Die Suche nach der Euphorie

Die Bilanz-Saison ist fast vorbei. Nun stehen wieder vermehrt Konjunkturdaten im Fokus. Leider, sagen kurzfristig engagierte Investoren und fürchten um ihre Gewinne. Alle anderen Anleger dürften derweil entspannt(er) sein.

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Der Ausklang der vergangenen Woche war zunächst von vorsichtigem Optimismus geprägt. Ein bisschen Ruhe konnten die aktuellen US-Inflationsdaten reinbringen, die auf einen geringer werdenden Preisdruck hinweisen. In der Folge spekulieren nun Marktteilnehmer einmal mehr, dass die US-Notenbank Fed im September die von den Anlegern herbeigesehnte Zinspause einlegen könnte. An dieser Stelle stellt sich aber die Frage, was das andauernde Hoffen auf die Reaktion X oder Y der Fed eigentlich mit einer langfristigen Geldanlage in Aktien zu tun hat. Die Antwort als Leser von marktEINBLICKE kennen Sie: Nichts. Denn:

Die Aussagekraft von Quartalsbilanzen

Aktienanlagen, ein Investment in Sachwerte, ist über einen längeren Zeitraum anzusetzen. Kurzfristige Befreiungsschläge der Börsenkurse interessieren auf Sicht von zehn, 15 oder mehr Jahren keinen Anleger. Viel spannender sind da schon eher die jüngsten Bilanzen, die zwar uns keineswegs einen Hinweis geben können, wie es bei den Unternehmen auf längerer Sicht aussieht, wohl aber uns als Anleger eine kurz- bis mittelfristige Tendenz geben können. Im Detail:

90 Prozent der S&P-500-Unternehmen haben inzwischen Berichte zum zweiten Quartal vorgelegt und die Erwartungen mehrheitlich übertroffen. „Zwar lagen die Gewinne im Schnitt 5,3 Prozent unter Vorjahr, doch hatten Analysten einen stärkeren Rückgang erwartet. Die Umsätze zeichnen ein ähnliches Bild“, so die Einschätzung von Ulrich Stephan von der Deutschen Bank. Aber:

Apple-Investoren sind manchmal anders

Apple-Investoren sind manchmal anders. (Bildquelle: Pressefoto Apple)

Allzu oft waren die Erwartungen an die Bilanzen auch nicht so hoch, so dass das Enttäuschungspotenzial niedrig war – mit ein paar Ausnahmen. Ein Beispiel hierfür ist unsere Baustein-Aktie Apple. Hier waren die Erwartungen zu hoch. Die Zahlen waren gut, aber für manchen Apple-Investor nicht gut genug. Das Interessante bei Apple ist:

„Der Juni ist in der Regel das langsamste Quartal von Apple, daher liegt der Fokus auf der Performance im September und allen Prognosen, wie sich das Jahr entwickeln wird“, sagt Benedict von Lucke, Country Head Germany bei GraniteShares. Schauen Sie sich einmal den Chart von Apple genauer an. Jeweils den Zeitraum nach der Bilanzveröffentlichung für das zweite Jahresquartal – und Sie wissen warum Apple eine Cash-Maschine für seine Aktionäre ist und es auch bleibt …

Das bringt die neue Börsenwoche (KW33-2023)

Aus deutscher Sicht wird gleich der Montag spannend. Der ZEW-Index steht auf der Agenda. „Wir rechnen hier noch nicht mit einer Trendwende, aber einer Stabilisierung“, kommentiert die Helaba. Auch die Deka bläst hier ins gleiche Horn:

„Es besteht kein Anlass anzunehmen, dass sich daran etwas bei der ZEW-Umfrage ändern sollte. Nach wie vor kommen von den harten Konjunkturindikatoren enttäuschende Nachrichten, die Umfrageindikatoren waren bis zuletzt im Sinkflug und die Konjunkturprognosen werden nach unten revidiert.“ Eine Stabilisierung der ZEW-Konjunkturerwartungen im August sei in diesem Umfeld schon ein Erfolg, ein weiterer Rückgang der Lagebeurteilung „ausgemachte Sache“, so die Deka.

Im Sitzungsprotokoll zum Fed-Zinsentscheid gibt es hierzu vielleicht Erklärungen. (Bildquelle: Pressefoto Federal Reserve)

Zur Wochenmitte ist wieder die Fed im Fokus. Bei der Pressekonferenz im Anschluss an den Fed-Zinsentscheid im Juli kam Fed-Chef Powell in argumentative Bedrängnis: Warum folgte nach einer Zinspause im Juni eine Erhöhung im Juli, obwohl sich das Inflationsumfeld auch nach Einschätzung der FOMC-Mitglieder in der Zwischenzeit verbessert hatte? Wie passte dies zum derzeitigen datenabhängigen Ansatz der Fed?

Im Sitzungsprotokoll zum Fed-Zinsentscheid gibt es hierzu vielleicht Erklärungen. „Zudem stellt sich die Frage, ob sich die Mehrheitsverhältnisse bezüglich eines noch weiteren Erhöhungsschritts bis Ende des Jahres verändert hat. Denn beim Zinsentscheid im Juni, bei dem letztmalig die diesbezüglichen Projektionen von den FOMC-Mitgliedern aktualisiert wurden, gab es hierfür noch eine überwältigende Zweidrittelmehrheit“, schreibt die Deka.

Alle anderen Daten der Woche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Wir sind weiterhin im August, in einem schwachen Börsenmonat unterwegs. Mit dem Ende der Berichtssaison werden jetzt volkswirtschaftliche Daten wieder vermehrt in den Fokus rücken.

Für kurzfristig engagierte Anleger mag das ein wenig Stress bedeuten – für einen langfristig orientierten Investor (mit Baustein-Aktien im Depot) eher weniger. Genießen Sie lieber das endlich wieder aufkommende sommerliche Wetter und nehmen Sie sich den einen oder anderen Regenschauer an der Börse nicht so zu Herzen.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE -Herausgeber

Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt