Wie sicher ist eigentlich Gold wirklich?

Gold wird oft als die „sichere Anlage“ betrachtet und hat historisch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder Inflation bei vielen Investoren als Wertaufbewahrungsmittel gedient. Stimmt das auch heute noch?

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Gold wird oft von Anlegern als der „sichere Hafen“ angesehen, weil es tendenziell seinen Wert behält oder sogar im Wert steigt, wenn andere Anlageklassen (wie Aktien oder Anleihen) an Wert verlieren.

Gold hat daher unter Investoren viele Fans. Das zeigt auch eine Gallup-Umfrage in den USA, wonach zum ersten Mal seit zehn Jahren Gold gegenüber der Sachwertanlage Aktien bevorzugten und das Edelmetall als die beste langfristige  Anlage einstuften.

Dies ist erstaunlich, denn die nüchternen Rendite-Zahlen spiegeln das  nicht wider. Egal, ob man sich den Vergleich der vergangenen 10, 30, 40, 50 oder gar 100 Jahre anschaut – Gold hat nie eine bessere Rendite im Vergleich zu den bekannten und großen Finanzmärkten und Aktien-Indizes erzielen können.

Gold ist für viele Anleger eine große Portion Sicherheit

Dass die Gallup-Umfrage aber das besagte Ergebnis hervorbringt, mag daran liegen, dass viele Anleger gerade in den vergangenen Monaten immer mehr die Sorge vor höheren Zinsen und eine Rezession der Wirtschaft haben und diese Faktoren damit die Börsenkurs längerfristig in die Knie zwingt. Man kann es wohl mit einem anderen Wort benennen: Sicherheit.

Gold bietet seinen Fans unter den Anlegern, genau die Portion Sicherheit, die sie mental brauchen, um das eigene Depot geschützt zu sehen – wenn es zu massiv fallenden Kursen kommt. Man könnte „Sicherheit“ auch auch durch „Verlässlichkeit“ ersetzen. Gold ist für viele Anleger eine verlässliche Anlage – wohl auch für Szenarien, die wir Gott sei Dank seit vielen Jahrzehnten nicht mehr erlebt haben.

Gold gibt Sicherheit, aber nur bedingt eine nachhaltige Rendite. (Quelle:marktEINBLICKE.de)

Damit sind Zeiten gemeint, in denen die herkömmlichen Anlageszenarien an der Börse nicht mehr gelten, beispielsweise in einem Weltkrieg oder in einer Hyperinflation. Dass vermögende Menschen im Zweiten Weltkrieg mit Goldmünzen (statt Papiergeld )teilweise Mahlzeiten sich (er)kauften, gehört glücklicherweise der Vergangenheit an.

Argumente für ein Gold-Investment

Aber stimmt der Faktor Sicherheit von Gold eigentlich in normalen Zeiten? Kann Gold einem Depot Stabilität geben? Dem Edelmetall Gold als Anlage werden stets die folgenden Vorteile zugeordnet:

  • Gold ist eine Krisenwährung. Gold hat Kriege, Depressionen und mehrere Währungsreformen überstanden und wird bisher immer noch als Anlage geschätzt.
  • Der Schutz vor Inflation. Gold hat sich historisch als wirksamer Schutz gegen Inflation erwiesen, da es seinen Wert auch bei sinkender Kaufkraft des Geldes behält und bietet Schutz vor dem Wertverlust von Papiergeld. Gold, anders als Papiergeld, nicht beliebig vermehrt werden.
  • Die Diversifikation. Gold kann als Diversifikationsinstrument in einem Portfolio dienen, da der Goldpreis oft negativ mit Aktien und Anleihen korreliert.
  • Weltweite Akzeptanz. Das Edelmetall wird weltweit als Wertanlage akzeptiert und kann (leicht) gekauft, verkauft und gehandelt werden.
  • Die Liquidität. Gold  bleibt relativ liquid und kann bei Bedarf leicht in Bargeld umgewandelt werden.

Argumente gegen eine Anlage in Gold

Auf der anderen Seite hat die Sachwertanlage Gold die folgenden Nachteile:

  • Keine Erträge. Gold generiert keine laufenden Erträge wie Zinsen oder Dividenden, was für Anleger, die auf regelmäßige Einkünfte angewiesen sind, ein Nachteil sein kann. Gold erarbeitet keine Gewinne wie die Unternehmen, in die Aktionäre investieren. Gewinne erzielen Gold-Anleger nur, wenn der Goldkurs steigt und Investoren dann verkaufen.
  • Teure Deals. Apropos verkaufen – davor kommt bekanntlich der Kauf, und der kann teuer sein, gerade wenn Anleger Gold in kleinen Mengen kaufen wollen. Aktuell kostet Gold 1.700 Euro.
    Das ist allerdings der Marktpreis. Wollen Anleger Gold in einer Bank oder bei einem Goldhändler kaufen, wollen die Banken und Händler an dem Handel natürlich mitverdienen.
  • Es gibt zwei Preise: den Ankaufs- und den Verkaufspreis und zusätzlich gegebenenfalls Versandkosten. Bei einer Unze liegt der Verkaufspreis meist etwa 6 Prozent über dem Ankaufspreis. Wenn Sie dagegen ein Zehntel einer Unze kaufen wollen, liegen zwischen An- und Verkaufspreis schon rund 20 Prozent – diese müssen Anleger erst einmal an Rendite erzielen, um überhaupt bei ihrem Gold-Investment pari zu sein.
  • Gold birgt ein Währungsrisiko. Das Edelmetall wird in US-Dollar gehandelt. Das bedeutet für den Anleger: Beim Verkauf einer Gold-Position bekommt man zunächst Dollar, der dann letztlich in Euro umgetauscht wird. Der private Investor unterliegt also einem gewissen Währungsrisiko. Denn wird beispielsweise der Dollar abgewertet, ergeben sich beim Wiederverkauf von Gold Nachteile für den Anleger, weil er weniger Euro für den Dollar bekommt. Auf der anderen Seite: Falls der US-Dollar aufgewertet wird, profitieren Anleger davon.
  • Eine gewisse spekulative Natur. Gold ist durchaus eine spekulative Anlage, denn sein Preis kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, die schwer vorherzusagen sind.
  • Die Marktschwankungen. Der Goldpreis kann volatil sein und unterliegt Marktschwankungen. In der Vergangenheit waren starke Kursschwankungen beim Goldkurs keine Ausnahmen, sondern eher die Regel.
    So halbierte sich beispielsweise der Goldkurs zwischen 1987 und 1999 und über den Zeitraum 1980 bis 2006 war mit dem Edelmetall nur bedingt eine Rendite zu erzielen – der Goldpreis pendelte zwischen 500 und 250 Euro. Das jüngste Beispiel für Marktschwankungen war die Corona-Pandemie.
  • Die (Aufbewahrungs-)Kosten von Gold. Physisches Gold muss sicher gelagert werden, was mit Kosten und Sicherheitsrisiken verbunden ist.
    Wer Goldmünzen oder Barren zu Hause lagert, sollte zumindest einen Safe haben, der beim Einbruch nicht gleich von ein paar Männern wegetragen werden kann. Ebenso ist es hier sinnvoll, einmal die Police der Hausratversicherung anzuschauen: ist der Diebstahl von Gold überhaupt versichert?
    Die Alternative zur Hauslagerung ist das gute alte Bankschließfach, das alles andere nur nicht kostenlos ist. Die laufenden Jahreskosten sollte man einfach mal umrechnen in Bezug auf die Rendite der persönlichen Gold-Position – alles andere wäre sich in die Tasche gelogen …

Der Mythos vom saisonalen Gold-Boom

Gold ist für viele seiner Fans aber nicht nur mit dem Faktor Sicherheit verbunden. Es ist in vielen Kulturen auch ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Lebens. Konkret:

In keinem Land der Erde wird mehr Goldschmuck gekauft als in Indien – mit rund 1,8 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde. Im Herbst, wenn die indische Hochzeitssaison bevorsteht und wieder Unmengen Gold verschenkt werden, sehen viele Ratgeber daher einen guten Zeitpunkt für einen Goldkauf.

In Indien ist eine Hochzeit für ein Brautpaar der Höhepunkt ihres Lebens. Hinduistische Hochzeiten sind opulent: Nicht selten feiern tausend und mehr Gäste oft über mehrere Tage – und dabei wird die Braut traditionell mit reichlich Gold beschenkt und behängt. „Gold ist hier nicht nur Mitgift und finanzielle Absicherung, es ist auch Statussymbol und Glücksbringer. Wohl auch deswegen wird in keinem Land so viel Goldschmuck gekauft wie in Indien“, sagt Önder Çiftçi, CEO der Ophirum Group.

Vor Beginn der Hochzeitssaison, die im November oder Dezember beginnt und bis in den Februar andauert, häufen sich laut Çiftçi, daher von vielen Seiten die Empfehlungen zum Goldkauf. Käufer sollen so von einem schnellen Anstieg des Goldpreises profitieren. An dieser Stelle kommt wieder eine neue Frage auf: stimmt das, ist die indische Hochzeitssaison für Anleger eine sichere Chance auf eine Wertsteigerung ihres Goldes?

Gold und die indische Hochzeitssaison

Rückblickend weist Gold im vierten Quartal tatsächlich häufig einen Preisanstieg auf.  Beispielsweise kam es in den Jahren 2018, 2019 und 2022 zu signifikanten Aufwärtstrends der Goldnotierung. Doch wer glaubt, dass diese Entwicklungen der indischen Hochzeitssaison geschuldet sind, irrt.

„Weltweit wird Gold aus allerlei Motiven und zu verschiedenen Anlässen gekauft. Gegen einen speziellen Einfluss der indischen Hochzeitssaison spricht etwa, dass die Inder auch zu Feiertagen wie dem Lichterfest Diwali im November oder bei anderen Familienfeiern gerne Gold verschenken. Und auch Inder achten sehr auf den Preis, wenn sie Gold kaufen“, so Çiftçi.

Er nennt hierzu Zahlen:  Zum Beispiel legte 2017 die Goldschmuck-Nachfrage in Indien schon im zweiten Quartal um 41 Prozent zu, weil Indien ab Juli 2017 die Steuern auf Goldkäufe deutlich anhob.

„Viele Inder hatten ihre Goldkäufe daher vorgezogen. Außerdem tätigen indische Familien die Goldschmuckkäufe für die Hochzeit ihrer Kinder oft über viele Jahre, häufig beginnen sie damit unmittelbar nach der Geburt.“ Die Goldschmiede wiederum kaufen das Gold für die Herstellung ihrer filigranen Armreifen oder Goldringe auch nicht erst zu Beginn der Hochzeitssaison, sondern deutlich früher.

„Es ist also durchaus zweifelhaft, dass allein Hochzeiten in Indien regelmäßig eine herbstliche Goldpreis-Rally auslösen – zumal diese Sonderkonjunktur auch für Goldinvestoren aus anderen Ländern keineswegs überraschend und einmalig ist. Spekulanten dürften den absehbaren Anstieg in der Goldnachfrage also ebenso regelmäßig schon deutlich früher einpreisen“, so Çiftçi weiter.

(Quelle: marktEINBLICKE.de)

Die Notenbanken und der Goldpreis

Abseits des Indien-Thema gibt es weitaus entscheidender Faktoren, die die Entwicklung des Goldpreises beeinflussen. An erster Stelle stehen hier die Notenbanken. Seit Jahren treten beispielsweise die Notenbanken von Russland und China als große Goldkäufer auf und können den Preis bewegen. Beide Länder kaufen regelmäßig tonnenweise Gold, um ihre Goldreserven aufzustocken.

Nicht zuletzt hängt der Goldpreis auch maßgeblich vom Wechselkurs des US-Dollar ab. „Daneben spielen auch die Zinsen für Investmentalternativen, die Entwicklung der Förderkosten bei den Goldproduzenten sowie die Inflation eine Rolle auf dem Goldmarkt“, sagt Çiftçi.

So investieren Anleger in das Edelmetall

Physisches Gold

Anlegern stehen verschiedene Möglichkeiten offen, in Gold zu investieren. Eine Möglichkeit ist es, Gold in physischer Form vorzuhalten. Goldbarren oder -münzen sind eine beliebte Form. Natürlich wird auch sehr viel Schmuck aus Gold hergestellt. Auf diese Weise haben Gold-Fans das Edelmetall immer griffbereit, wenn sie es schnell veräußern möchten oder schlicht keinem anderen vertrauen, das eigene Gold aufzubewahren.

Außerdem kann man auf diese Weise sich von Zeit zu Zeit ganz einfach am Glanz des eigenen Goldes erfreuen. Allerdings ist die Sicherheit ein Problem. Ein Safe muss her. Dabei handelt es sich um eine große Anschaffung. Trotzdem muss man die Sorge haben, überfallen zu werden, was zu unruhigen Nächsten führen kann.

Goldminenaktien

Eine andere Möglichkeit für Anleger besteht darin, in Aktien von Goldminenunternehmen zu investieren. Auf diese Weise partizipieren Anleger indirekt an der Entwicklung des Goldpreises. Schließlich hängt der Geschäftserfolg von Goldminenbetreibern in entscheidender Weise von den Goldnotierungen ab. Die größten Unternehmen sind unter anderem Barrick Gold und Newmont Mining.

Goldfonds

Sehr beliebt sind auch Goldfonds (ETFs) oder Goldzertifikate (Exchange Traded Commodities, ETCs). Gold-ETFs haben es in Deutschland jedoch schwer. Sie sind nicht zum öffentlichen Vertrieb zugelassen.

Laut Investmentgesetzt darf ein Fonds höchstens 30 Prozent der ihm überlassenen Gelder in eine Anlage stecken. Bei einem Gold-Fonds geht es jedoch gerade darum, das gesamte Fondsvolumen in Gold zu investieren. Trotzdem haben Anleger hierzulande viele Möglichkeiten, indirekt an der Entwicklung des Goldpreises teilzuhaben.

ETCs

Bei den ETCs handelt es sich um Inhaberschuldverschreibungen, die mit physischen Goldbeständen besichert sind. In Deutschland sind vor allem Xetra-Gold sowie euwax Gold und euwax Gold II bekannt. Die Börse Stuttgart Securities GmbH emittierte im Oktober 2017 euwax Gold II und entwickelte damit euwax Gold weiter.

Im Gegensatz zu euwax Gold können sich Anleger bei euwax Gold II das hinterlegte Gold grammgenau ausliefern lassen. Bei euwax Gold liegt die auslieferbare Stückelung bei 100 Gramm oder einem Vielfachen davon. Wer sich bei euwax Gold II 100 Gramm oder ein Vielfaches ausliefern lässt, zahlt bei der Börse Stuttgart weiterhin keine Gebühren. Bei anderen Stückelungen können jedoch Kosten anfallen. Im Fall des Konkurrenzproduktes Xetra-Gold waren auch in der Vergangenheit grammgenaue Lieferungen möglich.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Die Sicherheit von Gold als Sachwertanlage hängt von drei Faktoren ab: dem Anlagehorizont, den finanziellen Zielen und der Risikotoleranz des betreffenden Anlegers.

Der oft zu hörende Rat, Gold sei wichtig für ein ausgewogenes Depot, in dem eine solide Diversifikation vorherrsche und man deshalb 5-10 Prozent des Kapitals in das Edelmetall investieren solle, ist aber abhängig vom Gesamtvolumen des Portfolios.

Ein Kleinanleger, der 10.000 bis 15.000 Euro zur Verfügung hat, sollte Gold außen vor lassen – die Goldposition wäre zu teuer im Kauf und würde erst einmal das Gesamtportfolio bei der Rendite belasten.

Wer in Gold investiert sollte es als das ansehen, was es ist: Ein gutes Vehikel zur Wertaufbewahrung und zum Erhalt der Kaufkraft, das selbst bei einem sehr unwahrscheinlichen Zusammenbruch einer Währung seinem Besitzer die Zahlungsfähigkeit erhalten könnte.