Der wichtige Portfolio-Stabilisator

Die „glorreichen Sieben“ beherrschen das Börsengeschehen weiterhin. Langfristig sollten Anleger auch andere Konzerne mit wichtigen Attributen wie Preissetzungsmacht und eine niedrige Verschuldung im Fokus haben. Ein Blick in die Börsenjahre 2000 bis 2002 zeigt auf, warum dies wichtig ist.

(Bildquelle: Adobestock_566276988)

Das Börsenjahr 2023 war das Jahr der KI-Aktien. Wir haben darüber zuhauf berichtet und auf markteinblicke.de finden Sie zum Thema Künstliche Intelligenz einen ausführlichen Basisbeitrag dazu. Die Euphorie zu diesem Thema ließ vor allem die US-Börsen haussieren – vor allem die „glorreichen Sieben“ der US-Tech-Industrie: Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, NVIDIA und Tesla. Zwischen 50 und 200 Prozent betrug deren Kursentwicklung im vergangenen Jahr.

Eine andere Aktien-Klasse, die traditionell bei langfristig orientierten Anlegern beliebt ist, kam bei solchen Performance-Zahlen nicht mit – dividendenstarke Aktien. Diese Papiere fielen demgegenüber deutlich ab, deren Referenzindex gewann weniger als zehn Prozent hinzu. Trend verpennt?

Eine Gemeinsamkeit mit den Jahren 2000 bis 2002

Nach Ansicht von Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management: Nein! Für ihn können sich Aktien mit hohen Dividendenrenditen in 2024 als wichtiger Stabilisator für das Portfolio erweisen. „Aktien mit Dividendenstabilität können in der Regel einem wirtschaftlichen Abschwung besser widerstehen als der breite Markt.“ Galler zieht hierfür einen Vergleich und verweist auf die Jahre 2000 bis 2002 – in der Rezession nach dem Platzen der Technologieblase.

2023 stand unter dem Eindruck der KI-Aktien an der Nasdaq. (Bildquelle: markteinblicke.de)

Die Gemeinsamkeit mit dem heutigen Umfeld liege nicht nur in den hohen Tech-Bewertungen, sondern auch an den niedrigen Ausschüttungsquoten der Unternehmen. Aktuell werden laut Galler global nur 39 Prozent der Gewinne ausgeschüttet, und damit 3 Prozentpunkte weniger als im 25-jährigen Durchschnitt.

„Das aktuelle Dividendenniveau bietet dadurch einen Puffer gegen einen Rückgang der Gewinne im Falle einer Rezession. Die Bewertungen liegen aktuell bei einem KGV von 14x, was ziemlich genau dem langjährigen Durchschnitt entspricht“, erklärt Tilmann Galler.

Qualitätsmerkmale von Dividendenaktien

Speziell mit Blick auf eine mögliche anstehende Zinswende spreche die Datenlage ebenfalls für Dividendenaktien, so der Marktexperte weiter. Gemäß einer Auswertung von J.P. Morgan Asset Management haben demnach Dividendenaktien nach den letzten vier Zinshöhepunkten im Durchschnitt jeweils hohe zukünftige 12-Monats-Renditen mit enger Streuung erzielt.

Bereits 2023 kamen die Qualitätsmerkmale von Dividendenaktien voll zur Geltung, wobei sich das globale Dividendenwachstum von plus sechs Prozent als deutlich widerstandsfähiger erwies als das globale Gewinnwachstum von minus zwei Prozent.

Stellt sich die an dieser Stelle für manch Anleger, der erfolgreich in Tech-Aktien investiert ist: Reicht eine hohe Dividendenrendite allein aus, um aus dem Schatten der Tech-Werte herauszutreten? „Für das kommende Jahr sollten die Unternehmen auch die nötige Qualität mitbringen, eine wirtschaftliche Schwächephase auszuhalten“, antwortet Galler und verweist auf die Preissetzungsmacht und eine niedrige Verschuldung, die wichtige Attribute seien, die im aktuellen Konjunkturumfeld Stabilität bieten.

Dividenden haben als Renditebaustein eine gewisse Kraft. (Foto: Unsplash+ In Zusammenarbeit mit Ave Calvar)

Dass die Dividende als Renditebaustein eine gewisse Kraft hat, ist weiterhin vielen Anlegern nicht bewusst. Ebenso, dass Dividenden unabhängig von Börsenschwankungen von den meisten Unternehmen ausgezahlt werden. Dividenden stellen also eine kontinuierliche Renditequelle dar.

Das bringt die neue Börsenwoche (KW05-2024)

Deutschland/ BIP Q4/ Dienstag: Die neuesten Konjunkturdaten dürften weiterhin eine Schwäche der deutschen Wirtschaft zeigen. Diese Wachstumsschwäche hält nun schon eine ganze Weile an. „In den vergangenen zehn Quartalen – 2½ Jahre – stieg das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Schnitt um 0,1 Prozent pro Quartal an“, schreibt die Deka.

Fed-Leitzinsentscheidung/ Mittwoch: Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung der im März ist in den vergangenen Wochen deutlich zurückgegangen, nachdem Marktteilnehmer zeitweise diese fast vollständig eingepreist hatten. In der kommenden Woche dürfte diese auf keinen Fall erfolgen. Trotzdem wird die Fed-Sitzung nicht langweilig. „Seit dem Zinsentscheid der Fed Mitte Dezember vergangenen Jahres stellt sich für 2024 nicht mehr die Frage, ob die Leitzinswende kommt, sondern wann und in welchem Tempo danach weiter gesenkt wird“, so die Deka.

Europa/ Verbraucherpreise Januar/ Donnerstag: Auch in Europa war die Inflation zuletzt rückläufig, sodass auch hierzulande über Zinssenkungen vonseiten der EZB spekuliert wird. Laut Deka dürfte die Inflation im Euroraum im Januar auf 2,6 Prozent zurückgegangen sein. Für die Kerninflationsrate wird vonseiten der Deka mit einer Verringerung auf 3,2 Prozent gerechnet.

Alle anderen Daten der Woche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

Das marktEINBLICKE-Fazit

In der kommenden Woche wird mit Microsoft eines unserer Baustein-Aktien-Unternehmen Zahlen präsentieren. Zusammen mit Nvidia ist das Unternehmen hauptsächlich verantwortlich für den Anstieg des breiten S&P 500-Index in diesem Jahr. Der Konzern führt mittlerweile die Rangliste der nach Marktkapitalisierung wertvollsten Unternehmen an – zusammen mit Apple.

Wir sind wie die meisten Anleger sehr gespannt auf die Zahlen und den Ausblick. Aktuell herrscht hier aber wohl eine (zu) hohe Erwartung. Sollten die Schätzungen nicht erfüllt werden, kommt es wie immer zum alten Spiel an der Börse: Kurzfristig agierende Anleger verkaufen die Aktie – Baustein-Aktien-Anleger wiederum könnten niedriger Kurse zum (Zu)Kauf nutzen. Denn Sie wissen:

An der Börse macht bekanntlich auch die gute Mischung den Renditeerfolg aus. Nur Dividendentitel sind albern, nur Techis im Depot wiederum zu gefährlich. Dieses Jahr könnte gerade der wichtige Mix viel Erfolg mit sich bringen.

„Bei einem längerfristigen Anlagehorizont sind die im historischen Vergleich günstigen Bewertungen von Aktien mit hoher Dividendenrendite ist ein starkes Argument dafür das Dividendenaktien aus dem Schatten der glorreichen Sieben heraustreten können“, sagt Galler.

Die Künstliche Intelligenz werde die Wirtschaft revolutionieren und gewaltige neue Absatzmärkte für Technologieunternehmen schaffen. „Doch der Filmklassiker und Namensgeber mahnt auch zur Vorsicht – nur drei der glorreichen Sieben haben den Showdown im Film überlebt“, so Galler …

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Herausgeber

Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt