Nach einem sehr starken Börsenmonat Juli fiel der Start in den August nicht gerade rosig aus. Nachdem der DAX den Dienstaghandel mit einem Minus von 1,3 Prozent auf 16.240 Punkte beendet hatte, setzen sich die negativen Vorzeichen fort und der DAX fällt am Mittwoch zeitweise unter die 16.000-Punkte-Marke. Am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 16.020,02 Punkten (-1,36 Prozent).
Verluste zeigen sich auch an den US-Börsen. Der Dow Jones Industrial Average notiert im Mittwochhandel 0,7 Prozent im Minus bei 35.396 Zählern. Für S&P 500 und NASDAQ Composite geht es um 1,2 Prozent auf 4.522 Punkten bzw. um 2,0 Prozent auf 13.995 Zähler nach unten.
Die Stimmung wurde vor allem durch die Absenkung des Kreditratings für US-Staatsschulden vonseiten der Ratingagentur Fitch belastet. Zudem hat sich der August in der Vergangenheit als saisonal schwacher Börsenmonat erwiesen. Dies sind zwei Gelegenheiten, die Anleger auch schlicht für Gewinnmitnahmen nach der starken Performance der vergangenen Monate genutzt haben dürften.
Herabstufung durch Fitch und die Folgen
Nicolaj Schmidt, internationaler Chefvolkswirt bei T. Rowe Price, kommentiert die Rating-Herabstufung so: „Meiner Ansicht nach sind die Auswirkungen der Herabstufung der Ratings auf den Markt und die Wirtschaft höchstwahrscheinlich vernachlässigbar. Nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch S&P im Jahr 2011 wurden viele Vermögensverwaltungsmandate angepasst, um sicherzustellen, dass Rating-Trigger und die Herabstufung eines AAA-Emittenten nicht zu umfangreichen Portfolioanpassungen führen. Darüber hinaus hat Fitch die Länderratinggrenze unverändert gelassen, so dass die Herabstufung nicht automatisch auf andere in den USA ansässige Emittenten durchschlägt.“
Weiter verweist er auf die illiquide Sommerzeit – eine Zeit, die in der Regel durch erhöhte Volatilität gekennzeichnet ist. Außerdem habe die geldpolitische Wende der Bank of Japan in der vergangenen Woche nach einer beeindruckenden Reihe von Kursgewinnen den Markt verunsichert. Für sich genommen sei die Anpassung der Ratings wahrscheinlich nicht von Bedeutung, aber er sieht sie als Teil des Puzzles, das zu einem gewissen Anstieg der Marktvolatilität führen könnte.
Schmidt erklärt weiter: „Meiner Meinung nach besteht der interessanteste Aspekt der Herabstufung der Ratings darin, dass sie die Herausforderungen zwischen der fiskalischen Großzügigkeit der Vergangenheit und einem geldpolitischen Kurs aufzeigt, der zur Eindämmung des Inflationsdrucks zu straff eingestellt wurde. Fitch geht davon aus, dass der Zinsaufwand für die US-Schulden in den kommenden Jahren auf 10 Prozent der Staatseinnahmen ansteigen wird.“
Für ihn ist die Botschaft an die Regierungen in aller Welt klar: „Angesichts des Anstiegs der Zinssätze bedeutet die Bedienung der ausstehenden Schulden, dass die fiskalischen Expansionen der Vergangenheit die fiskalischen Defizite der Zukunft stark belasten werden. Um die Tragfähigkeit der Schulden aufrechtzuerhalten, muss die Geldpolitik zu einem vorsichtigen Kurs zurückkehren. Zweifellos ist dies eine unwillkommene Botschaft, insbesondere in einer Zeit, in der der globale Wachstumsmotor stottert.“
Der Blick nach Asien
Die wichtigsten asiatischen Märkte zeigten sich mit deutlichen Verlusten. Der japanische Nikkei 225 verlor rund 2,5 Prozent, während der Topix mit 1,7 Prozent in der Verlustzone notierte. Im Hongkonger Hang Seng Index lagen die Verluste bei 2,2 Prozent.
Die asiatischen Börsen litten unter anderem unter der Rating-Abstufung, die Fitch für US-Staatsschulden ausgesprochen hatte. Diese trug zu einer verstärkten „Risk-Off“-Mentalität bei Anlegern bei.
So steht´s um den DAX
Im DAX geriet die psychologisch wichtige 16.000-Punkte-Marke in den Fokus, nachdem einige Tage zuvor Anleger bei mehr als 16.500 Punkten bereits von der 17.000er-Marke geträumt hatten.
„Vielleicht ist es noch zu früh, um von Katerstimmung zu sprechen, denn die Konjunktur- und Zinssorgen sind weiterhin gedämpft. Auch von technischer Seite ist der Aufwärtsimpuls intakt“, schreiben die Analysten bei der Helaba.
Allerdings würden einige Indikatoren auch auf eine nachlassende Schwungkraft schließen lassen. „So weist der ADX ein sehr niedriges Niveau auf und das Momentum lässt deutlich nach. Vor diesem Hintergrund könnte das Potenzial nach oben vorerst ausgereizt sein. Erste Indikationen lassen auf eine schwächere Eröffnung schließen“, heißt es weiter.
Bei BNP Paribas spricht man derweil sogar von einer Bullenfalle: „Da ist auch schon die nächste DAX „Bullenfalle“ des Sommers. Wie schon im Mai und Juni scheitert der DAX erneut auch im Juli bei 16.290, der wichtigsten Horizontale des Jahres“.
Es wäre auch zu schön für die Bullen gewesen, wenn der DAX im Hochsommer diese Hürde dauerhaft bezwingen würden, heißt es. „Das wäre nämlich höchst untypisch. Große Ausbrüche nach oben soll es erst wieder ab 1.10. geben. Der DAX macht heute mit der Schwäche von gestern weiter.“
Die Datenlage an und abseits der Börse
Konjunkturseitig blickten Anleger heute unter anderem auf den ADP-Report für den Monat Juli. In der Privatwirtschaft wurden 324.000 neue Stellen gemeldet, gegenüber Erwartungen von 190.000 neuen Arbeitsplätzen. Am Freitag werden dann die offiziellen US-Arbeitsmarktdaten veröffentlicht.
Sollten die neuesten Arbeitsmarktdaten aus den USA zu stark ausfallen, könnten die Sorgen der Anleger vor weiteren Leitzinserhöhungen vonseiten der Fed zunehmen. Und natürlich geht die Berichtssaison weiter. Bevor morgen Apple und Amazon bilanzieren, gibt es heute eine ganze Reihe interessanter Bilanzvorlagen.
Im DAX legten bereis vorbörslich Fresenius, Siemens Healthineers und Symrise ihre Zahlen vor. Sowohl Fresenius als auch Siemens Healthineers haben sich im vergangenen Quartal etwas erholen können. Während Fresenius besser als erwartete Zahlen lieferte, gab es bei den Analysten in Sachen Siemens-Tochter lange Gesichter.
Besonders gut behaupten konnten sich an der DAX-Spitze Siemens Energy, Porsche und Rheinmetall, während Siemens Healthineers, Symrise und Zalando zu den Nachzüglern gehörten.
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