Zeit wieder den Fokus zu setzen

Was will ein Anleger an der Börse? Kurzfristige Trades machen oder langfristige Erfolge erzielen? Die Antwort ist bei dieser Frage leicht – angesichts von Korrekturen und Übertreibungen könnte der eine oder andere aber schwach werden.

(Bildquelle: unsplash / mostafa meraji)

An den Märkten bleibt das Thema Korrektur vorbeherrschend. Neben den Zins- und Rezessionssorgen hat sich ein weiterer Faktor in der vergangenen Woche als elementare Sorge für die Börsen hervorgetan: Die Entwicklung am Rentenmarkt. Sie beeinflusste die Aktienmärkte massiv.

„Längerfristig hohe Renditen sind nicht gut für die Aktienmärkte“, stellt Mathias Beil, Leiter Private Banking der Hamburger Sutor Bank, fest. Das zeige sich am DAX: „Seit dem zwischenzeitlichen Hoch von knapp 16.500 Punkten Ende Juli hat der DAX um mehr als acht Prozent korrigiert,“ so Beil.

In den nächsten Wochen dürften Zinspolitik, Inflation und Konjunktur laut Beil auch weiterhin die Faktoren sein, die die Entwicklungen an den Kapitalmärkten, aber auch bei den Währungen bestimmen. „Wer sein Augenmerk stärker auf die Diversifikation sowohl von Asset-Klassen als auch von Währungen lege, dürfte sein Portfolio deutlich stabiler ausrichten können“, so sein Rat.

Die Entwicklung am Rentenmarkt beeinflusste die Aktienmärkte zuletzt massiv. (Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG)

Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche!

Wer in Aktien langfristig aktiv ist, weiß, dass die Aktienrally in diesem Jahr bisher nur von einigen wenigen Titeln getrieben wurde. Es sind vor allem unsere Baustein-Aktien. Während die Top-10-Aktien des MSCI World All Country Index – fast ausschließlich aus dem Technologiesektor – seit Jahresbeginn per Ende September durchschnittlich 66,1 Prozent zulegten, gewann der restliche Markt nur durchschnittlich 3,6 Prozent.

„Diese Konzentration auf wenige Growth-Werte hat zu einem deutlichen Ertragsgefälle zu Dividendentiteln geführt. Während globale Aktien im Durchschnitt um mehr als 11 Prozent gestiegen sind, hinken Dividendentitel in diesem Jahr bislang mit einem Zuwachs von 2 Prozent hinterher“, stellt Portfolio-Manager Michael Schoenhaut von J.P. Morgan Asset Management fest.

Abgesehen von der Pandemie sei der Abstand zwischen den Bewertungen der Top-10-Aktien und dem restlichen Markt so groß wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Sobald sich diese Bewertungsschere schließt, sollten die Dividendentitel wieder Auftrieb erhalten. Weiteres Dividendenwachstumspotenzial sieht Michael Schoenhaut darin, dass die Ausschüttungsquoten noch nicht wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht haben. „Sicherlich liegen Dividendentitel in diesem Jahr bisher hinter den Erwartungen zurück, aber die Erfahrung zeigt, dass das Aufholpotenzial groß ist und sich die Geduld auszahlen sollte“, sagt Schoenhaut.

Die Konzentration auf wenige Growth-Werte hat zu einem deutlichen Ertragsgefälle zu Dividendentiteln geführt (Bildquelle: marktEINBLICKE.de)

Das bringt die neue Börsenwoche (KW41-2023)

Montag: Daten aus Deutschland zur Produktion im produzierenden Gewerbe. Die Produktion des deutschen produzierenden Gewerbes befindet sich seit Mai formal auf einem Abwärtstrend, so die Deka. „Im August sollte sich dieser um einen vierten Rückgang in Folge verlängert haben. Als größtes Problem dürfte sich in diesem Monat die Bauproduktion erwiesen haben, die nach einem kräftigen Plus im Juli nun nahezu ebenso stark zurückgehen sollte.“

Freitag: Verbraucherpreise aus den USA. Nach zwei Anstiegen in Folge dürfte die Inflationsrate der US-Verbraucherpreise im September wieder nachgeben. „Insbesondere im August sorgte ein deutlicher Anstieg der Energiepreise für den kurzfristigen Inflationsschub. Im September dürften sich die disinflationären Kräfte nicht nur im Bereich der Lebensmittel wieder stärker durchsetzen können“, schreibt die Deka.

 Alle anderen Daten der Woche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Die Aktienmärkte haben in den vergangenen Wochen deutlich nach unten korrigiert. „Damit haben sie ihre lange Übertreibung gegenüber den makroökonomischen Fakten wieder vollständig ausgepreist“, sagt Benjamin Bente, von Vates Invest GmbH. „An jedem einzelnen Handelstag seit Ende Mai wäre es sinnvoll gewesen, diese Überrendite mitzunehmen.“ Wirklich, so einfach wäre das gewesen?

Natürlich stimmt es, dass seit Ende Juli hat der US-Aktienmarkt gemessen am S&P500 rund acht Prozent verloren. „Damit wurde auch die gesamte Aufwärtsbewegung seit Ende Mai ausradiert“, sagt Bente. „Er sagt auch: Wer nur auf die Fortsetzung der ungesunden Übertreibung gewettet hat, hat sein Risikomanagement vernachlässigt. Genau hier muss sich ein Anleger aber die Frage stellen:

„Ohne gesundes Risikomanagement geht es nicht.“ (Bildquelle: Pixabay / Lars_Nissen)

Warum investiere ich eigentlich an der Börse? Um kurzfristig Rendite mitzunehmen, oder um langfristig mit dem besten Sachwert-Investment – mit Aktien – den persönlichen Vermögensaufbau zu gestalten. Wenn Sie letzteres als Antwort haben, werden Sie sich über das Jahr 2023 an der Börse am Ende keine Gedanken machen. Es ist auf Sicht von 15, 20 oder 25 Jahren nur ein kleiner Teil auf dem langen Chartverlauf ihrer Aktienpositionen.

Korrekturen und Übertreibungen gab und wird es immer wieder an der Börse geben. Langfristig kennen die Kurse von soliden Wertpapieren wie den Baustein-Aktien nur eine Richtung. Sie brauchen nur einmal sich die Charts von Dow Jones, DAX & Co anzuschauen. In einem geben wir Benjamin Bente auch Recht: „Ohne gesundes Risikomanagement geht es nicht.“ Das heißt für uns schlicht nur in solide Unternehmen investieren, die mit ihren Produkten seit Jahrzehnten – auch in Korrekturphasen der Börsen – ein sehr gutes und langfristiges Chance-Risiko-Profil aufzeigen und eine solide Anlagequalität versprechen.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Herausgeber

Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt