Es sind mal wieder die USA, mit ihren Unternehmen und Wirtschaft, die die Börsen rund um den Globus in Bewegung halten, während bei uns in Deutschland Tristesse herrscht. Hierzulande dominieren Nachrichten von DAX-Unternehmen wie: „Bayer forciert Stellenabbau“, oder „Geschäfte laufen schlechter – Mercedes Benz beerdigt seine Electric-only-Strategie vorerst“.
Die Vereinigten Staaten zeigen uns dagegen gerade mal wieder, warum sie die wichtigste Volkswirtschaft der Welt ist. Während Deutschland Mühe haben wird, sich aus der Rezession zu befreien, dürfte „einmal mehr die USA 2024 ein höheres Wachstum als die anderen Industrienationen verzeichnen“, bringt es Michaël Lok von UBP Asset Management auf den Punkt. Dem aktuellen UBP-Marktbericht zufolge dürfte die US-Wirtschaft dieses Jahr um 2,2 Prozentwachsen – wohl auch dank guter US-Technologie-Unternehmen.
Einen Hype um Bilanzen gab es schon öfters
Die vergangene Woche hat genau ein solches Tech-Unternehmen die Börsen voll im Griff gehabt. Bei uns in der Redaktion kamen da Erinnerungen auf: Als Apple vor einem Jahrzehnt ein neues iPhone veröffentlichte oder Bilanz zog, war der Hype an der Börse ebenso groß wie diese Woche um die Quartalszahlen von Nvidia.
In den Tagen zuvor hatten sich viele Marktteilnehmer die Frage gestellt, ob die Euphorie rund um die generative Künstliche Intelligenz sowie Nvidia nicht ein wenig zu weit gelaufen war. Gerade hatte der Spezialist für Grafikprozessoren Amazon und die Google-Muttergesellschaft Alphabet bei der Marktkapitalisierung überholt und war zum drittwertvollsten Unternehmen der Welt aufgestiegen – hinter Apple und Microsoft.
Der Erfolg gibt einem bekanntlich Recht: Die Nvidia-Ergebnisse zum vierten Quartal (Ende Januar) des Geschäftsjahres 2023/24, die Prognose zum gerade gestarteten Fiskaljahr 2024/25 sowie die Aussagen des Konzernchefs und Unternehmensgründers Jensen Huang haben gezeigt, dass mit Blick auf die Nachfrage nach KI-Chips selbst jetzt – nach dieser Bilanz-Steigerung – noch Luft nach oben besteht. Denn:
Nvidia hat sich als wichtigster Akteur im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) erwiesen, was auch vom Markt erkannt wird. Mehr noch: Nvidia dominiert den Markt für GPU-Halbleiterchips. Die Skepsis einiger Marktteilnehmer, dass das Thema KI eine Blase ist, erscheint uns nicht gegeben. Wir erinnern an dieser Stelle an Themen wie eCommerce oder Streaming, bei denen eine ähnliche Skepsis am Anfang bestand. Amazon, einer der Player in diesen beiden Bereichen, ist jüngst in den Old-Economy-Index Dow Jones aufgenommen worden …
Das bringt die neue Börsenwoche (KW09-2024)
Mittwoch / Eurozone / Economic Sentiment: Die Stimmungserholung in Euroland ist unterwegs, allerdings nur langsam und nicht überall. Wie Deka erläutert, verschleiert das Economic Sentiment der EU-Kommission (Februar) die unterschiedliche Lage: während die Stimmung in Spanien und Italien wieder überdurchschnittlich ist, ist Frankreich leicht abgeschlagen und Deutschland trägt mit klarem Abstand die rote Laterne.
Donnerstag / USA / Deflator für die privaten Konsumausgaben: Nach dem Schock der US-Verbraucherpreise für Januar steht nun der Deflator für die privaten Konsumausgaben zur Veröffentlichung an. Nachdem die Verbraucherpreise im Bereich der Dienstleistungen ohne Mieten einen Preisanstieg von 0,8 Prozent überaus stark und breitbasiert zeigten, geht Deka von aus, dass auch der Deflator in der oben genannten Abgrenzung sehr kräftig gegenüber dem Vormonat ansteigen wird.
Freitag / Eurozone / Verbraucherpreise: Die Inflation im Euroraum dürfte im Februar auf 2,5 Prozent nachgelassen haben, erwartet Deka. Für die Kerninflationsrate rechnet Deka mit einem Rückgang auf 2,9 Prozent. Die Diskrepanz zwischen der rückläufigen Teuerung bei Industriegütern ohne Energie und der persistenten Inflation im Dienstleistungssektor sollte dabei noch weiter zunehmen.
Alle anderen Daten der Woche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Das geopolitische Umfeld sowie die konjunkturelle Lage hierzulande und in Europa hat sich nicht verändert. Das R-Wort hat auf dem alten Kontinent weiter Bestand. Dennoch gibt es keinen Grund, sich von der Börsen-Party (frühzeitig) zu verabschieden. Damit sind wir als langfristig agierende Anleger (fast schon zwangsläufig) bei der alten Börsenregel: „Gewinn laufen lassen, Verluste begrenzen“.
In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),
Ihre marktEINBLICKE-Herausgeber
Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt