Es hat sich bereits gelohnt – geht es noch weiter?

Disziplin ist ein wichtiger Teil einer erfolgreichen Börsenstrategie.

(Bildquelle: marktEINBLICKE)

Meine Strategie, die Tiefstände Ende Oktober 2023 an den Börsen zu nutzen, machte sich bezahlt! Der DAX fiel unter die 15.000 Marke und stieg bis zum Ende des ersten Quartals auf fast 18.500 – ein Plus von 26 Prozent. Dies ist das Dreifache dessen, was der DAX in seiner 36-jährigen Geschichte im Jahresdurchschnitt erzielt hat. Auch an Wall Street gab es ähnlich hohe Gewinne seit Ende Oktober. Solche weit überdurchschnittlichen Gewinne in einem Zeitraum von nur fünf Monaten sollte man entweder absichern oder sogar teilweise direkt mitnehmen nach dem Motto: Gewinnmitnahme verarmt nicht, beziehungsweise ein zu versteuernder Gewinn ist besser als ein steuerfreier Verlust! Disziplin ist ein wichtiger Teil einer erfolgreichen Börsenstrategie.

Was geht noch 2024?

Im Januar nannte ich 19.000 Punkte als mein Kursziel für den DAX in diesem Jahr. Dazu fehlten zum Ende des ersten Quartals lediglich 2,5 Prozent. Ist die 20.000 Marke trotz meiner Bedenken in der Kolumne zu Jahresbeginn doch möglich? Die kurze Antwort auf diese Frage heißt ja! Auch mein optimistisches Jahresziel von 5.250 Punkten für den S&P 500 Index, der gemessen an der Marktkapitalisierung rund 80 Prozent aller US-Werte abdeckt, wurde bereits Ende März leicht überschritten! Mein neues Indexziel erhöht sich auf 5.500 Punkte. Allerdings wird es an den Börsen in den nächsten sechs Monaten – von April bis Oktober – nicht geradlinig nach oben weitergehen, sondern mit Schwankungen von mindestens drei bis sieben Prozent. Der DAX wird dabei die 18.000 Marke mehrfach testen. Auch das Niveau von 17.000 kann dabei ins Blickfeld kommen. Einen Einbruch bis auf 16.000 Punkte schließe ich jedoch aus. Dies ist eine Chance für diejenigen, die die derzeitige Hausse verpasst haben.

Wie weit steigt der DAX noch 2024? (Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG)

Mein Optimismus für weiter steigende Börsenkurse im Jahresverlauf trotz aller Schwankungen hat folgende Gründe. Das globale Wirtschaftswachstum wird sich im zweiten Halbjahr spürbar verbessern ohne einen nachhaltigen Inflationsdruck! Die von den Notenbanken angestrebte Inflationsrate von 2,0 Prozent kann im nächsten Jahr erreicht werden. Diese Meinung vertrete ich bereits seit über einem Jahr. Die Unternehmensgewinne werden sich weiterhin verbessern, was die teilweise bereits hohe Bewertungsbasis an den Börsen rechtfertigt. Das Thema KI (Künstliche Intelligenz) wird die gesamte Welt und auch Wirtschaft in den kommenden Jahrzehnten entscheidend prägen. Ohne ausreichende Liquidität ist jedoch jede Börsenhausse limitiert. Momentan gibt es global über 20 Billionen US-Dollar (eine Eins mit 13 Nullen!), die in die Aktienmärkte fließen könnten! Wachstum, fallende Inflation und Zinsen sowie Liquidität begründen meinen Optimismus, solange die Geopolitik keinen Strich durch diese Rechnung macht!

Vorsicht auf die geopolitische Lage

Die geopolitische Lage – in der Ukraine und im Nahen Osten – hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert. Dies findet auf dem Börsenparkett jedoch bisher weniger Beachtung als die Gewinnentwicklung der Unternehmen und das Wirtschaftspotenzial im Allgemeinen. Im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine heißt meine Kritik an Europa und auch den USA: zu wenig, zu spät! Die Desinformation von Moskau darf nicht unterschätzt werden. Bereits Lenin nannte es vor über 100 Jahren die wichtigste Waffe überhaupt.

Warnungen – nicht von mir – vor einer zu hohen Inflationsrate und falschen Kreditpolitik von Seiten der Notenbanken haben sich inzwischen als falsch erwiesen. Die befürchtete Rezession wird ausbleiben! Die erste Leitzinssenkung von einem Viertel Prozent wird es unter der Führung der amerikanischen Notenbank um Jahresmitte geben. Zwei weitere Zinssenkungen in gleicher Höhe folgen im zweiten Halbjahr – so jedenfalls meine Prognose!

Wie agiert die Fed? (Bildquelle: Pressefoto Federal Reserve)

Die US-Wahlen sind bedeutsam

Die amerikanische Präsidentschaftswahl und auch die Kongresswahl Anfang November werden die globalen Aktienmärkte beeinflussen. Trotz aller Fragezeichen halte ich eine Wiederwahl von Präsident Biden weiterhin für möglich. Allerdings muss ich zugeben, dass meine politischen Prognosen in den vergangenen 45 Jahren nicht die gleich hohe Trefferquote von 75 Prozent wie an den Börsen hatten!

Meine Meinung, dass Bitcoin wertlos ist, halte ich aufrecht. Aber auch Wertloses hat einen Preis, was durchaus attraktiv sein kann. Dies ist jedoch ein eigenes Thema, das den Rahmen dieser Kolumne überschreitet, aber auf meinen Plattformen aktiv behandelt wird. Hierzu nur ein Stichwort: Der Preis von Bitcoin kann in diesem Jahr die Einhunderttausend-US-Dollar-Marke erreichen!

Ein Beitrag von Heiko Thieme
Er ist über 45 Jahre im internationalen Anlagegeschäft tätig und schrieb 16 Jahre als freier Kolumnist für die FAZ. Seit dem Jahr 1979 gibt es seine Marktanalysen und Einschätzungen sowie die älteste deutsche Börsenhotline. Heiko Thieme ist Anleger zu erreichen:
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