ATX – Fest in Familienhand

Bildquelle: Pressefoto Börse Wien

Unternehmen, die von Familien kontrolliert werden, erzielen langfristig oftmals eine bessere Aktienperformance und agieren profitabler. Diese Ergebnisse hat eine Studie von UBS Global Research hervorgebracht. Die Experten fanden zudem heraus, dass die Aktienkurse von Familienunternehmen weniger Schwankungen. Gründe dafür sind eine effizientere Unternehmensführung und ein diszipliniertes Kostenmanagement. Hinzu kommt, dass Familienunternehmen langfristig orientiert geführt und nicht auf Quartalszahlen hin optimiert werden.

An der Börse gibt es verschiedene Konzepte, die auf diesen Grundannahmen basieren. Breit angelegt ist der DAXplus Family-Index. Er umfasst neben deutschen auch internationale Firmen, bei denen die Gründerfamilie mindestens einen 25-prozentigen Stimmrechtsanteil hat oder im Vorstand oder Aufsichtsrat sitzt und mindestens einen Stimmrechtsanteil von fünf Prozent hält. In den vergangenen fünf Jahren hat der DAXplus Family 30-Index den DAX um rund 50 Prozentpunkte abgehängt. Der Tracker kommt von UniCredit onemarkets (WKN: HV1DB4 / ISIN: DE000HV1DB41).

Den Founder-run TR Index veröffentlicht der Indexanbieter Solactive, auf den BNP Paribas ein Zertifikat begeben hat (WKN: PS8CE0 / ISIN: DE000PS8CE09), für das derzeit leider nur Geldkurse gestellt werden. Der Basiswert besteht aus 30 Unternahmen, die von ihren Gründern geführt werden. Maximal zehn Aktien aus einem Sektor können im Index vertreten sein. Zudem darf der Stimmrechtsanteil der Gründer 50 Prozent nicht übersteigen. Dadurch wird gewährleistet, dass der Gründer einen hohen Einfluss behält, aber nicht vollständig entgegen der Interessen der Aktionäre handeln kann.

Ein anderer Ansatz bezieht sich auf den Solactive Global Family Owned Companies Index. Das passende Zertifikat kommt von UBS (WKN: UBS1FA / ISIN: DE000UBS1FA8). Als Basis für das Aktienuniversum dient der Global Family Business Index, den die Universität St. Gallen zusammen mit der Beratungsgesellschaft EY veröffentlicht und die 500 umsatzstärksten Familienunternehmen der Welt umfasst. Daraus werden die 50 Aktien mit der geringsten historischen Volatilität in den vergangenen zwölf Monaten ausgewählt. Die Gebühr beträgt 0,75 Prozent p.a., Dividenden werden reinvestiert.

In Österreich berechnet seit Kurzem die Wiener Börse den ATX Family Index. In den Index aufgenommen werden jene Unternehmen aus dem ATX Prime, an denen Gründerfamilien, Vorstände oder Aufsichtsratsmitglieder zwischen 25 und 75 Prozent der Aktien halten. „Familienunternehmen werden häufig für private Unternehmen gehalten, dabei sind Familienunternehmen und Börse kein Widerspruch. Im Gegenteil, mit Andritz (WKN: 632305 / ISIN: AT0000730007), Schoeller-Bleckmann (WKN: 907391 / ISIN: AT0000946652)  und Zumtobel (WKN: A0JLPR / ISIN: AT0000837307) sind drei international erfolgreiche Unternehmen im österreichischen Leitindex vertreten. Internationale Investoren begrüßen stabile Kernaktionäre“, sagt Börse-CEO Christoph Boschan.

Anleger haben die Wahl: Der ATX Family wird zum einen als Preisindex berechnet, der die reine Kursentwicklung der zugrundeliegenden Aktien widerspiegelt. Das passende Index-Zertifikat (WKN: RC0PN9 / ISIN: AT0000A203R6) hat die Raiffeisen Centrobank begeben und kommt ohne Gebühr aus. Zum anderen gibt es den Index auch in der Net-Return-Variante, der die steuerbereinigte Reinvestition der Dividenden abbildet. Der Tracker kommt von UniCredit onemarkets (WKN: HX0JTM / ISIN: DE000HX0JTM9).

Ein Beitrag von Christian Scheid. Er ist Chefredakteur von Zertifikate // Austria und freier Wirtschafts- und Finanzjournalist. Er schreibt für mehrere österreichische und deutsche Fachmagazine und -zeitungen. Sein Gratis-Newsletter ZERTIFIKATE // AUSTRIA ist mehr als lesenswert. Hier geht es zur Anmeldung.

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