Manche Möbel erzählen Geschichten – sie altern mit Würde, gewinnen an Charakter und werden mit den Jahren nicht nur schöner, sondern auch wertvoller. Die Rede ist von echten Designklassikern: zeitlose Begleiter, die nicht nur ein Zuhause bereichern, sondern auch eine lohnende Investition darstellen.
Sie sind mehr als nur Möbelstücke – sie sind Kunstwerke, Erinnerungen und Wertanlagen zugleich. Und wenn der Moment kommt, sich von ihnen zu trennen, sei es durch einen Umzug oder eine Veränderung im Leben, geschieht das oft mit einem glücklichen Plus.
Doch nicht jedes Möbelstück besitzt dieses besondere Erbe. Nur ausgewählte Designklassiker haben das Potenzial, über Jahrzehnte hinweg ihren Wert zu steigern und zur sicheren Anlage zu werden.
Das zeichnet einen Designklassiker aus
Die wertvollsten Möbelstücke sind mehr als nur Gebrauchsgegenstände – sie sind Kunstwerke, Zeitzeugen und Meisterwerke des Designs. Besonders jene, die mit einem künstlerischen Ansatz entworfen wurden oder den Geist ihrer Epoche einfangen, haben das Potenzial, zu wahren Schätzen zu reifen. Ihr einzigartiges Design und ihre bahnbrechende Innovation machen sie unvergesslich – sie stechen aus der Masse hervor und hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Doch wahre Designklassiker zeichnen sich nicht nur durch ihre Optik aus. Sie bestehen aus erlesenen, langlebigen Materialien, oft in aufwendiger Handarbeit gefertigt, und verkörpern zeitlose Eleganz.
Mit den Jahren gewinnen sie an Charakter, ihre Oberfläche erzählt Geschichten, und eine sanfte Patina verleiht ihnen noch mehr Tiefe und Schönheit. Diese Möbel altern nicht – sie reifen. Und genau das macht sie zu einer lohnenden Wertanlage, die mit der Zeit immer begehrter wird.
Vom Bauhaus bis in die Neuzeit
Insbesondere die Designklassiker aus der Bauhauszeit und den 1990er-Jahren sind heute begehrte Sammlerstücke. Dazu zählen Sitzmöbel, Tische und Leuchten, die bis heute als einzigartig gelten und teilweise noch in Lizenz produziert werden.
Die Bauhaus-Ära war geprägt von neuen Materialien und innovativen Verarbeitungstechniken. Hinzu kam das zeitlose, klare Design, das maßgeblich zum Erfolg dieser Möbel beitrug. Namen wie Mies van der Rohe, Le Corbusier, Marcel Breuer sowie Charles und Ray Eames stehen für die „Neue Sachlichkeit“ und zählen zu den bedeutendsten Designern des 20. Jahrhunderts.
Doch auch abseits des Bauhaus-Stils gibt es ikonische Designklassiker. Das skandinavische Kunsthandwerk brachte ebenfalls Meisterwerke hervor, etwa den begehrten Egg-Sessel von Arne Jacobsen. Ein Beispiel für herausragendes zeitgenössisches Design sind der Bell Coffee Table von Sebastian Herkner und der Chair One von Konstantin Grcic – Möbelstücke, die auf dem besten Weg zur Wertanlage sind.
Das muss beim Kauf von Designklassikern beachtet werden
Ein Designklassiker ist mehr als nur ein Möbelstück – er ist ein Statement, ein Stück Geschichte, das Stilbewusstsein und Wertschätzung für zeitloses Design ausdrückt. Wer sich einen solchen Schatz nach Hause holen möchte, hat die Wahl: neu oder gebraucht.
Viele legendäre Entwürfe werden bis heute produziert – einige sogar mit genau derselben Sorgfalt und Handwerkskunst wie damals. Doch Vorsicht: Der Markt ist voller Nachbildungen, die zwar verlockend günstig erscheinen, aber niemals die Seele und Qualität eines Originals besitzen. Ein echtes Designstück erkennt man oft an einem Echtheitszertifikat und einer Seriennummer, die seine Herkunft bestätigen.

Namhafte Hersteller wie &Tradition, Cassina, Vitra, Knoll International, ClassiCon, Thonet und Fritz Hansen stehen für herausragende Handwerkskunst und ikonische Entwürfe. Ihre Meisterwerke finden sich in exklusiven Einrichtungshäusern oder Online-Shops wie Markanto, AmbienteDirect, Smow, Cairo, Connox oder Design-Bestseller.
Besonders spannend wird es für Sammler und Liebhaber von Designgeschichte: Echte Vintage-Designklassiker, die nicht mehr produziert werden, sind nicht nur wunderschöne Zeitzeugen, sondern auch eine lohnende Wertanlage.
Bei renommierten Kunst- und Design-Auktionen – online wie offline – erzielen seltene Stücke oft atemberaubende Preise. Manche Klassiker wechseln für bis zu 200.000 Euro den Besitzer – und wenn es sich um außergewöhnliche Unikate handelt, kann es noch weit höher gehen. Ein legendäres Beispiel: Der Drachensessel von Eileen Gray aus dem Jahr 1918 wurde für unglaubliche 21,9 Millionen Euro versteigert.
Ein Designklassiker ist also weit mehr als ein Möbelstück – er erzählt eine Geschichte, verleiht Räumen Charakter und kann über Generationen hinweg begeistern. Wer sich für ein Original entscheidet, investiert nicht nur in Ästhetik, sondern auch in Qualität, Beständigkeit und ein Stück Designgeschichte. Die folgenden Designklassiker sind eine gute Wertanlage.
Der Barcelona Chair von Mies van der Rohe
Der Barcelona Chair wurde 1929 von Ludwig Mies van der Rohe, einem der bedeutendsten Architekten der Moderne, für den deutschen Pavillon der Weltausstellung in Barcelona entworfen. Bei der Eröffnungsfeier sollte das spanische Königspaar auf dem Sessel Platz nehmen.
Der Designklassiker zeichnet sich durch eine Polsterung aus 40 rechteckigen Lederstücken aus, die aus einer einzigen Lederhaut geschnitten und von Hand rahmengenäht werden. Charakteristisch sind die markanten Kedernähte sowie die 24 Lederknöpfe auf dem mit Schaumstoff gefüllten Bezug. Die Rindkernlederriemen werden passend zur Farbe des Sitzbezugs eingefärbt und am Gestell verspannt.
Der Rahmen besteht aus hochglänzend verchromtem Edelstahl und wird aus einem einzigen Stück gefertigt. Ergänzt wird der Sessel durch einen passenden Fußhocker.
Der Barcelona Chair wird von Knoll International als lizenzierte Reproduktion hergestellt und über den autorisierten Fachhandel vertrieben. Jedes Original trägt eine Seriennummer sowie eine Gravur auf der Unterseite. Der Sessel ist in verschiedenen Farben erhältlich, die Preise beginnen bei etwa 7.000 Euro.

Freischwinger S32 und S64 von Marcel Breuer
Der Designer und Architekt Marcel Breuer entwarf im Jahr 1928 seinen Stahlrohr-Klassiker S32 und S64 (mit Armlehnen). Seit 1930 wird der Stuhl von Thonet produziert. Er besteht aus verchromtem und gebogenem Stahlrohr, Holz und einer Sitzfläche aus Rohrgeflecht. Beliebt wurde der Freischwinger durch die reizvolle Verbindung des Neuen mit dem Bewährten:
Bugholzmöbel mit charakteristischem Wiener Geflecht in Kontrast zum revolutionären Einsatz von Stahlrohr. Marcel Breuer war einer der ersten Designer, der Möbel aus Stahlrohren fertigte, weshalb die Konstruktion dieses Stuhls ohne Hinterbeine eine Revolution war. Der Freischwinger schwingt bei jeder Bewegung leicht mit und die Sitzfläche mit vertiefter und abgerundeter Vorderkante sorgt für ein ergonomisches Sitzen. Durch sein reduziertes Design mit dem luftigen Geflecht passt der Freischwinger in die unterschiedlichsten Umgebungen. Einen Thonet S32 bekommt man ab 780 Euro.

Der Adjustabe Table E1027 von Eileen Gray
Der Adjustable Table E1027 ist weit mehr als nur ein Möbelstück – er ist eine Ikone der Moderne, ein Symbol für zeitloses Design und geniale Funktionalität. Kein Wunder, dass er zu den meistkopierten Designmöbeln der Welt gehört.
Seine Schöpferin, Eileen Gray, entwarf ihn im Jahr 1927 – eine visionäre Frau aus einer irisch-schottischen Adelsfamilie, die sich in der von Männern dominierten Designwelt ihren Platz erkämpfte. Ihr Name wird heute in einem Atemzug mit Legenden wie Le Corbusier, Mies van der Rohe und Marcel Breuer genannt. Noch zu Lebzeiten wurde sie als Royal Designer of Industry ausgezeichnet – eine Ehre, die nur wenigen zuteilwird.
Doch der Adjustable Table E1027 ist nicht nur ein Designklassiker – er erzählt eine Geschichte. Seinen Namen verdankt er dem Haus E 1027 „Maison en bord de mer“, das Eileen Gray für sich und ihren Partner Jean Badovici entwarf. In diesem kryptischen Codenamen steckt eine tiefe Verbundenheit: E für Eileen, 10 für Jean (J ist der 10. Buchstabe des Alphabets), 2 für B(adovici) und 7 für G(ray).
Das Design des Adjustable Table ist so schlicht wie genial: höhenverstellbar, vielseitig, kompromisslos funktional. Gefertigt aus glänzend verchromtem Stahlrohr und einer eleganten Tischplatte aus massivem Kristallglas, folgt er dem Prinzip der absoluten Reduktion – keine überflüssigen Details, kein unnötiger Schnörkel, nur pure Perfektion.
Heute wird der Adjustable Table von der Münchner Manufaktur ClassiCon produziert – als einziger weltweit lizenzierter Hersteller in enger Abstimmung mit Aram Designs Ltd., London. Wer das Original besitzen will, erkennt es an der individuellen Seriennummer – ein Echtheitszertifikat für einen Designklassiker, der seit Jahrzehnten Designliebhaber und Sammler begeistert. Sein Preis? Etwa 780 Euro – eine Investition in ein Stück Designgeschichte, das nie an Wert verliert.
Der Bibendum Armchair von Eileen Gray
Der Bibendum Armchair stammt ebenfalls von der Designerin Eileen Gray, und zwar aus dem Jahr 1926. Inspiriert für das Design wurde sie von dem Aussehen des Michelin-Reifenmännchens. Trotz der voluminösen Form überzeugt das Möbel mit seiner repräsentativen Form und fügt sich harmonisch in den Wohnraum ein.
Das Gestell des Sessels ist aus pulverbeschichtetem oder verchromtem Stahlrohr, der Buchenrahmen ist mit Gummigurten versehen und die Polsterung besteht aus Polyurethan mit Polyesterwatte. Bezogen ist der Sessel wahlweise mit Stoff oder Leder. Der Bibendum Armchair wird von ClassiCon produziert und kostet ca. 6.200 Euro.

Die LC4 Liege von Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand
Zu den absoluten Designklassikern zählt die LC4-Liege von Cassina – eine lizenzierte Reproduktion des Bauhaus-Klassikers, den Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand 1928 für den Pariser Herbstsalon entwarfen.

Die Chaiselongue besteht aus einem schwarz lackierten Stahluntergestell, einem stufenlos verstellbaren, hochglanzpolierten Rahmen und einer ergonomisch geformten Liegefläche. Sie ist in verschiedenen Varianten erhältlich: mit schwarzem Leder, mit schwarz-weiß geflecktem oder einfarbig schwarzem Kuhfell. Der Stahlrahmen ist wahlweise schwarz lackiert oder verchromt, die Nackenrolle mit Leder bezogen.
Die Inspiration für die Liege hatte Charlotte Perriand, als sie an einen müden Soldaten dachte, der „sich auf den Rücken legt, die Füße hoch an einen Baum lehnt und den Rucksack unter den Kopf legt“.
Seit 1965 wird die LC4 von Cassina produziert. Mit den Jahren entwickelt sie eine individuelle Patina und gewinnt an Charme – ein Designobjekt mit Wertsteigerungspotenzial. Ein Original ist ab etwa 4.500 Euro erhältlich.
Der Bell Coffee Table von Sebastian Herkner
Der Bell Coffee Table zählt zu den Designklassikern der Neuzeit. Entworfen wurde er 2012 von Sebastian Herkner. Der studierte deutsche Produktgestalter gründete 2006 sein eigenes Studio für Objekte, Innenarchitektur und Ausstellungsgestaltung. Sein Fokus liegt darauf, Designs zu schaffen, die verschiedene Kulturen miteinander verbinden.
Nach seinem ersten international anerkannten Entwurf, dem Bell Table, gehört er heute zu den bedeutendsten Designern seiner Generation und wurde bereits mit zahlreichen renommierten Auszeichnungen geehrt.
Der Bell Coffee Table vereint zwei kontrastierende Materialien: Glas und Metall. Der farbige Glasfuß wird nach traditioneller Handwerkskunst mundgeblasen. Dabei entstehen bewusst kleine Bläschen und Unebenheiten, die dem Tisch seinen individuellen Charakter verleihen. In Kombination mit einer Tischplatte aus Kristallglas trägt der Glasfuß das aufliegende Messing oder den Stahl und verleiht dem massiven Metall eine fast schwebende Leichtigkeit. Die Form erinnert an den eleganten Schwung einer Glocke.
Der vollständig in Deutschland von ClassiCon in Handarbeit gefertigte Bell Coffee Table ist in verschiedenen Farben erhältlich und wurde mit dem Red Dot Design Award ausgezeichnet. Je nach Größe und Form ist der Designklassiker ab etwa 2.000 Euro erhältlich.

Der Lounge Chair von Charles & Ray Eames
Die US-amerikanischen Designer Charles und Ray Eames entwarfen 1956 den Lounge Chair & Ottoman. Der Stuhl entstand im Rahmen ihrer Studie zur dreidimensionalen Verformung von Sperrholz, mit dem Ziel, eine Technik zur Herstellung preiswerter Stühle für jedermann zu entwickeln.
Der Lounge Chair, der in Zusammenarbeit mit dem Möbelhersteller Herman Miller entstand, kombiniert höchsten Komfort mit elegantem Design. Sein Look erinnert an klassische englische Clubsessel. Das erste Exemplar schenkte das Designerpaar dem Hollywood-Regisseur Billy Wilder, damit er es während der Drehpausen am Filmset nutzen konnte.
Die Original-Möbelikone wird in den USA von Herman Miller produziert. Für den europäischen und den nahöstlichen Markt besitzt Vitra die Lizenz zur Herstellung.

