Ein Wechselbad der Gefühle

Die vergangene Börsenwoche hätte Hollywood nicht besser drehen können. Der DAX kletterte erst auf ein Allzeithoch und dann folgte der Kursrutsch. Was ist da los?

(Bildquelle: marktEINBLICKE)

Nun haben sie uns doch wieder in der vergangenen Woche an der Börse eingeholt – die Gewinnmitnahmen. Auf der anderen Seite: Wer hat, der hat! Und das ist für manchen Trader auch gut so. Verständlich nach diesem grandiosen ersten Halbjahr. Die Wertentwicklung im DAX liegt seit dem Oktobertief 2022 bei knapp plus 40 Prozent.

Die Stimmung war ja zuletzt auch weiterhin entsprechend gut. „Zum Teil lässt sich der Enthusiasmus der Marktteilnehmer durch das derzeit vorherrschende Markt-Narrativ des sogenannten „Soft Landings“, also einer weichen Landung der globalen Wirtschaft, erklären”, so die Einschätzung von Zoltan Schaumburger, Portfoliomanager bei der Vermögensmanagement Euroswitch. Der jüngsten Umfrage der Bank of America zufolge erwarten 68 Prozent der befragen Fondsmanager eine weiche Landung der globalen Weltwirtschaft

Fitch hat vielen die Entscheidung abgenommen

Da kam das neuerliche Allzeithoch im DAX und der „Auslöser“ für das Abrutschen in Form der Ratingagentur Fitch gerade recht. Nachdem Fitch die USA im Mai auf “negative credit watch” gesetzt hatte, stufte sie die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten nun von AAA auf AA+ herab. Dies folgt auf eine Herabstufung durch S&P im Jahr 2011.

Auslöser für die Herabstufung war vor allem der ungeordnete Prozess rund um die jüngste Anhebung der Schuldenobergrenze, aber die Ratingagentur verweist auch darauf, dass die Kombination aus hoher Verschuldung und straffer Geldpolitik die Schuldendienstkosten in den kommenden Jahren auf 10 Prozent der Staatseinnahmen treiben wird.

„Meiner Ansicht nach sind die Auswirkungen der Herabstufung der Ratings auf den Markt und die Wirtschaft höchstwahrscheinlich vernachlässigbar“, sagt derweil Nicolaj Schmidt, internationaler Chefvolkswirt bei T. Rowe Price. Das „Timing“ dieser Herabstufung ist dagegen spannend(er): „Während die Auswirkungen der Rating-Herabstufung auf den Markt höchstwahrscheinlich begrenzt sind, fällt die Änderung in die illiquide Sommerzeit – eine Zeit, die in der Regel durch erhöhte Volatilität gekennzeichnet ist.“ Das ist es. Für viele Börsianer war Fitch-Nachricht die schöne Begründung, um Kasse zu machen. Das ist auch völlig in Ordnung. Mehr ist aber nicht passiert …

Das bringt die neue Börsenwoche (KW32-2023)

Top-Highlight sind die US-Verbraucherpreise, die am Donnerstag veröffentlicht werden. In den USA hat die Inflationsrate der Verbraucherpreise in den vergangenen zwölf Monaten entweder stagniert oder ist gesunken. „Im Juli ist nun erstmals wieder mit einem leichten Anstieg zu rechnen. Hintergrund hierfür sind die Energiepreise, die in diesem Juli weniger stark gefallen sind als im Vorjahresmonat“, schreibt die Deka.

Alle anderen Daten der Woche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Nach dem Allzeithoch ist vor dem Allzeithoch – auch wenn sich das jüngste „wie ein Relikt aus vergangenen Tagen anfühlt“, wie es die Helaba schreibt. Eine deutliche Korrektur ist nicht schön, aber sie ist auch notwendig, um wieder Impulse für weitere Kursanstiege zu generieren.

Auch wenn der August holprig werden könnte – es gibt keinen Grund, als langfristig agierender Anleger sich von der Börse abzuwenden. Die jüngste Bilanzsaison macht Hoffnung:

Laut Datenanbieter FactSet haben 80 Prozent der S&P 500-Unternehmen die Gewinnprognosen und 65 Prozent die Umsatzprognosen der Analysten übertroffen. Und wenn wir einen Blick auf unsere Baustein-Aktien werfen, dann bleiben wir als Redaktion erst recht in Sachen Marktstellung, Preissetzungsmacht und Kursentwicklung ganz entspannt …

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE -Herausgeber

Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt