Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland erlebten im vergangenen Jahr einen beispiellosen Rückgang. Laut dem Statistischen Bundesamt fielen sie im Vergleich zu 2022 um durchschnittlich 8,4 Prozent, was den stärksten Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000 darstellt und zugleich der erste seit 2007 ist. „Von 2008 bis 2022 waren die Wohnimmobilienpreise im Jahresdurchschnitt kontinuierlich gestiegen“, erklärte das Bundesamt.

Trotz dieses drastischen Rückgangs sehen Ökonomen keinen Grund zur Panik. „Wir erleben eher eine Korrektur als eine geplatzte Blase“, sagt ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. „Hohe Baukosten und eine geringere Erschwinglichkeit machen einen starken Aufschwung des gesamten Marktes unwahrscheinlich.“ Die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation haben Baukredite deutlich verteuert, während die Reallöhne aufgrund der Inflation von 2023 nur um 0,1 Prozent gestiegen sind und die Verluste der Vorjahre nicht ausgleichen konnten.
Laut LBBW-Ökonom Martin Güth ist der Rückgang der Immobilienpreise nicht auf ein Überangebot zurückzuführen, sondern allein auf die verschlechterte Erschwinglichkeit. Auch für das Jahr 2024 wird erwartet, dass die Preise trotz erwarteter EZB-Zinssenkungen von ihrem hohen Niveau aus noch etwas sinken werden. „Der allergrößte Teil des Rückgangs liegt jedoch hinter uns“, betonte Güth.
Eine Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter 14 Immobilienanalysten ergab, dass die Immobilienpreise voraussichtlich um durchschnittlich 1,7 Prozent fallen werden. Erst für das Jahr 2025 wird ein Anstieg von 3,0 Prozent erwartet. „Generell erwarten wir eine längere Phase der Bodenbildung“, fügte ING-Chefvolkswirt Brzeski hinzu.
Zuletzt verlangsamte sich der Rückgang bereits: Im vierten Quartal fielen die Preise nur noch um 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, nach einem Rückgang von minus 10,1 Prozent im dritten Vierteljahr und minus 9,6 Prozent im zweiten Quartal. „Der allergrößte Teil des Rückgangs liegt jedoch hinter uns“, sagte Güth.
Preisverfall betrifft sowohl städtische als auch ländliche Regionen
Der Immobilien-Preisverfall betrifft sowohl Metropolen als auch ländliche Regionen. In den Top-7-Metropolen (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt/Main, Stuttgart und Düsseldorf) fielen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser von Oktober bis Dezember um 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Für Eigentumswohnungen sanken die Preise um 5,8 Prozent.

In dünn besiedelten ländlichen Kreisen waren Ein- und Zweifamilienhäuser um 6,9 Prozent günstiger zu haben, während Wohnungen um 2,8 Prozent günstiger wurden. In städtischen Kreisen war der Rückgang für Ein- und Zweifamilienhäuser mit 11,0 Prozent besonders stark ausgeprägt, während für Eigentumswohnungen in diesem Bereich ein Rückgang von 7,1 Prozent verzeichnet wurde.