Disney macht jetzt ernst

Beim "Micky-Maus"-Konzern soll der Streaming-Bereich profitabler und die „Cashcow“ Parks weiter gestärkt werden.

(Bildquelle: unsplash / Jose Mizrahi)

Noch prüft Walt Disney sämtliche Optionen, in Bezug auf das lineare TV-Geschäft rund um ABC zeichnet sich jedoch eine Lösung ab. Gleichzeitig soll der Streaming-Bereich profitabler und die „Cashcow“ Parks weiter gestärkt werden.

Die Aktie von Walt Disney (WKN: 855686 / ISIN: US2546871060) hat innerhalb eines Jahres rund 25 Prozent an Wert verloren. Im Vergleich zu dem Anfang März 2021 verzeichneten Allzeithoch bei knapp 202 US-Dollar hat das Papier sogar rund 57 Prozent an Wert eingebüßt.

Damit endlich eine Erholung einsetzen kann, müssen Anleger glauben, dass der Umbau Früchte trägt. Dabei muss sich das Management um viele Baustellen kümmern. Bei einigen konnten zuletzt Fortschritte beobachtet werden. Auch wenn Anleger nicht mit jeder Maßnahme der Geschäftsführung einverstanden waren.

Auf Lösungssuche im linearen Fernsehen

Zum Ende des vergangenen Jahres kehrte Langzeit-CEO Bob Iger auf seinen Posten zurück, nachdem sein Nachfolger Bob Chapek an der Spitze des „Micky Maus“-Konzerns eher unglücklich agiert hatte. Besonders im Fokus stand dabei der politische Kampf mit dem Gouverneur des Bundesstaates Florida über ein Gesetz, das den Namen „Don’t say Gay“-Gesetz erhalten hatte.

Iger sieht seine Aufgabe wiederum vor allem darin, Disney in die Zukunft zu führen. Dies bedeutet vor allem, dass der Konzern für das Streaming-Zeitalter bereitgemacht werden muss. Entsprechend gilt es wichtige Fragen zu klären, was mit dem Bereich lineares Fernsehen geschehen soll.

Dieses stand in den vergangenen Jahren aufgrund des Schwenks vieler Medienkonsumenten hin zu Streaming-Angeboten unter Druck. Hinzu kam der Umstand, dass die schwächere Konjunktur viele Unternehmen bei den Werbeausgaben den Rotstift ansetzen ließ. Zuletzt schien es in dieser Hinsicht Fortschritte zu geben.

Entscheidung steht noch aus

Ein Sprecher des Medienunternehmers Byron Allen hatte gegenüber Bloomberg bestätigt, dass dieser Disney 10 Mrd. US-Dollar für den Fernsehsender ABC und einige weitere Kanäle wie FX oder National Geographic geboten habe. Außerdem wurde berichtet, dass Nexstar Media, ein Anbieter von regionalen TV-Sendern, an dem Paket rund um ABC interessiert sei.

Als Reaktion hatte Disney seinerseits am 14. September ein Statement herausgegeben, in dem es hieß, dass man offen dafür sei, eine Vielzahl von strategischen Optionen für die linearen Geschäftsbereiche in Betracht zu ziehen, zum jetzigen Zeitpunkt jedoch keine Entscheidung bezüglich der Veräußerung von ABC oder anderen Objekten getroffen habe. Zumal die ABC-Frage auch eng mit ESPN verknüpft ist.

Es stellt sich die Frage, ob Disney im Sport-Übertragungsgeschäft bleiben möchte. Zumal viele Sportveranstaltungen, die auf ESPN gezeigt werden, auch auf ABC übertragen werden. Etwas komplizierter wir die ganze Geschichte, wenn man bedenkt, dass Disney über ESPN am Markt für Sportwetten partizipieren möchte. Zu diesem Zweck wurde eine Zusammenarbeit mit Penn Entertainment vereinbart.

Disney will Einsparziele übertreffen

Auch in einem anderen Punkt scheint CEO Iger Fortschritte zu machen. Die hohen Kosten im Streaming-Geschäft waren Anlegern ein besonders großer Dorn im Auge. Dort konnte das Unternehmen zuletzt einige Fortschritte verbuchen.

In Disneys drittem Quartal (Ende 1. Juli) des Geschäftsjahres 2022/23 lag der Verlust im Bereich Direct-to-Consumer (DTC) nur noch bei 512 Mio. US-Dollar. Analysten hatten zuvor im Schnitt mit einem Minus von 775 Mio. US-Dollar gerechnet.

Auch sonst bleiben Kostensenkungen ein wichtiges Thema. Disney hatte sich insgesamt Kostensenkungen im Volumen von rund 5,5 Mrd. US-Dollar vorgenommen. Laut Konzernchef Iger ist das Unternehmen nun sogar auf dem Weg, dieses Einsparziel zu übertreffen.

Neuer Enthusiasmus

Es dürfte jedoch gerade diesem neuen Sparzwang geschuldet sein, dass Anleger die mutmaßliche Ausgabenwut an anderer Stelle kritisch sehen. Die Disney-Aktie reagierte in den vergangenen Tagen negativ, als der Konzern ankündigte, seine Investitionen in das Parks-Geschäft in den kommenden zehn Jahren auf 60 Mrd. US-Dollar in etwa zu verdoppeln.

Rosenblatt-Analyst Barton Crockett sieht jedoch den „Enthusiasmus“, mit dem Disney über Investitionsmöglichkeiten für seine Parks, die jetzt sein wertvollstes Geschäft seien, gesprochen hatte, als „ermutigend“ an. Daher senkt er zwar das Disney-Kursziel minimal von 104,00 auf 103,00 US-Dollar (Kurspotenzial: ca. 29 Prozent), bestätigt aber die „Buy“-Einschätzung.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Disney hat noch einen sehr weiten Weg vor sich. Allerdings schien zuletzt, als gebe es beim Umbau endlich Fortschritte. Gleichzeitig scheint man sich nun mehr auf seine Stärken zu konzentrieren. Dafür sprechen die höheren Investitionen in die Parks. Außerdem ist es nicht so, dass sich Disney in der Vergangenheit nicht das ein oder andere Mal neu erfunden hätte.

Wer nicht nur auf Walt Disney, sondern gleich auf mehrere Unternehmen setzen möchte, die „wegen ihrer herausragenden Geschäftsmodelle mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch in mehr als 100 Jahren noch erfolgreich am Markt agieren werden“, sollte einen Blick auf das Morgan Stanley Indexzertifikat (WKN: DA0ABN / ISIN: DE000DA0ABN5) auf den „Börse Online Aktien für die Ewigkeit Index“. werfen. In diesem sind neben Disney unter anderem auch LVMH, Allianz und Linde vertreten.