Nach dem neuerlichen Allzeithoch des Goldpreises fragen sich viele Anleger, wohin der Goldpreis im kommenden Jahr laufen könnte. Hinweise auf mögliche Antworten bietet ein Vergleich der aktuellen Situation mit der Historie – sagt unter anderem Jens Chrzanowski, Deutschland-Chef XTB.
Seit dem Jahr 2020 bewegt sich der Goldpreis innerhalb einer breiten Konsolidierungsspanne von 1.600 bis 2.000 Dollar pro Unze. „Mit dem möglichen Ende des Zinserhöhungszyklus in den USA zeichnet sich ab, dass Gold endlich aus diesem Preismuster ausbricht“, sagt Chrzanowski.
Ein spannender historischer Vergleich
Ein ähnliches Szenario war laut ihm während des vorherigen Zinserhöhungszyklus von 2015-2018 zu beobachten, als Gold in einer Spanne von 1.050 Dollar bis 1.350 Dollar verharrte, bis mit der Einführung von Zinssenkungen ein klarer Aufwärtstrend einsetzte. Könnte sich die Geschichte wiederholen?
Die Erwartungen des Marktes deuten laut vieler Experten zumindest darauf hin, dass sich ähnliche Voraussetzungen wie damals ergeben könnten, denn es könnte ja schon spätestens im Frühjahr 2024 zu ersten Zinssenkungen kommen.
Ein Muster könnte sich beim Goldpreis wiederholen
„Statistische Daten zeigen, dass der durchschnittliche Anstieg des Goldpreises in den zwei Jahren nach der letzten Zinserhöhung bei jeweils fast 20 Prozent liegt. Sollte sich dieses Muster wiederholen, könnte der Goldpreis nicht nur seine jüngsten historischen Höchststände nachhaltig übertreffen, sondern möglicherweise sogar Niveaus nahe der 2.400 Dollar-Marke erreichen“, analysiert Chrzanowski weiter.
Außerdem verzeichne Gold in der Regel kurz vor und nach der erwarteten ersten Zinssenkung in einem Zyklus Kursgewinne. „Das Hauptrisiko für dieses Szenario wäre eine mögliche Rückkehr zu Zinserhöhungen, die wiederum zu einer erneuten Dollarstärke und einer Renditerally führen könnten.“
China und Indien bleiben für den Goldpreis wichtig
Aus fundamentaler Sicht war die Nachfrage nach Gold im Jahr 2023 relativ verhalten. Ein schwächerer Dollar in Verbindung mit einem stärkeren chinesischen Yuan und einer stärkeren indischen Rupie könnte diese Situation jedoch ändern.
„China und Indien sind für die physische Nachfrage nach Gold von grundlegender Bedeutung. Da außerdem die börsengehandelten Goldfonds ihre Verkaufsaktivitäten eingestellt haben, könnten potenzielle Kapitalzuflüsse in diese Fonds die Nachfrage nach physischem Gold weiter ankurbeln“, so Chrzanowski.
Krisenversicherung ja – Krisenprofiteur nein
Auf der anderen Seite hat sich Gold in den vergangenen Jahren immer wieder als Krisenversicherung, nicht aber als Krisenprofiteur gezeigt. Und dies obwohl es immer heißt, dass gerade in Krisenzeiten viele Anleger zu Gold greifen, weil sie hoffen, das gelbe Metall würde profitieren.
Eine geopolitische Krise lässt zwar den Goldpreis, aber nur solange die Situation neu und besonders unübersichtlich ist. Dauert die Krise an, nimmt ihre Bedeutung für die Goldpreisentwicklung aber ab und die eigentlich tragenden Faktoren bestimmen maßgeblich den alles andere als trivialen Preisfindungsprozess.
Ein Bespiel hierfür ist der Ukraine-Krieg und jüngstes die Angriffe der Hamas auf Israel. „Ein ähnliches Muster weist der Goldpreis auch in früheren Konflikten wie etwa dem Irak-Krieg von 2003 auf – auch damals stieg der Kurs nur kurzfristig an“, so Önder Çiftçi, CEO der Ophirum Group und ergänzt:
„Plötzlich auftretende Krisen wie Russlands Invasion in der Ukraine oder der Hamas-Terror in Israel mögen den Goldpreis also kurzzeitig stützen und Spekulanten auf den Plan rufen, doch ein langfristiges Goldinvestment sollte ein anderes Ziel verfolgen.“ Konkret ist das:
Das marktEINBLICKE-Fazit
Gold fungiert für seine Fans als Vermögensschutz, Krisenversicherung und Stabilitätsanker im Vermögensportfolio. Gold wird auch immer ein knappes Gut sein, daher wird es einem Portfolio auch immer Stabilität geben. Am Ende ist Gold aber auch eine „mentale Geldanlage“. Wer meint eben ohne den „sicheren Hafen“ im Depot nicht auszukommen, der wird einen Teil seines Vermögens in das glänzende Edelmetall investieren – ganz egal zu welchem Kurs und in welchem Jahr.