Lakritz: Der bitter-süße Genuss

Ein Wurzelextrakt mit verführender Kombination aus Süße und Würze – warum Lakritz auch „Bärendreck“ oder das „Schwarze Gold“ genannt wird.

Lakritz hat einen süßlich-bitteren Geschmack. (Bildquelle: Unsplash / Hanna Stolt)

Lakritz ist eine schwarze Süßigkeit mit einem süßlich-bitteren Geschmack. Als Stangen, Spiralen oder Pastillen gilt Lakritz in vielen Kulturen als Genussmittel. Doch obwohl der „Bärendreck“ oder das „Schwarze Gold“ nicht jedermanns Sache ist, kann Lakritz eine lange Geschichte als Heilmittel aufweisen. Manche Länder sind sogar ganz verrückt nach den schwarzen Leckerbissen.

Diese Pflanze steckt hinter Lakritz

Das Echte Süßholz (Glycyrrhiza glabra) stammt aus der Familie der Hülsenfrüchtler und gehört zu den Schmetterlingsblütlern (Fabaceae). Es ist vor allem im Mittelmeerraum und im Südwesten Asiens beheimatet, wo die Stauden in verschiedenen Lebensräumen – von trockener Strauchheide bis zu Sumpfgebieten – gedeihen.

Die Staude ist mehrjährig und winterhart, erreicht eine Höhe bis zu 180 cm und blüht im Spätsommer mit blau-violetten und weißen Blüten. Ihre verholzenden und getrockneten Nebenwurzeln, die im Spätherbst geerntet werden, können zu Lakritz-Produkten weiterverarbeitet werden. Der eingedickte Extrakt der Süßholzwurzel, der Glycyrrhizin enthält, ist fünfzigmal so süß wie Rohrzucker und erinnert an den Geschmack von Anis und Fenchel.

Die Wurzeln des Echten Süßholzes dienen zur Lakritzherstellung. (Bildquelle: Pixabay / Kundenpfadfinder)

Die Inhaltsstoffe von Lakritz-Produkten

Als Lakritz bezeichnet man also den eingedickten Extrakt aus der Wurzel des Echten Süßholz. Um Süßigkeiten aus der Süßholzpflanze herzustellen, werden dem Extrakt im Verarbeitungsprozess noch weitere Zutaten wie Zuckersirup, Mehl und Gelatine hinzugefügt, für den extra starken Lakritz kommt noch Salmiak hinzu.

Dem Inhaltsstoff Glycyrrhizin, der dem Lakritz seinen charakteristischen Geschmack verleiht, werden gesundheitsfördernde Eigenschaften zugesprochen, weshalb der Extrakt der Süßholzwurzel als traditionelles Heilmittel eingesetzt wird.

Der Wurzelsaft, mit der 50-fachen Süße von Rohrzucker, verleiht Lakritz seinen süßen Geschmack. Die schwarze Farbe wird bei Süßigkeiten aus Lakritz zusätzlich durch den Farbstoff E 153 (Aktivkohle) verstärkt.

Der Extrakt der Süßholzwurzel ist die Basis zur Lakritzherstellung. (Bildquelle: Lakrids by Bülow)

Die Herstellung von Lakritz ist eine Kunst

Die Herstellung von Lakritz ist eine Kunst, die sowohl Handwerkskunst als auch moderne Technologie vereint. Der Prozess beginnt mit der Ernte der Süßholzwurzel, gefolgt von einer aufwendigen Verarbeitung, bei der die Wurzeln gemahlen und extrahiert werden.

Die traditionelle Lakritzherstellung ist oft mit handwerklichem Geschick verbunden, denn in kleinen Lakritzmanufakturen werden die süßen Leckereien oft noch von Hand gerollt, geschnitten und mit besonderen Aromen versehen. Auf der anderen Seite nutzen moderne Hersteller fortschrittliche Technologien, um die Qualität zu verbessern und die Produktionskapazitäten zu steigern.

Lakritz in allen Formen

Lakritz gibt es in einer Vielfalt von Formen und Texturen. Als klassische Form gelten die schwarzen Stangen, die oft in Form von Rauten oder Rollen erhältlich sind. Doch Lakritz kommt auch als Pastillen, Bonbons, Pulver und sogar in flüssiger Form vor.

