Fast zwei Drittel der deutschen Anleger gehen angesichts von historischen Höchstständen im DAX von weiter steigenden Notierungen aus und bleiben investiert bzw. investieren weiter. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Online-Umfrage des Bundesverbands für strukturierte Wertpapiere, die der BSW mit mehreren reichweitenstarken Finanzportalen – unter anderem auch mit marktEINBLICKE – durchgeführt hat.
Nur 12,7 Prozent reduzieren hingegen im derzeitigen Marktumfeld die Risiken im Portfolio – zum Beispiel durch defensive Anlageprodukte oder Absicherungsstrategien mit Hebelprodukten. Dagegen zeichnet sich für knapp 30 Prozent eine stärkere Korrektur ab – diese Anleger verkaufen ihre Aktienanlagen gänzlich oder teilweise (29,9 Prozent).
Was tun nahe der Allzeithochs?
Wer Baustein-Aktien hat, wird in diesen einfach investiert bleiben. Qualität ist das beste Argument, um im Depot zu bleiben und den Vermögensaufbau weiter voranzutreiben. Aber es sind eben nicht nur Baustein-Aktien in einem Depot, sondern auch Wertpapiere, die gut gelaufen sind, aber nicht diese Substanz aufweisen, um zum „who is who“ der Aktien zu gehören. Was dann, Gewinne mitnehmen, oder nicht?
„Mit strukturierten Wertpapieren können smarte Anlegerinnen und Anleger einerseits investiert bleiben und andererseits Risiken rausnehmen – Anlageprodukte wie Discount-, Express- und Bonus-Zertifikate können schon bei einer Seitwärtsbewegung attraktive Renditen erzielen und außerdem Verluste abfedern. Hebelprodukte ermöglichen die einfache Absicherung einzelner Aktien oder des gesamten Portfolios,“ sagt dazu Christian Vollmut vom BSW.
Europe first
Ein anderes Thema, nicht weniger spannend: Die Bewertungsschere zwischen US-amerikanischen und europäischen Aktien hat sich zuletzt wieder ausgeweitet. Während der STOXX 600 zu einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13,7 gehandelt wird, liegt die Bewertung des S&P 500 bei 21.
„Ein Teil dieses Unterschieds kann durch eine höhere Gewichtung von Wachstumssektoren in den USA erklärt werden – bereinigt um diesen Effekt sind US-Aktien jedoch noch immer etwa 25 Prozent teurer. Das sind 15 Prozentpunkte mehr als im langjährigen Mittel“, schrieb diese Woche Aktienexperte Ulrich Stephan von der Deutschen Bank. Der Bewertungsabschlag fällt laut Stephan besonders bei Substanzwerten wie Autoproduzenten, Banken sowie Öl- und Gasunternehmen überdurchschnittlich hoch aus. „Mit Blick auf bevorstehende Zinssenkungen und die robuste Weltkonjunktur bieten die hiesigen Subtanzwerte interessante Anlagemöglichkeiten.“
Das gerade deutsche Anleger stärker auf Europa setzen, zeigen auch die die neuesten vierteljährlichen Aktiendaten der Trading- und Investment-Plattform eToro. Die Plattform untersuchte hierbei, welche Unternehmen im Vergleich zum Vorquartal die größte proportionale Veränderung bei den deutschen Anlegern erfahren haben, und betrachtete auch die 10 meistgehaltenen Aktien auf der Plattform.
Während die Liste der am häufigsten gehaltenen Aktien an der Spitze mit Tesla und Amazon unverändert blieb, rückte der KI-Marktführer Nvidia im ersten Quartal von Platz 7 auf Platz 3 vor, da der Aktienkurs des Unternehmens seinen außergewöhnlichen Aufstieg fortsetzte und im letzten Jahr um mehr als 230 Prozent gestiegen ist.
Die Aktien-Lieblinge wechseln
Die Daten zeigen aber auch, dass die eToro-Nutzer in Deutschland im Jahr 2024 mehr Potenzial in europäischen Aktien sehen, noch vor einer weithin vorhergesagten Marktrotation weg von den USA und der Technologie hin zu Europa und den Schwellenländern. Zu den europäischen Unternehmen auf der Liste gehören der Hersteller von Medikamenten zur Gewichtsreduktion Novo Nordisk und der deutsche Rüstungswert Rheinmetall, wobei letzterer im Jahr 2024 bisher einen massiven Kurssprung von 80 Prozent verzeichnete, da die Militärausgaben aufgrund des anhaltenden Ukraine-Russland-Konflikts steigen.
Ben Laidler, globaler Marktstratege von eToro, kommentierte auch: „Noch bemerkenswerter ist der wachsende Appetit auf europäische Aktien und wir erwarten, dass sich dieser Trend im Jahr 2024 fortsetzen wird, da sich der Fokus vom lange Zeit dominierenden US-Markt auf billigere und wirtschaftlich und zinssensitivere europäische Aktien verlagert. Kleinanleger versuchen eindeutig, dem Spiel einen Schritt voraus zu sein, indem sie Positionen hinzufügen.“
Das bringt die neue Börsenwoche (KW16-2024)
Dienstag / Deutschland / ZEW-Konjunkturerwartungen: Die Stimmung der vom ZEW befragten Finanzmarktanalysten sollte im April sich weiter verbessern. Im März lag der Index mit plus 31,7 Punkten um 11,8 Punkte über dem Wert vom Februar. Im Gegensatz dazu hatte sich die Einschätzung der gegenwärtigen konjunkturellen Lage kaum verändert und war um 1,2 Punkte auf einen Wert von minus 80,5 Punkten gestiegen.
Alle anderen Daten der Woche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Die jüngsten Inflationsdaten – auch wenn wir nicht mehr hohe Rekordwerte haben – machen auch vor Ihrem Geldvermögen kein Halt. Wer den größten Teil davon irgendwo auf Sparbuch, auf Giro-, Tages- und Festgeldkonten hortet, sitzt am Ende in der klassischen „Realzinsfalle“. Die Inflation frisst Ihr verfügbares Vermögen auf, ganz still und leise.
Die Lösung kennen Sie: Um das eigene Geldvermögen langfristig anwachsen zu lassen und auch vor Teuerungsraten zu schützen, sollten Sie in Sachwerte investieren – in Baustein-Aktien von Unternehmen, die durch ihre Stellung in der Vergangenheit sehr gut durch alle Inflations- und Krisenphasen durchgekommen sind und über eine Preissetzungsmacht verfügen. Sie profitieren als Anleger langfristig vom Wachstum dieser Unternehmen und partizipieren über Dividendenausschüttungen an den Gewinnen der Konzerne.
In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),
Ihre marktEINBLICKE-Herausgeber
Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt