Erst mal durchatmen, das Wochenende als Anleger genießen – nach diesen vergangenen fünf Handelstagen sei es Ihnen gegönnt. Da war viel los auf und um das Parkett. Vor allem das Thema Inflation war mit den Zinsentscheiden der Fed und der EZB wieder voll im Fokus. Beide „haben geliefert“ – und zwar so, dass die Börsen damit umgehen konnten.
Während EZB-Präsidentin Christine Lagarde die datenbasierte Zinspolitik betonte, erklärte sie auf Fragen nach einer möglichen Zinsanhebung im September eine ganz entscheidende Sache: „Wir könnten die Zinsen erhöhen, aber auch eine Pause einlegen.“ Das ist durchaus eine andere Kommunikation als in den vorherigen Pressekonferenzen. An den Märkten sah man daraufhin gleich eine Reaktion – die Kurse gingen nach oben.

Aktuell zeigt sich wieder in der Bilanzsaison dieses gefährliche Anlegerverhalten – die Gefahr der (zu) hohen Erwartungen. Es wird wieder unheimlich. Die Gier hat wieder Ausmaße angenommen, die nicht gut sind. Ein schönes Beispiel hierfür ist Microsoft.
Die Gefahr der (zu) hohen Erwartungen
Der Softwarekonzern hat jüngst Bilanz gezogen. Fakt ist: Das Mitglied der „glorreichen Sieben“ lieferte gute Zahlen, einen Gewinn je Aktie in Höhe von 2,69 US-Dollar, was eine Steigerung gegenüber dem Vorjahresquartal von mehr als 20 Prozent entspricht. Analysten hatten im Schnitt nur mit 2,54 US-Dollar je Aktie gerechnet. Bisher ist alles gut. Weil der Konzern dann Prognosen lieferte, die nur leicht unter den Marktschätzungen lagen, ging es nachbörslich mit der Aktie mehr als 6 Prozent in den Keller.
Wer das Kürzel MSFT (Microsoft) schon viele Jahre im Depot hat, weiß um die Stärke des Konzerns. (Bildquelle: marktEINBLICKE.de)Das ist Wahnsinn. Zu hohe Erwartungen waren nie gut an der Börse. Wer schlau war, hat diesen Rücksetzer genutzt, um bei der Baustein-Aktie Microsoft nachzukaufen. Wer das Kürzel MSFT schon viele Jahre im Depot hat, weiß um die Stärke des Konzerns. Wen kümmern da kurzfristige Ausblicke – wohlgemerkt nachdem der Konzern gute Zahlen weiterhin liefert? Es dürfte aber nicht nur bei Microsoft bleiben – es werden noch andere Konzerne kommen, die mit den (zu) hohen Erwartungen des Marktes nicht zurechtkommen …
Das bringt die neue Börsenwoche (KW31-2023)
In der neuen Woche stehen vor allem zwei Termine im Fokus. Zum einen der ISM-Einkaufsmanagerindex sowie der US- Arbeitsmarkbericht. Beide Daten müssen nun zeigen, wie robust die Konjunktur wirklich ist. Hinzu kommt noch die Sitzung der Bank of England, deren Leitzins zwar bei 5,0 Prozent liegt, die aber angesichts der britischen Inflation von knapp 8 Prozent „wohl noch mehr nachlegen“ muss, wie die Helaba schreibt.
Ob die Fed-Kommentare von der vergangenen Woche auch wirklich greifen, werden wir am nächsten Freitag sehen. Aktuell verharrt die US-Arbeitslosenquote nahe ihres 50-Jahres-Tiefs. „Die Abkühlung am Arbeitsmarkt schreitet bislang sehr graduell voran – trotz der rekordverdächtigen Straffung der Geldpolitik seit Anfang 2022“, kommentieren die Experten der Helaba. Bei der Deka erwartet man für die Juli-Daten „in Summe einen ähnlich hohen Beschäftigungszuwachs wie im Juni.“
Alle Daten der Woche plus Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Es bleibt für uns auch nach dieser Börsenwoche alles beim Alten. Eine langfristige Aktien-Anlage wird uns allen einen soliden Vermögensaufbau bescheren. Wir sollten als Anleger nur cool bleiben, und uns nicht von irgendwelchen emotionalen Störfeuern beirren lassen.
Dass der deutsche DAX diese Woche, am Freitag, auf ein Rekordhoch gestiegen ist, ist schön. Aber es wird nicht das letzte sein – und genau deshalb bleiben wir gelassen, schauen langfristig nach vorne – und tun das gleiche, wenn es mal wieder zu einer Korrektur kommt ….
In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),
Ihre marktEINBLICKE -Herausgeber
Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt