Im Fokus: Deutsche Bank – sehen so wirklich gute Zahlen aus?

Seit dem heutigen Dienstag sind auch wir Deutsche ganz groß im Geschäft. Im Geschäft der Quartalszahlen. Die Berichtssaison hat nämlich nun auch bei uns in Deutschland Fahrt aufgenommen.

Eines der ersten Highlights waren die Ergebnisse der Deutschen Bank. Zusammengefasst kann man sagen: Die jüngsten “Verwerfungen an den Kapitalmärkten” wie es in den Medien immer so schön heißt, gingen auch am Branchenprimus nicht vorüber. Das wiederum war aber schon vor der Veröffentlichung klar. Der Nettogewinn schrumpfte im Vergleich zum ersten Vierteljahr auf 1,2 Mrd. Euro. Und was passiert am Markt? Nun der liebe CEO Ackermann braucht sich nur optimistisch zu zeigen, und schon steigen die Anleger darauf ein. Aktuell gewinnt die Aktie fast 3% hinzu.

Mal kurz zu den Fakten: Vor Steuern lag der Quartalsgewinn bei 1,5 Mrd €, was verglichen mit dem Wert des Vorjahresquartals von 1,3 Mrd € ein Plus von 16% bedeutet. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern (basierend auf dem durchschnittlichen Active Equity) lag bei 15%. Nach Zielgrößendefinition, die wesentliche Gewinne und Kosten nicht berücksichtigt, betrug sie 13%.

Im ersten Halbjahr 2010 erzielte die Bank einen Gewinn nach Steuern von 2,9 Mrd €, nach 2,3 Mrd € in den ersten sechs Monaten 2009. Der Gewinn vor Steuern summierte sich im ersten Halbjahr auf 4,3 Mrd €, nach 3,1 Mrd € im entsprechenden Zeitraum 2009. Das Ergebnis je Aktie (verwässert) betrug 4,35 €, verglichen mit 3,53 € in den ersten sechs Monaten 2009. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern (basierend auf dem durchschnittlichen Active Equity) betrug 22% nach 19% im Vorjahreszeitraum. Nach Zielgrößendefinition lag die Eigenkapitalrendite vor Steuern (basierend auf dem durchschnittlichen Active Equity) bei 21% im Vergleich zu 20% im ersten Halbjahr 2009. Josef Ackermann fügte den Zahlen noch den entscheidenden Satz hinzu, der für alle (künftigen) Aktionäre wichtig zu sein scheint: "Die Weltwirtschaft dürfte sich weiter beleben, und an den Finanzmärkten nehmen die regulatorischen Reformen allmählich Gestalt an. Dies hält sowohl neue Herausforderungen als auch neue Chancen bereit. Die Deutsche Bank sieht sich gut positioniert, um weiter nachhaltigen Wert für ihre Aktionäre zu schaffen."

Das klingt schön, aber man sollte eines dabei auch im Hinterkopf haben. Nämlich die Tatsache, dass gerade im wichtigen Bereich Investmentbanking die Erträge auf 3,6 Mrd. Euro zurückgingen. Zum Vergleich: Im Vorquartal waren hier noch knapp 6 Mrd. Euro angefallen. Der Vorsteuergewinn der Sparte ging ebenfalls deutlich von 2,6 Mrd. auf 779 Mio. Euro zurück.

Viel interessanter fand ich auch noch die (kurzen) Aussagen zum Banken-Stresstest: Nachdem sich die Deutsche Bank als einer der ganz wenigen Institute geweigert hatte, das persönliche Engagement im Bereich der Staatsanleihen von Ländern der Euro-Zone preisgeben zu wollen, kam es heute zu einer kurzen Info: Das Engagement in der Peripherie der Euro-Zone sei vergleichsweise klein, der größte Wert entfalle auf Italien mit netto 8,1 Mrd. Euro. In Spanien und Griechenland sind es jeweils rund 1 Mrd. Euro. Na dann – ist ja alles in Ordnung…

Ich bin nur gespannt, wie man argumentiert, wenn genau diese Engagements in den nächsten Monaten doch mehr Probleme bereiten, als man es aktuell sich ausmalt. Dann kann Josef Ackermann einmal mehr wieder in seinem smarten Switzerdütsch vor der internationalen Presse etwas von “Wi häääv a creisis…” erzählen…