Investitionen an der Börse – ist (Aktien-)Sparen zum Luxus geworden?

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Wir lesen seit langem in den Medien über Niedrigzinsen, boomende Aktienmärkte und das eigene Vermögen schützen. Auch Vorsorge treffen ist ein Thema, denn wir werden alle älter, unsere Ansprüche steigen in der Regel und wir haben zudem eine längere Lebenserwartung als Menschen in früheren Generationen. Ein paar Gedanken zu Investments generell…

Geld anlegen. Bei uns in Europa herrschen keine Kriege vor. Es besteht auch keine akute Gefahr für Leib und Leben. Deutschland spielt eine wichtige Rolle in der Europäischen Union, die Wirtschaft läuft, es existiert ein Bildungs- und Sozialsystem. Aus diesem Grund ist unser Land sicherlich auch attraktiv für Flüchtlinge aus dem Ausland. Berichtserstattungen wie über Spekulationsblasen an den Aktienmärkten, Rettungsaktionen von Banken oder Finanzkrisen lassen uns eher nicht in Panik ausbrechen, so dass in uns Fluchtgedanken aufkommen und wir rasch Vorbereitungen treffen, um auszuwandern.

Geld anlegen in einzelne Wertpapiere oder Wertpapiersparpläne, oder sogar bewusst spekulieren, um Chancen zu nutzen, das angesparte Geld auf diese Weise zu vermehren, dies hört sich freilich interessant an. Zu berücksichtigen ist allerdings: Wer Geld dazugewinnen will, der muss schon Geld haben. Als Startkapital oder Einsatz. Wertpapiere, Rohstoffe und sogenannte Kryptowährungen unterliegen Preisschwankungen. Es gibt eine Vielzahl von Finanzprodukten in verschiedenen Anlageklassen und Risikoeinstufungen und somit sind reichlich Auswahlmöglichkeiten vorhanden.

Wer kann das bezahlen, wer hat so viel Geld? Mir wurde als Kind mit auf den Weg gegeben, dass ich immer 3 Monatsgehälter auf der Seite haben sollte. Ein Notgroschen für schlechte Zeiten oder unvorhergesehene Ereignisse. Zum Anlass der Volljährigkeit und des Berufsbeginns wurde ich kontaktiert von Banken und Finanzunternehmen. Vermögenswirksame Leistungen, Lebensversicherung, Bausparvertrag, Sparpläne, betriebliche Altersvorsoge; all dies waren für mich neue und bedeutende Themen.

Später wurde die Riester-Rente eingeführt, wobei staatliche Förderung eine Rolle spielt. Zu jener Zeit gab es noch die Deutsche Mark und die Zinsen waren weitaus höher. Heute gibt es den Euro, keine bis mickrige Zinsen für´s angesammelte Geld auf dem Konto und wenigstens gefühlt ist alles teurer geworden.

Ist Sparen zum Luxus geworden? Im Laufe der Jahre habe ich mir sicherlich nicht eingebildet, dass vieles teuer geworden ist. Die Kosten für manche Lebensmittel, Bekleidung oder Gastronomiebesuche sind gestiegen, ebenso die Preise für Fahrkarten zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Meine Versicherungsprämien werden manchmal sogar jährlich angehoben und Ausgaben für Benzin und Energiebezug kann ich nicht als billig bezeichnen. Vor nicht allzu langer Zeit wurde aufgrund einer eingeführten Saunasteuer der Eintrittspreis für das Schwimmbad erhöht und die nächste Verteuerung der Zigarettenpreise steht auch schon wieder an. Dies nur als Beispiele.

Nicht alle Menschen beziehen ein ansprechendes Gehalt oder gar ein Top Einkommen, so dass sie möglichst regelmäßig eine schöne Summe Geld auf die Seite zurücklegen können. Da reicht es oftmals gerade zum Leben und mit etwas Glück für einen Jahresurlaub, insbesondere wenn noch eine Familie mitversorgt werden muss. Gewisse Ausgaben fallen jeden Monat oder in regelmäßigen Abständen an und müssen pünktlich bezahlt werden, ob man will oder nicht.

Was ist denn eigentlich „viel Geld“? Das ist relativ. Für einen Sozialhilfeempfänger dürften beispielsweise 100 Euro eine höhere Summe darstellen, während ein Angestellter oder Rentner vielleicht eine Summe von 1.000 Euro benennen würde und ein leitender Angestellter eventuell 10.000 Euro.

Junge Menschen am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn oder noch im Studium: wo liegen deren Prioritäten? Fangen die früh an, ihr frei verfügbares Geld in einen langfristigen Vermögensaufbau zu stecken oder ans Alter zu denken, oder wollen die vorzugsweise erstmal das Leben genießen? Freizeit kostet Geld – und auch das Reisen, die Anschaffung von cooler Kleidung, einem schicken Auto oder moderner elektronischer Ware. Bei jungen Singles oder Familien könnte der Traum vom Eigenheim vielleicht eine große Rolle spielen.

Die Finanzierung ist langfristig ausgelegt, durch Ratenzahlung wird der Traum abbezahlt und damit dürfte das monatlich zur Verfügung stehende Geld um einiges weniger sein. Was sind die Ziele von Menschen, die sich im Herbst oder Winter ihres Lebens befinden? Ob diese Personen ihr Geld (spekulativ) anlegen an der Börse oder es lieber auf dem Konto belassen trotz Nullzinsen? Meine Gedanken lauten:

bei Ausübung einer Vollzeittätigkeit oder Bezug einer Rente mit wenigstens solidem monatlichen Geldeingang und nicht-horrenden Ausgaben, da könnte durchaus gespart werden oder am Börsenleben teilgenommen werden. Arbeitskräfte, die sich in einem zeitlich befristeten Arbeitsverhältnis befinden oder Leiharbeiter dürften vermutlich eher auf Sicherheit bedacht sein. Und was ist mit vielen Rentnern, arbeitslosen Menschen oder Sozialhilfeempfängern in unserer Gesellschaft? Kaufen diese Menschen Anlageprodukte wie Aktien?

Fazit: Die Realität. Die Zahl der Tafeln in Deutschland ist stetig angestiegen in den vergangenen Jahren. Regelmäßig werden bis zu 1,5 Millionen Menschen unterstützt. Sowohl das arme deutsche Mütterlein, die junge Frau mit ihren Kindern als auch wie man am aktuellen Beispiel der Essener Tafel erkennen kann: die Gäste in unserem Land. Ist das eigentlich dauerhaft oder nur temporär? Geldanlage und alltäglicher Lebensgenuss hat sicherlich für Menschen unterschiedlichste Bedeutungen.

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