Anpassung der Immobilienpreise geht weiter

Die US-Wirtschaft wird sich abkühlen, worauf neben einer steigenden Arbeitslosenquote und weniger neuen Beschäftigungsverhältnissen zuletzt auch die schwächeren Ergebnisse der ISM-Einkaufsmanagerindizes hindeuten.

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Trotz diverser geopolitischer Unsicherheiten, der schwachen Konjunkturdynamik und offensichtlicher Schwächen des Wirtschaftsstandorts Deutschland, bleibt die Entwicklung der Zinsen für die Kapitalmärkte der relevanteste Einflussfaktor.

Nach der historisch beispiellosen Zinswende der Notenbanken seit 2022, die zu einer Preiskorrektur in allen Anlageklassen führte, sorgten vor allem die im Sommer steigenden Zinsen bei längeren Laufzeiten für Sorgen vor massiv steigenden Refinanzierungskosten für Unternehmen, Staaten und Private.

Sinkende Inflationsraten und schwache Konjunkturdynamik

Die sinkenden Inflationsraten und die global schwache Konjunkturdynamik sorgten allerdings zuletzt für nachgebende Renditen bei Staats- und Unternehmensanleihen sowie Hypothekenkrediten. Eine Fortsetzung dieses Trends ist für die kommenden Wochen wahrscheinlich und hat für steigende Aktienkurse gesorgt. Zusammen mit der Erwartung, dass spätestens rund um den Jahreswechsel der Zeitpunkt erster Leitzinssenkungen an den Börsen diskutiert werden dürfte, blieben auch die Aussichten für Aktien positiv.

Die Anpassung der Immobilienpreise an das wieder deutlich positive Zinsniveau findet nach wie vor statt. Dabei gaben die Preise für selbstgenutzte Eigenheime im dritten Quartal gemäß vdp-Immobilienpreisindizes wieder stärker nach. Es ist vorerst von weiter sinkenden Preisen auszugehen bis die Renditen von Immobilieninvestments die gestiegenen Zinskosten adäquat überkompensieren. Ein länger anhaltender Preisverfall ist jedoch weiterhin nicht zu erwarten, weil in Deutschland im Segment Wohnen ein sich derzeit noch verschärfendes Unterangebot besteht.

Abgesehen von der Bauwirtschaft zeigen sich weitere Signale einer leichten wirtschaftlichen Belebung der deutschen Konjunktur in den kommenden Monaten. (Bildquelle: Pressefoto Volkswagen)

Wie geht es weiter?

Abgesehen von der Bauwirtschaft zeigen sich weitere Signale einer leichten wirtschaftlichen Belebung der deutschen Konjunktur in den kommenden Monaten. So legten sowohl die Im- und Exporte Deutschlands gemäß Kiel Trade Indikator als auch die Konjunkturerwartungen gemäß ZEW-Umfrage zuletzt zu.

Die US-Wirtschaft wird sich hingegen künftig abkühlen, worauf neben einer steigenden Arbeitslosenquote und weniger neuen Beschäftigungsverhältnissen zuletzt auch die schwächeren Ergebnisse der ISM-Einkaufsmanagerindizes hindeuten. Der erneut deutlich nachgebende HAHB-Immobilienmarktindex lässt zudem eine sinkende Bauproduktion erwarten. Das wahrscheinlichste Szenario ist eine leichte Rezession im nächsten Jahr und eine Wachstumsstabilisierung gegen Ende 2024.

Die US-Notenbank Fed dürfte im Dezember keine weitere Leitzinserhöhung beschließen. (Bildquelle: Pressefoto Federal Reserve)

Die US-Notenbank Fed dürfte vor diesem Hintergrund im Dezember keine weitere Leitzinserhöhung beschließen. Aufgrund weiter sinkender Inflationsraten und angesichts der im November 2024 anstehenden Präsidentschaftswahlen kann mit ein oder zwei Leitzinssenkungen ab dem kommenden Frühjahr gerechnet werden.

Zeitlich eng am Wahltermin liegende Leitzinsveränderungen sollen i.d.R. vermieden werden. Sowohl in den USA als auch in der Eurozone werden die Novemberinflationsdaten durch die wieder stärker gefallenen Ölpreise weiter abgemildert. Das Treffen zwischen Joe Biden und Xi Jinping in San Francisco kann als Zeichen eines beiderseitigen Interesses an einem verstärkten inhaltlichen Austausch gewertet werden.

Auch wenn die Taiwanfrage wohl ausgeklammert wurde, haben beide Seiten angesichts innenpolitischer Herausforderungen offensichtlich kein Interesse an einer weiteren Eskalation der gegenseitigen Rivalität. Dadurch dürfte die Sorge vor einer weiteren geopolitischen Baustelle vorerst in den Hintergrund rücken.

Ein Kommentar von Carsten Mumm

Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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