Die Hoffnung ruht auf China

Deutsche Konjunktur schwächelt.

(Bildquelle: Pressefoto Volkswagen)

Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes untermauern die schwache Entwicklung der deutschen Konjunktur im laufenden Winterhalbjahr.

So stieg der preisbereinigte Auftragseingang für das Verarbeitende Gewerbe im November nur aufgrund von Großaufträgen leicht um 0,3 Prozent – nach einem herben Einbruch mit 3,8 Prozent im Oktober. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 4,4 Prozent weniger Aufträge verbucht. Zwar stiegen die Exporte Deutschlands im November gegenüber Oktober um 3,7 Prozent, liegen damit aber mit 5 Prozent ebenfalls unter dem Niveau des Vorjahres.

Auch bei den anhaltend niedrigen Unternehmensstimmungsindizes ist keine Besserung der Auftragseingänge erkennbar, so dass eine Belebung der Industrienachfrage frühestens im Frühjahr zu erwarten ist. Dabei könnte der Wunsch nach einem verstärkten Lageraufbau – angesichts der derzeitigen Unterbrechung der Schiffspassage durch das Rote Meer und resultierender Befürchtungen von Lieferkettenunterbrechungen – kurzfristig zur Stabilisierung beitragen. Wichtiger wäre aber eine steigende Exportnachfrage.

Der wichtigste Exportabnehmer ist die US-Volkswirtschaft, die jedoch in den kommenden Monaten eine Abkühlung erfahren wird. Zwar fiel der Dezember-Arbeitsmarktbericht mit einem Anstieg der privaten Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft um 164.000 Stellen und einer stabil niedrigen Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent erneut überraschend robust aus. Der deutliche Absturz der Beschäftigungskomponente des ISM Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, mit dem tiefsten Stand seit August 2020, signalisierte jedoch eine künftig schwächere Entwicklung am US-Arbeitsmarkt und damit einen nachlassenden privaten Konsum.

Angesichts des Basisszenarios einer leichten US-Rezession, müsste eine steigende Exportnachfrage für die deutsche Industrie somit vonseiten Chinas, dem zweitwichtigsten Exportabnehmer erfolgen. Die in dieser Woche anstehende Veröffentlichung der Import- und Exportdaten für Dezember wird einen Eindruck über die wirtschaftliche Verfassung Chinas und dessen Erholung geben. Vor allem aber steht die mit -0,4 Prozent erneut negativ erwartete Inflationsrate für Dezember im Fokus.

Denn eine anhaltend schwache Preisniveausteigerung würde die Gefahr einer deflationären Spirale mit längerfristig nur moderaten Wachstumsraten untermauern. Aus Sicht der Regierung in Peking wäre das kaum wünschenswert, weshalb ein stärkerer fiskalischer Stimulus im Laufe des Jahres zu erwarten ist. Dieser könnte das chinesische Wachstum und damit auch die globale Exportnachfrage sowie die Absatzchancen der deutschen Industrie im Vergleich zu den bisherigen Erwartungen deutlich verbessern.

Ein Kommentar von Carsten Mumm

Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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