Der Bauhaus-Sessel mit passendem Fußhocker besteht aus drei gebogenen Schichtholzschalen, die in Santos-Palisanderfurniert sind. Weitere Ausführungen sind in Esche, Kirsche und Nussbaum erhältlich. Die Holzschalen sind auf drehbaren Metallfüßen aus Aluminiumguss montiert, während die weich gepolsterten Sitzflächen mit hochwertigem Leder bezogen sind.
Da die Menschen seit der Entwicklung des Sessels im Durchschnitt größer geworden sind, wird er heute auch mit einer höheren Rückenlehne angeboten – 89 statt 84 cm. Am beliebtesten ist die Variante in Palisander mit schwarzem Leder.
Das Original lässt sich an einer Plakette auf der Unterseite des Sitzes erkennen: „Lounge Chair & Ottoman. Design: Charles & Ray Eames, 1956. The authorized Original. Vitra.“ Zusätzlich sind die Holzschalen des Originals 8 Millimeter dick, und sowohl Sitz- als auch Rückenkissen sind abnehmbar.
Kurz nachgefragt bei Sven Vorderstrase

Sven Vorderstrase ist Geschäftsführer von Markanto Designklassiker in Köln, dem Portal für Designklassiker. (Das Interview stammt aus dem mE-Archiv und wurde im Jahr 2021 geführt)
Welche 5 Designklassiker eignen sich am besten als Wertanlage?
Zuerst ist hier der Eames Lounge Chair von Vitra zu nennen, der zwar aktuell in der Premium-Ausführung in Santos Palisander inklusive Ottoman über 10.000 Euro kostet. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass sich diese Investition rechnet. Denn alte Eames Lounge Chairs sind auch im gebrauchten Zustand immer noch eine Wertanlage – je nach Zustand, Alter und Ausführung werden dafür in internationalen Designauktionen bis zu 15.000 Euro aufgerufen.
Wer exemplarisch vor 30 Jahren einen Eames Lounge Chair von Vitra erwarb, kann sich heute freuen. Denn 1993 kostete der Klassiker inklusive des dazugehörigen Ottomans in der damals teuersten Ausführung ungefähr 7.000 DM. Wer den Sessel 30 Jahre genutzt hat und ihn nun wieder verkaufen möchte, erhält in den meisten Fällen nicht nur den Kaufpreis zurück – sondern macht sogar noch Gewinn.
Grundsätzlich sollte man Designklassiker aber nicht primär als Wertanlage erwerben, sondern mit den besonderen Objekten leben und diese genießen. Sollte sich dann im Laufe der Zeit ein Wertzuwachs ergeben – um so schöner.
Weitere sehr wertbeständige Designklassiker mit Potential sind nach meiner Meinung nach der PK22 Sessel von Poul Kjærholm (Fritz Hansen), der Chieftain Chair von Finn Juhl (House of Finn Juhl), alle Möbel von Fabricius & Kastholm (Carl Hansen und Lange Production), Leuchten von Serge Mouille (Editions Serge Mouille) oder die Papierleuchten des Künstlers Isamu Noguchi (Vitra).
Wie unterscheiden sich Originale und Fälschungen?
Die meisten Designklassiker sind im deutschsprachigen Raum als Werke der Angewandten Kunst bis 70 Jahre nach Tod des Künstlers bzw. Designers gesetzlich geschützt. Dies ist leider in anderen Ländern wie China nicht so, wo die meisten der „nichtlizensierten Reproduktionen” dann als Billigmöbel hergestellt werden und vor allem über das Internet aus dem Ausland nach Deutschland verkauft werden.
Im Gegensatz zu den Originalen der rechtmäßig lizensierten Hersteller sind diese natürlich nicht gekennzeichnet, die Qualität lässt meist zu wünschen übrig und weicht vom Original ab. Meist erkennt man solche Internetshops direkt am Preis, wenn ein Eames Lounge Chair nur 900 Euro kostet, kann man davon ausgehen, dass es eine Fälschung ist. Zusätzlich sollte der Käufer immer einen Blick auf das Impressum werfen, wenn der Verkäufer seinen Sitz z. B. in Hongkong hat, ist Vorsicht geboten. Fälschungen werden auch vom deutschen Zoll verfolgt, uns sind viele Fälle bekannt.

Entsprechen die Möbel von heute immer noch genau den Entwürfen von damals?
Optisch entsprechen die heutigen Produktionen sicherlich den damaligen Entwürfen. Aber häufig wurden im Laufe der Zeit technische Details geändert oder verbessert. Exemplarisch der berühmte „Fauteuil Grand Confort” von Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand aus dem Jahr 1929, auch bekannt als LC2 Sessel und heute bei Cassina in Produktion.
Die ersten Clubsessel wurden damals von Thonet in Frankreich hergestellt, das Stahlrohrgestell war vernickelt und die Füllung aus Rosshaar. In den 1930er Jahren wurden nur wenige Fauteuil Grand Confort produziert, für die Sammler heute Höchstpreise von teilweise über 100.000 Euro zahlen. Wichtig ist dabei immer die Provenienz des Objektes und dass sich der Sessel möglichst im Originalzustand befindet.
Ab den 1960er Jahren begann Cassina in Italien mit der Herstellung des Klassikers, wozu Le Corbusier noch zu seinen Lebzeiten eine neue Füllung aus Synthetik entwickelte. Hintergrund war, dass die frühere Rosshaarfüllung schnell die Form verlor und der Sessel nicht so kubisch wie von Le Corbusier ursprünglich gewünscht wirkte. Cassina bietet heute daher die LC Kollektion wahlweise mit der Synthetikfüllung oder mit einer Daunenfüllung an; das Gestell ist nun verchromt, was um 1930 technisch kaum möglich war.

Kann man voraussagen, welche Möbel einmal ein Designklassiker werden?
Unter einem Designklassiker verstehen wir Objekte, welche Pioniere ihrer Zeit sind, sei es in der Formgebung, in der Verarbeitung, im Material oder im Herstellungsprozess. Nach meiner Erfahrung muss mindestens ein Jahrzehnt vergangen sein, um einen Entwurf als Designklassiker bezeichnen zu können. Exemplarisch der Bell Table von Sebastian Herkner für ClassiCon, dieser sehr erfolgreiche Entwurf aus dem Jahr 2012 war mit seinem Glasfuß formal eine neue Lösung zum Thema Tisch.

Wie kommen Sie an die Vintage-Möbel, die Sie bei Markanto verkaufen?
Bereits seit 1999 verkaufen wir online Vintage-Objekte, damit erzielen wir ca. 10% unseres Umsatzes. Zielgruppe sind Sammler und Museen – hier durften wir in den fast 25 Jahren bereits fast alle namhaften Designmuseen weltweit beliefern. Die angebotenen Objekte stammen von Sammlungsauflösungen, Design- und Kunstauktionen und dem Designhandel, mit dem wir eng zusammenarbeiten. Ganz selten sind auch Objekte dabei, die wir von Endverbrauchern erworben haben.
Welches Produkt ist der absolute Top-Seller bei Ihnen?
Aktuell erfreuen sich die Drahtgittermöbel des amerikanischen Designers Warren Platner aus den 1960er Jahren wieder sehr großer Beliebtheit. Hergestellt von Knoll International, zeichnet sich diese Serie durch eine sehr aufwendige Herstellung aus: die Rundstahlstangen werden einzeln angeschweißt und bilden eine einzigartige Silhouette, die beim Anblick einen erwünschten Moiré-Effekt erzeugt.
Ein weiteres aktuell sehr gefragtes Möbel ist der Wandspiegel Ultrafragola von Ettore Sottsass aus dem Jahr 1970, der sich durch einen Hype bei Instagram einer sehr hohen Nachfrage erfreut. Der beleuchtete Spiegel, hergestellt in Italien von Poltronova, ist sehr gefragt als Fotomotiv für Influencer*innen. Eine weitere sehr erfolgreiche Produktserie sind die vielen Panthella-Leuchten von Verner Panton. Hergestellt von Louis Poulsen, ist diese Serie heute als Tischleuchte in vier verschiedenen Größen lieferbar, darunter als mobile LED-Version für die Terrasse oder den Gartentisch.