Die Aromenvielfalt reicht von traditionellem schwarzem Lakritz über süße, salzige, würzige bis hin zu fruchtigen Varianten. Einige Kulturen bevorzugen mildere Sorten, während andere intensivere Geschmacksrichtungen lieben.

In Stangenform wird Lakritz weiterverarbeitet. (Bildquelle: Lakrids by Bülow)

Lakritz-Vorlieben unterscheiden sich in Europa

Lakritz scheidet die Geister – es wird geliebt oder gehasst. Da Süßholz früher aus dem Vorderen Orient eingeführt werden musste, ist es vor allem in Küstenregionen bekannt. Lakritz ist sehr beliebt in Großbritannien, Skandinavien, Finnland und in den Niederlanden. Die Niederländer sind Lakritz-Weltmeister – mit einem Jahresverbrauch pro Kopf von 2 Kilogramm.

Innerhalb Deutschlands gibt es große Unterschiede beim Verzehr: Während der Norden Lakritz gegenüber positiv gestimmt ist, wird es im Süden öfter abgelehnt. Nach einer Statista-Umfrage im Jahr 2021 essen 0,7 Prozent der Bevölkerung täglich Lakritz, 8 Prozent mehrmals im Monat und 56 Prozent nie.

Großbritannien ist bekannt für seine „liquorice allsorts“. Das sind Lakritzstücke, die mit lakritzfreien Schichten umhüllt oder gefüllt werden. Diese Sorten werden in Deutschland zum Beispiel von Haribo in der Color-Rado Mischung angeboten.

Die Color-Radio Mischung von Haribo enthält viele Lakritzprodukte. (Bildquelle: Haribo)

Lakritz kann man auch trinken

Lakritz ist außerdem als Erfrischungsgetränk beliebt, und zwar in Ländern wie Ägypten und Syrien, die Aufgüsse aus Lakritzpulver kühl konsumieren. In Finnland wird der sogenannte Salmiakki Kossu getrunken – ein Mischgetränk auf Basis eines wodkaähnlichen Schnapses mit 32 Volumenprozent. In Island trinkt man ein Wodka-Mischgetränk mit Lakritzgeschmack, in Italien und Deutschland ist der Lakritzlikör beliebt.

Warum Lakritz auch Bärendreck genannt wird

In Süddeutschland, der Schweiz und Österreich wird Lakritz oft auch als Bärendreck bezeichnet. Dies geht auf den Nürnberger Süßwarenfabrikant Karl Bär zurück, der mit seiner Süßwarenfabrik Zucker-Bär in St. Leonhard von 1913 bis 1984 viele Lakritz-Arten anbot und teileweise über europaweite Patente verfügte. Der Begriff Bärendreck konnte sich bis heute halten.

Deshalb raspeln wir Süßholz

Lakritz gilt als Heilmittel und wird häufig in Pastillenform angeboten. Besonders Salmiak-Lakritz-Pastillen, die rezeptfrei in der Apotheke erworben werden können, sollen gegen Erkältungskrankheiten und Husten helfen.

Süßholz ist ebenfalls häufig Bestandteil von Hustenbonbons, Tees und Magenbitter. Die bekannte Redewendung „Süßholz raspeln“ kann damit erklärt werden, denn wer Süßholz mit den Zähnen zerreibt, hat keinen kratzigen Hals, sondern eine geschmeidige Stimme und kann Komplimente noch besser aussprechen.

Lakritz ist sowohl ein Genuss- als auch ein Heilmittel. (Bildquelle: Lakrids by Bülow)

Vorsicht beim Verzehr von Lakritz in großen Mengen

Lakritz gehört zu den Genussmitteln. Es enthält das Glykosid Glycyrrhizin aus der Wurzel der Süßholzpflanze, welches ihm seinen typischen Geschmack verleiht. Der übermäßige Verzehr von Lakritz ist deshalb mit Vorsicht zu genießen, denn laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung kann es beim Verzehr von Lakritz in größeren Mengen (mehr als 200 Milligramm/100 Gramm Lakritz) zu einer Veränderung des Mineralstoffwechsels mit Natriumanreicherungen und Kaliumverlusten kommen.

Auswirkungen können die Erhöhung des Blutdrucks, Wassereinlagerungen im Gewebe und Muskelschwäche sein, weshalb das Institut dazu rät, die Aufnahme von Glycyrrhizin unter 100 Milligramm pro Tag je Konsument zu beschränken.

Als weiterer problematischer Inhaltsstoff wird Salmiak (Ammoniumchlorid) in Salzlakritze angesehen. Dieses soll in höheren Dosen den normalen Ionenhaushalt beeinträchtigen und zu Übelkeit, Erbrechen und neurologischen Störungen führen.

Es gibt eine Kennzeichnungspflicht für Lakritz-Produkte

Wegen der Gefahr für die Gesundheit, muss der Anteil von Lakritz in Lakritz-Produkten gekennzeichnet sein. Laut dem Bundesverband der Süßwarenindustrie wird das Produkt als Lakritz bezeichnet, wenn der Gehalt des Fertigerzeugnisses unter 0,2 g/100 g liegt. In diese Kategorie fallen zum Beispiel Kinderlakritz.

Bei einem Glycyrrhizin-Gehalt von mehr als 0,2 g/100 g müssen die Lakritz-Produkte als Starklakritze gekennzeichnet werden. Bei salzigen Lakritzen aus deutscher Herstellung ist ein Zusatz von Salmiaksalz von maximal 2 Prozent erlaubt. Kommt das Lakritz aus anderen Ländern, kann es sogar bis zu 7,99 Prozent Salmiaksalz enthalten und muss dann einen Hinweis wie „Kein Kinderlakritz“, „Extra Stark“ oder „Erwachsenenlakritz“ enthalten.

Die leckeren Lakritz-Kugeln gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen. (Bildquelle: Lakrids by Bülow)

Das Süßholz gilt als Medizin

Obwohl der Verzehr von zu viel Lakritz einerseits zu gesundheitlichen Problemen führen kann, handelt es sich auf der anderen Seite um eine Medizin. Die Süßholzpflanze ist eine Arzneipflanze, deren Wurzelextrakt schon seit der Antike als Heilmittel eingesetzt wird. Süßholzwurzel soll gegen Magen-Darm-Beschwerden, Atemwegserkrankungen, Husten, Hepatitis und Entzündungen helfen und sogar den Magenkeim Helicobacter pylori bekämpfen.

Das Heilmittel Süßholz ist Teil der traditionellen chinesischen Medizin und wurde im ältesten Buch über Heilpflanzen beschrieben, außerdem diente es im alten Ägypten als Grabbeigabe, was einer hohen Wertschätzung gleichzusetzen war.

In Europa wurde man im Mittelalter auf die Wirkung von Süßholz aufmerksam, unter anderem durch die Universalgelehrte Hildegard von Bingen, die sich ausführlich mit dem Heilmittel befasste. Gesundheitsprodukte mit Süßholzwurzel kommen als Tablette, Tropfen oder Sirup zum Einsatz, oft enthalten auch Tees einen Anteil des Wirkstoffs.

Ein Ehrentag für Lakritz

Jedes Jahr am 12. April gibt es einen guten Grund, zur Lakritz-Süßigkeit zu greifen. Denn an diesem Tag ist der internationale Tag des Lakritzes. An dem „National Licorice Day“ feiern wir den Ehrentag für den Wurzelextrakt des Echten Süßholzes, der auf eine Initiative des US-amerikanischen Süßwaren- und Lakritzherstellers Licorice International aus Lincoln, Nebraska aus dem Jahr 2004 zurückgeht.

Das marktEINBLICKE Fazit:

Lakritz ist mehr als nur eine Süßigkeit. Es ist ein kulturelles Erbe und ein Geschmackserlebnis. Ob man es liebt oder nicht – die Vielfalt von Lakritz ist nicht zu übersehen. Von seinen Wurzeln in der antiken Medizin bis zu den Regalen moderner Süßwarenabteilungen bleibt Lakritz eine einzigartige Delikatesse, die die Sinne anspricht.