KI: NVIDIA setzt neue Maßstäbe

Auch wenn es derzeit so wirkt, NVIDIA ist nicht das einzige Technologie-Unternehmen, das von der Künstlichen Intelligenz profitiert.

(Bildquelle: Pressefoto NVIDIA)

Die Aktie des KI-Darlings NVIDIA (WKN: 918422 / ISIN: US67066G1040) hatte zeitweise an Schwung verloren. Zuvor hatte das Papier die Rallye und den Hype rund um das Thema Künstliche Intelligenz angeführt. Nach den jüngsten „Blockbuster“-Quartalsergebnissen ist dies schon wieder vergessen. Damit stellt sich aber erneut die Frage, wer am Ende Recht behalten wird – diejenigen, die den KI-Hype mit den Übertreibungen der „Dotcom“-Blase vergleichen oder diejenigen, die die jüngste Verschnaufpause korrekterweise als neue Einstiegsgelegenheit gesehen haben

Seit Anfang 2023 hat die NVIDIA-Aktie rund 200 Prozent an Wert zugelegt. Dabei konnte der Spezialist für Grafikprozessoren bei der Marktkapitalisierung die Marke von 1 Billion US-Dollar knacken und in eine Liga mit Technologiegrößen wie Apple, Microsoft, Alphabet, der Facebook-Muttergesellschaft Meta Platforms oder Amazon aufsteigen. Zwischendurch nahmen Investoren einige Gewinne mit und sorgten bei den Anteilsscheinen für einen Rücksetzer. Andere Investoren nutzten diesen Rücksetzer als Einstiegsgelegenheit

Mit den Q2-Geschäftsergebnissen hat NVIDIA ein weiteres „Blockbuster“-Quartal abgeliefert. Der Hype rund um die Künstliche Intelligenz geht weiter. (Bildquelle: Pressefoto NVIDIA)

Der richtige Riecher

Dass Anleger damit nicht ganz so falsch lagen, zeigte der anfängliche Börsenjubel nach Bekanntgabe der Juli-Quartalsergebnisse. Dabei scheinen für NVIDIA inzwischen andere Maßstäbe zu gelten. Während andere Unternehmen versuchen, die Erwartungen an das aktuelle Quartal zu übertreffen, übertrifft NVIDIA mit den aktuellen Zahlen schon einmal die zukünftigen Erwartungen.

Für das laufende dritte Quartal (Ende Oktober) wollte der Markt Umsätze von 12,5 Mrd. US-Dollar sehen. NVIDIA lieferte bereits im zweiten Quartal (Ende Juli) 13,51 Mrd. US-Dollar an Erlösen ab. Dies ist eine Umsatzsteigerung von 101 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und um 88 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Analysten hatten im Schnitt gerade einmal mit 11,04 Mrd. US-Dollar gerechnet. Jetzt werden sie schnell sein müssen, um ihre Prognosen nach oben zu korrigieren.

NVIDIA setzt neue Maßstäbe

NVIDIA peilt für das Oktober-Quartal einen Gesamtumsatz von rund 16 Mrd. US-Dollar an, während Analysten zuletzt im Schnitt schon mit 12,5 Mrd. US-Dollar zufrieden gewesen wären. Besonders im Fokus: Das Geschält mit Rechenzentren und der Nachfrage rund um die zusätzliche für die KI benötigte Rechenkapazität. Hier schossen die Erlöse im abgelaufenen Dreimonatszeitraum im Vorjahresvergleich um 171 Prozent auf 10,32 Mrd. US-Dollar. Die Konsensschätzungen lagen gerade einmal bei 8,0 Mrd. US-Dollar.

„Eine neue Ära der Datenverarbeitung hat begonnen. Unternehmen auf der ganzen Welt gehen vom Allzweck-Computing zum beschleunigten Computing und zur generativen Künstlichen Intelligenz über“, sagte Unternehmensgründer Jensen Huang und deutete damit an, dass NVIDIA jetzt so richtig loslegen will. Zumal die Nachfrage trotz schwieriger Konjunktur hoch bleibt und Unternehmen stark in die KI investieren.

Bei all dem Jubel über das Umsatzwachstum, sollte man nicht vergessen, dass die Geschäfte NVIDIAs auch hochprofitabel sind. Im abgelaufenen Quartal wurde der Nettogewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 6,19 Mrd. US-Dollar mehr als verdreifacht. Die Bruttomarge lag bei 70,1 Prozent, nach 64,6 Prozent im Vorjahr und soll laut Unternehmensprognose im laufenden Quartal noch einmal um 50 Basispunkte höher liegen. Zudem werden die Aktienrückkäufe um 25 Mrd. US-Dollar ausgeweitet.

Dank ChatGPT und Azure mischt Microsoft bei der KI kräftig mit. (Bildquelle: Pressefoto Microsoft)

Die KI-Monetarisierung nimmt Formen an

Wenn es darum geht, vom KI-Hype zu profitieren, könnte man meinen, NVIDIA sei allein. Dies ist jedoch nicht der Fall. Während der Spezialist für Grafikprozessoren die Nachrichtenlage rund um die KI auf der Hardwareseite beherrschte, machte Microsoft (WKN: 870747 / ISIN: US5949181045) vor allem im Softwarebereich von sich reden. Die milliardenschweren Investitionen in OpenAI sowie die verstärkte Nutzung von dessen Chatbot ChatGPT hatten den KI-Hype an den Börsen richtig in Fahrt kommen lassen. Zuletzt hatte der Softwareriese mit der Festlegung der Preise für die gewerbliche Nutzung der KI die nächste Phase der Monetarisierung eingeläutet. Schließlich wollen die beteiligten Firmen auch Geld verdienen. So soll beispielsweise das KI-Paket „Microsoft 365 Copilot“ 30 US-Dollar im Monat kosten.

Viele Unternehmen dürften diese und ähnliche Angebote in Zukunft nutzen. Schließlich schreiben einige Studien der KI bereits enorme Produktivitätsgewinne zu. Bei McKinsey wird den GenAI-Technologien wie ChatGPT oder DALL-E ein potenzieller jährlicher Produktivitätszuwachs weltweit von 2,6 bis 4,4 Billionen US-Dollar zugetraut. Die tatsächlichen Auswirkungen könnten sogar höher ausfallen, würde GenAI in Software wie etwa Textverarbeitungsprogramme oder Chatbots integriert, wodurch frei werdende Arbeitszeit für andere Aufgaben genutzt werden kann, heißt es in der Studie weiter. Am größten sollen die möglichen Umsatzsteigerungen in den Branchen Finanzdienstleistungen, High-Tech, Medien und Biowissenschaften sein.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Mit einem Kurszuwachs von rund 200 Prozent ist die NVIDIA-Aktie in diesem Jahr extrem gut gelaufen. Auch andere Titel profitierten stark von dem KI-Hype. Anders als im Zuge der „Dotcom“-Blase können diese gestandenen Unternehmen allerdings bereits auf echte Umsätze und Gewinne verwiesen und müssen sich nicht nur auf den Aufbau von Luftschlössern wie im Zuge der Übertreibungen rund um die Jahrtausendwende verlassen.