Konjunktur, Inflation, Arbeitsmarkt, Europa, Euro, Ölpreis: Was geht (noch) 2018? (Teil 1)

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG

Das Jahr 2017 ist Geschichte. Wir geben auf den kommenden Seiten marktEINBLICKE zu den Faktoren, die unserer Meinung nach das Anlegerjahr 2018 mitbeherrschen sollten. Dazu haben wir uns kompetente Verstärkung ins Haus geholt und verschiedene Börsen-Experten gebeten einen Ausblick zu geben. 

Den Anfang machen Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise, die Analysten der DZ-Bank und die Marktexperten von Deka-Research. Sie äußern sich zu den Aussichten für die Konjunktur, die Inflation, den Arbeitsmarkt, Europa, den Euro und den Ölpreis

Das Börsenjahr 2017 war für Anleger ein gutes. Der deutsche Leitindex markierte historische Bestmarken und befindet sich wie alle anderen Märkte weiterhin in einer der größten und längsten Haussephasen der Finanz-Geschichte. Und das bei einer Volatilität, die immer noch äußerst gering ist. Dabei ist der DAX (WKN: 846900 / ISIN: DE0008469008) keineswegs überteuert. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des wichtigsten Börsenbarometers im Lande liegt unter 15. Zum Vergleich: Auf Sicht der vergangenen 30 Jahre liegt dieses bei knapp 19. Von einer Überbewertung (gerade) des deutschen Aktienmarktes kann also nicht gesprochen werden.

Zu verdanken haben wir die Börsenentwicklung 2017 vor allem dem „billigen Geld“ der Notenbanken weltweit. Neben den niedrigen Zinsen sind es aber auch Faktoren wie eine niedrige Inflation, das moderate und gleichzeitig stabile Konjunkturwachstum sowie eine weiterhin solide Rentabilität der Unternehmen, die für Schwung sorgen. Angesichts der jüngsten Prognosen der Konzerne für 2018, die überwiegend positiv ausfielen und auch heraufgesetzt wurden, sind langfristig weiter steigende Kurse zu erwarten. Dennoch gibt es Faktoren, die gerade 2018 eine große Rolle für jeden (DAX-)Anleger spielen und für erhöhte Kursschwankungen im Verlauf von 2018 sorgen könnten.

#Konjunktur
Die heimische Konjunktur hat schon in der ersten Jahreshälfte 2017 spürbar an Dynamik gewonnen. Auf Jahressicht gerechnet ergab sich im ersten Halbjahr 2017 ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,7 Prozent. Wir erleben somit das stärkste Wirtschaftswachstum seit dem ersten Halbjahr 2011. Wichtig:

Der Exportmotor, der zeitweise stotterte, lief 2017 wieder rund. Deutschland dürfte seinen Welthandelsanteil in etwa halten. Ähnliches soll laut Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise für das Jahr 2018 gelten, in dem mit einem Wachstum des realen Exports um knapp 4 Prozent zu rechnen ist. „Mit Blick auf 2018 dürfte sich die Konjunkturdynamik weitgehend unvermindert fortsetzen. Der reale private Konsum dürfte zwar wegen eines etwas geringeren Realeinkommensanstiegs etwas weniger stark steigen als 2017. Im Jahresdurchschnitt 2018 rechnen wir aber mit einer doppelt so hohen Zuwachsrate der realen Ausrüstungsinvestitionen. Wir schätzen das Wachstum des realen BIP 2018 auf 2,0 Prozent“, so Heise.

#Inflation
Auch hier steht Deutschland gut da. Der Preisauftrieb hierzulande ist nach wie vor verhalten. Trotz guter Konjunktur und niedriger Arbeitslosigkeit zeichnet sich nach wie vor keine nachhaltige Beschleunigung in der Teuerungsrate ab. Der Phillips-Kurvenzusammenhang, der die negative Korrelation von Arbeitslosenquote und Inflationsrate umschreibt, hat derzeit für Deutschland keine nennenswerte Relevanz, so die Einschätzung von Allianz-Chefvolkswirt Heise.

#Arbeitsmarkt
Deutschland hat kein Arbeitsmarkt-Problem. Der Arbeitsmarkt in der Mitte Europas ist intakt, der Aufschwung setzt sich fort und sollte auch 2018 anhalten. Laut Heise dürfte die Arbeitslosenzahl in 2017, nach einem Rückgang 2016 um 104.000 Personen, um schätzungsweise 146.000 auf etwa 2.543.000 Personen sinken. Im Jahresdurchschnitt 2018 erwartet der Experte einen Rückgang der Zahl der Arbeitslosen um voraussichtlich weitere 80.000 Personen.

#Europa
Wie es auf dem alten Kontinent in 2018 weitergeht, wird eine der spannendsten Fragen sein. Die Diskussion über die Zukunft Europas nimmt vor allem von Seiten Frankreichs und Präsident Macron Fahrt auf. Seine Vorschläge liefern eine erste ernstzunehmende Gesprächsbasis, wie sich die EU gegen ein weiteres Auseinanderdriften nach dem Brexit stemmen kann. Auch in anderen Punkten ist Macron sehr weit. Unter anderem bei der EU-weiten Mindestbesteuerung multinationaler Konzerne. Auch die Idee beispielsweise eines europäischen Finanzministers, der mit eigenem Budget ausgestattet ist, könnte die Integration Europas vorantreiben. Deutschlands Gegenvorschlag zum Macron-Modell ist weiterhin der Europäische Währungsfonds, dessen Aufgabe aber nur die Kontrolle und nicht die Lenkung des fiskalischen Geschehens in der Eurozone wäre. So oder so, im Thema Europa wird 2018 Leben drin sein. Laut den Analysten der DZ-Bank werden die Finanzmärkte das honorieren. Diese sollten eine stärke Lastenverteilung und Integrationsbemühungen im Euroraum zunächst sehr positiv sehen und die Risiken ausblenden. Anleihen und Aktien dürften von einer solchen Entwicklung merklich profitieren.

#Euro
Für die europäische Einheitswährung dürfte es 2018 (zumindest bis Frühjahr) zunächst nur bedingt nach oben gehen – wenn die US Federal Reserve in den kommenden Quartalen ihren Zinsaufwärtstrend fortsetzt. Im weiteren Jahresverlauf dürfte laut der DZ Bank dann der Euro an Stärke zunehmen. Sie sehen zu Beginn des Jahres eine kurzfristige Bandbreite von Euro zu US-Dollar bei 1,15 US-Dollar bis knapp über 1,20 US-Dollar, im weiteren Verlauf dann bis 2019 auch ein Niveau von leicht über 1,30 US-Dollar.

#Ölpreis
Nach wie vor herrscht für das schwarze Gold ein Überangebot, das wohl nur langsam abgebaut werden kann. Die OPEC und einige Nicht-OPEC-Länder haben sich zwar darauf geeinigt, ihre Ölförderung zu drosseln, andererseits wird die globale Ölnachfrage nur moderat steigen. Schuld daran ist auch Washington. Denn US-Präsident Trump unterstützt die Förderung von fossilen Energieträgern in den USA. Dies spricht dafür, dass die US-Fracking-Produktion nur noch durch den Wirtschaftlichkeitsaspekt begrenzt wird. Und die Kosten der unkonventionellen US-Ölförderung sind in den vergangenen Jahren massiv gesunken. Trotz der niedrigen Ölpreise weiten die USA ihre Förderung und damit das Ölangebot aus und begrenzen hierdurch das Potenzial für Ölpreisanstiege, so die Experten von Deka-Research und kommen zum Ergebnis: Rohöl dürfte sich bis Ende 2018 nicht nennenswert verteuern, man rechnet mittelfristig mit Ölpreisen im Schnitt um 55 US-Dollar je Barrel.

Hier geht es weiter mit Teil 2.

Dieser Beitrag ist ein Stück aus marktEINBLICKE – dem Quartals-Magazin der Börsenblogger-Redaktion für Geldanlage und Lebensart. Erhältlich am Kiosk, als Online-Ausgabe oder im Abo. www.markteinblicke.de

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