Die KI-Software Gewinner

Der Tech-Investor erklärt: Welchen Nutzen die Künstliche Intelligenz der Gesamtwirtschaft bringt.

(Bildquelle: unsplash / Jonathan Kemper)

Schlaue Analysten haben in den letzten Wochen ihre Rechner zum Glühen gebracht und es gibt nun erste belastbare Zahlen dazu, wie ChatGPT und Co. die Produktivität unserer Wirtschaft steigern können.

Gewaltige Potenziale

Die Strategieberatung McKinsey rechnet in einer Studie unter dem Titel „Die ökonomischen Potenziale der generativen AI“, dass die neue Technologie zwischen 2,6 und 4,4 Billionen Dollar an neuer Wertschöpfung liefern könnte. Zum Vergleich: Das Bruttosozialprodukt des Vereinigten Königreichs lag in 2021 bei 3,1 Billionen Dollar. Die McKinsey Analysten gehen noch einen Schritt weiter:

Wenn die Technologie hinter ChatGPT breitflächig in bestehende Softwarelösungen integriert wird, könnte sich der Zuwachs an Wertschöpfung nochmals glatt verdoppeln. Die McKinsey Studienautoren schätzen, dass etwa 75 Prozent der generativen KI-Anwendungsfälle auf vier Bereiche entfallen:

Kundenbetrieb, Marketing und Vertrieb, Softwareentwicklung und Forschung und Entwicklung. Klar wird inzwischen, dass die generative AI insbesondere die Berufsbilder der „Knowledge Worker“ in Zukunft stark beeinflussen wird. Einsatzbeispiele hierfür sind die Fähigkeiten von Bots zur Unterstützung von Interaktionen mit Kunden, kreative Inhalte für Marketing und Vertrieb zu generieren und den Entwurf von Computercode auf der Grundlage von menschlicher Sprache. Tech-Analysten vergleichen die aktuelle KI-Euphorie mit einem „1995“ Moment.

Chancen für Anleger

Erfahrene Börsianer können sich erinnern, dass im Jahr 1995 das heutige kommerzielle Internet regelrecht abhob. Dies manifestierte sich im August 1995 mit dem IPO der ersten echten Internet Firma Netscape, die damals den führenden Internet-Browser fürs World Wide Web zur Verfügung stellte. Netscape verschwand dann durch die Fusion mit AOL von der Bildfläche, aber auf dem „Humus“ des World Wide Webs entwickelten sich zarte Pflänzchen wie Alphabet und Facebook zu Mammutbäumen.

Inzwischen gibt es ChatGPT als „Plug-In“ und darüber hinaus weitere OpenSource Sprachmodelle zur Nutzung. Entsprechend adaptieren bisher führende Softwareplattformen wie Adobe im Kreativ-Software-Umfeld, ServiceNow mit seiner Prozesssoftware, CloudFlare im Bereich Cyber Security, Docusign bei elektronischen Dokumenten, Salesforce (WKN: A0B87V / ISIN: US79466L3024) mit seiner CRM Lösung, Intuit mit seiner Steuerplattform oder GitLab mit seiner Coding-Plattform die neuen KI-Sprachmodelle in ihre Lösungen, um zu den Gewinnern zu gehören.

Der Wettlauf der KI

Adobe hat innerhalb kürzester Zeit eine eigene generative AI Lösung entwickelt. (Bildquelle: Pressefoto Adobe Systems)

All die genannten Unternehmen agieren aus der Cloud und verfügen über exzellente „bereinigte“ Datenbestände. Die Cloud garantiert maximale Rechenleistung und maximale Flexibilität. Lupenreine Datensätze garantieren sehr gute Ergebnisse, was man von allgemeinen Internet-Daten und Wikipedia Einträgen nicht unbedingt sagen kann. Der Wettlauf der KI wird aber auch ein gnadenloses Ausscheiderennen, vergleichbar dem mystischen Aufstieg nach L’Alpe d’Huez bei der Tour de France, zur Folge haben.

Adobe hat dies zuletzt eindrücklich gezeigt. Analysten sahen den Kreativsoftware-Spezialisten zuletzt als Verlierer durch AI-Grafikprogramme wie Dall-E. Doch Adobe hat innerhalb kürzester Zeit eine eigene generative AI Lösung entwickelt und sich als Innovationsführer mit einer schlüssigen AI-Strategie zurückgemeldet. Anleger haben dies gleich mit einem zwischenzeitlichen Kurszuwachs von rund 50 Prozent goutiert.

Der Gorilla im Ring bleibt natürlich Microsoft, der weltweit größte Softwarekonzern, der durch seine Beteiligung an OpenAI, dem Mutterkonzern von ChatGPT und durch seine breite Palette an Business Software Lösungen alle Karten in der Hand hat, um die Sahne im Softwaregeschäft abzuschöpfen.

Ein Beitrag von Thomas Rappold

Er ist Internetunternehmer, Buchautor und Investor. Bereits mit 14 Jahren erlernte er die frühen Programmiersprachen im Selbststudium auf dem damaligen Kultcomputer Commodore C64. Er ist profunder Kenner des Silicon Valley und dort an verschiedenen Start-ups beteiligt.

www.silicon-valley.de

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