Kühler Kopf und Lernkurve

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Der Erfolg in der Finanzanlage hängt von vielen Faktoren ab. Es braucht einen systematischen Ansatz, durchdachtes Risiko-Management und einen Fokus auf den jeweiligen Zeithorizont. Doch der wohl entscheidende Punkt wird häufig übersehen: Ein Anleger darf sich nicht von Stimmungen leiten lassen, er sollte in der Lage sein, emotional stabil zu handeln. Diese Fähigkeit zu entwickeln ist vielleicht der schwierigste Part auf der Lernkurve.

Richard Thaler ist der diesjährige Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften. Thaler gilt als Ökonom mit ausgewiesener Behavioral-Finance- Expertise, der sich seit vielen Jahren mit den psychologischen Aspekten von wirtschaftlichen Entscheidungen beschäftigt. Im Unterschied zur weitverbreiteten Theorie des aufgeklärten Anlegers und des „homo oeconomicus“, also der ausschließlich rational handelnden Person, lehrt die Verhaltensökonomie, dass sich Marktteilnehmer bei ihrer Entscheidungsfindung von anderen Dingen als ihrem Verstand leiten lassen.

Offenbar sind es eben nicht die Grundrechenarten, die Privatanleger zu ihren Käufen und Verkäufen veranlasst. Vielmehr lassen sich sie sich von anderen menschlichen Eigenschaften, wie Emotionen, leiten. Aber auch mit Stimmungsschwankungen wird bei Anlegern offenbar nachgedacht und gerechnet. Anders ist es kaum zu erklären, dass endlich immer mehr Privatinvestoren aus Renditeerwägungen auf strukturierte Wertpapiere zurückgreifen. Für 62 Prozent der Teilnehmer unserer monatlichen Online-Umfrage sind die zu erwartenden Renditen das maßgebliche Kriterium beim Kauf eines Zertifikats. Mit einigem Abstand gab noch jeder Fünfte an, dass er in strukturierten Wertpapieren ein geeignetes Anlagevehikel zur Depotabsicherung sieht. Lediglich 10 Prozent führten als Grund die Handelbarkeit von Zertifikaten an. Die große Auswahl an verfügbaren Basiswerten und Anlageklassen war für 8 Prozent das ausschlaggebende Argument beim Erwerb von strukturierten Wertpapieren. Immerhin ergibt sich ein sehr heterogenes Bild. Ein Bild, das nicht den „einen Anlegertypus“ abbildet, sondern zeigt, dass es individuelle Bedürfnisse gibt und ebensolche Entscheidungen getroffen werden.

Interessant in diesem Zusammenhang sind die aktuellen Börsenumsatzzahlen. So, wie es ausschaut, trauen einige Anleger den hochgelaufenen Märkten derzeit nicht mehr. Sie werden vorsichtiger. Die Umsätze in Teilschutzprodukte gehen langsam zurück; die in reine Kapitalschutzprodukte nehmen wieder zu. Das bedeutet, dass die Investoren auch verstanden haben, dass sie mit Hilfe strukturierter Wertpapiere nicht nur zusätzliche Erträge generieren, sondern ihr Depot ebenso schützen und absichern können.

DDV, Lars BrandauEin Beitrag von Lars Brandau

Er ist seit Gründung des Deutschen Derivate Verbands (DDV) dessen Geschäftsführer und vertritt den DDV auch in den Arbeitsgruppen des europäischen Dachverbands EUSIPA. Der studierte Germanist und Politologe gilt als ausgewiesener Kommunikationsprofi. Zuvor war Lars Brandau unter anderem in verschiedenen leitenden Funktionen beim Nachrichtensender n-tv tätig; zuletzt als Chefmoderator. In dieser Zeit berichtete er als Reporter aus Kriegs- und Krisengebieten, kommentierte zahlreiche Landtags- und Bundestagswahlen und moderierte drei Jahre lang die Telebörse. Weitere Informationen unter: www.derivateverband.de

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