Eine weitere Rekordwoche an den Börsen liegt hinter uns. In Europa können sich die Anleger dank der Osterpause vier Tage neu sortieren. An der Wall Street geht es gleich am Montag wieder los. Der DAX in Frankfurt blickt derweil auf eine knapp 2.000 Punkte starke Jahresrallye – von 16.330 auf 18.400 Punkte und erzielte damit ein beeindruckendes Plus von 12 Prozent.
Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland AG, sieht den Index in einer unverändert steilen Aufwärtsbewegung. „Die Stabilität dieses Trends zeigt sich darin, dass der Index oberhalb der Marke von 17.800-17.900 Punkten verbleibt. Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt der Markt zunehmend überhitzt, aber weiterhin intakt.“
Europa vs. USA
Ein besonderes Augenmerkt wirft Winkler auf die überraschende Stärke Europas. Ein Vergleich zwischen dem Nasdaq 100 und dem Euro Stoxx 50 zeigt nämlich, dass seit Mitte Februar Blue Chips der Eurozone eine bessere Performance erzielten als die amerikanischen Tech-Giganten. „Über einen Zeitraum von drei Monaten verzeichneten Blue Chips der Eurozone eine beachtliche Rendite von 11,8 Prozent im Vergleich zu 8,5 Prozent bei den US-Tech-Unternehmen. Ein schleichender Favoritenwechsel scheint stattzufinden und verdeutlicht, dass sich neben US-Tech-Aktien auch Blue Chips der Eurozone als zunehmend attraktiv erweisen“, so der Anlagestratege.
Ulrich Stephan, Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, hebt in diesem Zusammenhang auf die relative Bewertung der europäischen Aktien ab. „Seit Oktober 2022 stieg das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für den europäischen Gesamtmarkt von elf auf knapp 14 – die Gewinnprognosen sind derweil nur um elf Prozent gestiegen. Unter den Branchen stieg das KGV für konjunkturanhängige Branchen am stärksten: Transport (+106 Prozent), Bergbau und Stahl (+85 Prozent) sowie Halbleiter (+70 Prozent) führen die Liste an.“ Defensive Branchen wie Lebensmittel (−10 Prozent), Versorger (−7 Prozent) und Haushaltsgüter (±0 Prozent) hätten stagnierende oder sogar sinkende Bewertungen verbucht. Dies habe dazu geführt, dass zyklische im Vergleich zu defensiven Sektoren nicht mehr günstig bewertet sind, so Stephan. „Vorausschauend könnten Zykliker aber die Nase vorn behalten. Angesichts der sich abzeichnenden Erholung der Wirtschaft sollte das Gewinnwachstum in zyklischen Branchen stärker ausfallen als in defensiven.“
Das bringt die neue Börsenwoche (KW14-2024)
Mittwoch / Eurozone / Inflation: Die Teuerungsrate für März dürfte wenig neue Impulse für die Märkte bringen. Die Inflation im Euroraum dürfte mit 2,6 Prozent unverändert gewesen sein. Die Deka erwartet, dass die Teuerung von Lebensmitteln weiter nachlässt, während die Verbraucherpreise von Energiegütern einen nur noch geringen Rückgang im Jahresvergleich zeigen würden. „Auch bei der Kerninflation erwarten wir mit 3,1 Prozent eine Seitwärtsbewegung. Hierzu dürfte auch der frühe Termin des Osterfests beigetragen haben, der zu vorgezogenen Preiserhöhungen bei Tourismus-Dienstleistungen führt“, heißt bei der Deka.
Freitag / USA / Arbeitsmarktbericht: In den USA wird für März eine sich weiter abkühlende Dynamik am Arbeitsmarkt erwartet. Die Deka weißt bei der Prognose aber darauf hin, dass die Nettorevisionen der beiden Vormonate bereits seit mehreren Monaten erheblich ist, was die Einschätzung darüber, wie stark die Dynamik aktuell ist, erheblich erschwere. „Zudem war sowohl der Dezember als auch der Februar erheblich wärmer als sonst üblich. Hierdurch ist das Beschäftigungsniveau deutlich nach oben verzerrt. Der negative Rückpralleffekt sollte sich allerdings in Grenzen halten, da auch der März ungewöhnlich warm gewesen ist“, so die Deka.
Alle anderen Daten der Woche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Trotz der anhaltenden Rekordjagd bleiben wir bei unserer Einschätzung, dass der einfache und vor allem längste Teil der Rallye hinter uns liegt. Für Sie als Anleger von Baustein-Aktien ändert sich gar nichts. Denn: Solide ausgerichtete Investments in Aktien, die den eigenen Vermögensaufbau langfristig richten sollen, bleiben es auch – auch mit temporären Kursrückgängen. Schauen Sie sich ihre Aktien-Positionen und deren mehrjährige Chartverläufe an. Diese werden den vorherigen Satz unterstreichen.
In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),
Ihre marktEINBLICKE-Herausgeber
Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt