Perspektiven für 2024 bleiben verhalten positiv

Die energieintensive Produktion in Deutschland leidet offensichtlich unter den erhöhten und volatilen Preisen.

(Bildquelle: Pressefoto Volkswagen)

Nachdem das Statistische Bundesamt die Wachstumszahlen für das erste und das zweite Quartal jeweils um 0,1 Prozentpunkte auf 0,0 bzw. 0,1 Prozent nach oben revidierte, befindet sich Deutschland – nach offizieller Definition – nicht in einer technischen Rezession. Der mit -0,1 Prozent leicht schwächeren Tendenz im dritten Quartal, dürfte ein leicht positives Wachstum im laufenden vierten Quartal folgen. Im Gesamtjahr 2023 ist allerdings weiter von einer gesamtwirtschaftlichen Schrumpfung in Höhe von 0,3 bis 0,5 Prozent auszugehen.

Verhaltene Perspektiven für 2024

Die Perspektiven für das kommende Jahr 2024 bleiben verhalten positiv. So deutete der zuletzt leicht abnehmende Pessimismus der Unternehmen gemäß ifo-Geschäftsklimaindex darauf hin, dass der konjunkturelle Boden erreicht wurde. Abgesehen vom Handel verbesserten sich in allen Segmenten die Geschäftsaussichten für die kommenden Monate leicht.

Getragen werden dürfte die Erholung von steigenden Realeinkommen im Zuge deutlicher Lohnsteigerungen und parallel sinkenden Inflationsraten. Folglich sollte auch die gem. GfK-Konsumklimaindex aktuell stark gedrückte Stimmung unter Konsumenten künftig weniger schwach ausfallen. Zudem ist von einer zyklischen Erholung der Weltwirtschaft, insbesondere Chinas auszugehen.

Anders als im letzten Herbst spielt die Befürchtung einer Gasmangellage im Winter aktuell keine Rolle. Die Gasspeicherfüllstände liegen derzeit nahe 100 Prozent. Nach Berechnungen der Bundesnetzagentur ergäbe sich nur in zwei von sechs betrachteten Szenarien ein Engpass bei der Gasversorgung, bspw. im Falle eines sehr strengen Winters.

Die energieintensive Produktion steht besonders stark unter Druck

Allerdings befinden sich die Großhandelspreise für Gas an der Rohstoffbörse Amsterdam mit rund 50 EUR/MWh weiterhin auf deutlich höheren Niveaus als vor der Eskalation des Ukrainekonflikts. Zudem dürfte die Schwankungsbreite des Gaspreises stark erhöht bleiben, denn der Markt reagiert nach wie vor nervös auf Nachrichten, denen zu Folge das Angebot eingeschränkt werden könnte. So kam es zuletzt im August zu einem deutlichen Preisanstieg im Zuge befürchteter Streiks in australischen LNG-Terminals.

Die energieintensive Produktion in Deutschland leidet offensichtlich unter den erhöhten und volatilen Preisen und erreicht – verglichen mit Anfang 2022 – insgesamt ein Produktionsniveau von nur rund 80 Prozent, während die nicht-energieintensive Produktion kaum nachgegeben hat.

Besonders betroffen sind die Branchen Chemie, Papier- und Glasherstellung sowie Metallverarbeitung, von deren Seite die jüngst vorgestellte Industriestrategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, insbesondere der geplante Brückenstrompreis für die energieintensive Produktion begrüßt wird. Viele Aspekte der Strategie sind sinnvoll, wie bspw. die Beschleunigung von Antrags- und Genehmigungsverfahren. Allerdings sollte die Politik darauf achten, nicht durch Subventionen nicht wettbewerbsfähige Strukturen in Deutschland zu zementieren.

Gipfel für die US-Leitzinsen

Ein großer Fokus auf die notwendige Transformation des Standorts zwecks Wiedererlangung verloren gegangener Wettbewerbsfähigkeit liegen. Dabei spielt die Förderung von Innovation und neuer Technologien eine Schlüsselrolle.

In den USA ist nach dem jüngsten Zinsentscheid der Notenbank Fed davon auszugehen, dass die Leitzinsen ihren Gipfel erreicht haben. Die deutlich gestiegenen Zinsen bei längeren Laufzeiten sorgen für einen erheblichen zusätzlichen Bremseffekt für die Wirtschaft, so dass im Laufe des ersten Halbjahrs eine Rezession wahrscheinlich bleibt.

Die jüngste Veröffentlichung des ISM-Einkaufsmanagerindex fiel bereits deutlich schwächer aus und rangiert unterhalb der Expansionsmarke von 50 Punkten. Vor diesem Hintergrund könnten die sehr hohen Lohnabschlüsse in der US-Automobilindustrie die Spitze der Lohn-Preisspirale darstellen. Denn auch am Arbeitsmarkt ist in den kommenden Monaten mit einer schwächeren Entwicklung zu rechnen.

Ein Kommentar von Carsten Mumm

Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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Bildquelle: Donner & Reuschel