlich ergebnisoffener und dovisher als erwartet waren. „Die bemerkenswerte Änderung im Tonfall im Vergleich zur EZB-Sitzung im Juni trägt den jüngsten schwachen Daten Rechnung. Das BIP-Wachstum im ersten Quartal war durchweg schwach, was auf eine niedrige Nachfrage hindeutet – sowohl im Inland als auch im Ausland. Die Einkaufsmanagerindizes für das zweite Quartal und jener für Juli zeigen eine rasche Abkühlung der Wirtschaft, wobei das verarbeitende Gewerbe bereits schrumpft und auch der Dienstleistungssektor nachlässt.“ Ihrer Ansicht nach ist in nächster Zeit nicht mit Zinssenkungen zu rechnen, zumindest solange die EZB keine konsequentere und deutlichere Verringerung der kurzfristigen Dynamik der Kerninflation sieht.
Jill Hirzel, Senior Investment Specialist bei Insight Investment, ist nach wie vor der Meinung, dass eine weitere Zinserhöhung bevorstehen könnte, bevor dieser Zinserhöhungszyklus endgültig zu Ende geht. Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa bei T. Rowe Price, weißt auf die Datenabhängigkeit hin: „Für eine Zinserhöhung im September kommt es daher auf die Daten an. Inflationsprognosen sind derzeit schwierig. Wir wissen jedoch, dass die hohe Inflation in der Eurozone eine gewisse Persistenz zu haben scheint.“
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